Fußballschule am Meer Bd. 2 - Teufelskick um Mitternacht
raunte Brit ihm zu und deutete hinüber zum Hauptplatz, wo am Sonntag die Erste gespielt hatte. An der Anzeigentafel, die manuell bedient wurde, stand immer noch das Endergebnis zu lesen, und auf der Uhr, die zwischen den beiden Dreien hing, war deutlich zu erkennen, dass die Kicker keineswegs zu spät gekommen waren.
«Was hat er denn?», fragte Finn flüsternd.
«Keine Ahnung.» Brit zuckte mit den Schultern. «Und was meint er damit, wie wir aussehen …? Was hat er erwartet? Dressmen und Models?»
Finn versuchte, sein grinsendes Gesicht zu verstecken – leider vergeblich.
«Was gibt es denn da zu lachen?!», wurde er sofort von Timo Berger angeschrien. «Ihr seht aus wie ein Sauhaufen! Jeder trägt, was er will! Aber damit ist ab sofort Schluss! Ihr seid Mitglieder des FC Norder … dings, äh, … dünen! Des FC Norderdünen! Und ich will, dass ihr künftig auch so ausseht. Ab morgen erscheint ihr in den Trainingsanzügen, die der Verein euch zur Verfügung gestellt hat. Ist das klar?!»
Dennis, ausgerechnet Dennis traute sich, Timo Berger Paroli zu bieten.
«Wir haben die Trainingsanzüge und die anderen Sachen aber doch noch gar nicht bekommen», erklärte er mit einer fast weinerlichen Stimme.
«Wie?» Timo Berger schaute flüchtig zu Didi und Torben, die sich links und rechts von ihm aufgebaut hatten. Wie zwei Pfleger, die jederzeit bereit waren, einen cholerischen Patienten ruhigzustellen. Noch hielten sich die beiden Trainer zurück, aber die Blicke, mit denen sie den Ex-Profi bedachten, als sie mit einem sparsamen Nicken Dennis’ Aussage bestätigten, sprachen Bände.
«Ach so – äh, okay …» Timo Berger brauchte nur kurz, um sich zu sammeln. «Kein Grund zu heulen!»,herrschte er Dennis an. «Und auch kein Grund, hier rumzulaufen wie auf einer Papageienparty. Die Vereinsfarben sind Blau und Weiß, also kommt ihr auch in Blau-Weiß zum Training. Und zwar pünktlich! Wenn das Training um 16 : 30 Uhr beginnt, heißt das nicht, dass ihr um 16 : 30 Uhr auf dem Platz sein sollt!»
«Nicht?», fragte Julia irritiert.
«Nein! Das heißt, dass ihr um 16 : 15 Uhr anfangt, euch warm zu laufen, damit ihr pünktlich um 16 : 30 Uhr mit dem Training beginnen könnt!»
«Wie – warm laufen?», fragte Filip. «Etwa Runden drehen um den Platz?!»
«Warum denn nicht?! Oder ist sich der Herr etwa zu schade dafür?»
«Nein, aber …»
«Niemand dreht mehr zum Warmlaufen irgendwelche öden Runden um den Platz», unterbrach ihn Brit. «Das ist Training von vorgestern!»
«Na und?! Es hat mir früher nicht geschadet, Runden zu drehen, also wird es euch auch nicht schaden», behauptete der Ex-Profi. «Also los, und zwar mit ein bisschen Tempo, wenn ich bitten darf!»
Niemand rührte sich. Alle standen um den Anstoßkreis herum und schauten entweder unangenehm berührt zu Boden oder hilfesuchend zu ihren beiden Trainern.
Torben, der für die Kondition zuständig war, hatte genug.
«Hören Sie, Herr Berger …», begann er sehr vorsichtig, doch der Ex-Fußballstar fiel ihm sofort ins Wort.
«Nein! Ich weiß, dass sich die Zeiten geändert haben, aber das bedeutet noch lange nicht, dass früher alles schlecht war!»
«Das hat doch auch keiner gesagt», mischte Didi sich ein.
«Aber gedacht!», empörte sich der ehemalige Hamburger. «Diese Mannschaft hat keine Disziplin! Diese Mannschaft ist gar keine Mannschaft, das ist ein Chaoshaufen!»
«Herr Berger, die Jungs und Mädchen sind heute den ersten Tag hier», erklärte Didi und versuchte so, ihn zu beruhigen. «Sie haben noch nie zusammen trainiert, sie können also noch gar keine Mannschaft sein. Bitte, beruhigen Sie sich wieder, ja?»
«Wollt ihr mir etwa in den Rücken fallen?» Der Ex-Fußballstar stemmte die Hände in die Hüften und starrte die beiden Trainer an. «Aber damit kommt ihr nicht durch! Hier weht jetzt ein anderer Wind. Ich bin gekommen, um den Saustall aufzuräumen. Und als Erstes verschwinden die Mädchen!»
Es verging eine Schrecksekunde, bevor alle verstanden hatten, was Timo Berger gerade gesagt hatte. Beziehungsweise geschrien.
«Was soll das heißen?», fragte Dani und musste beinahe lachen. Ernst nehmen konnte sie ihr Ex-Vorbild nicht mehr.
Der ehemalige Fußballprofi drehte sich zu ihr herum.
«Ihr sollt doch nicht mit dem Fußballspielen aufhören», versuchte er zu erklären. «Ich will nur, dass ihr nicht mehr zusammen mit den Jungs trainiert. Spätestens im
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