Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
langen blonden Haaren und ihrer fröhlichen, unkomplizierten und manchmal auch ziemlich chaotischen Art die Jungs reihenweise verrückt machte. Es gab kaum einen in der Fußballschule, bei dem sie in der Rangliste nicht ganz oben stand. Finn gehörte zu diesen seltenen Exemplaren, was vor allem daran lag, dass er überhaupt keine Mädchen-Hitliste führte. «Wir wollen nichts anderes, als euch nackt sehen!»
«Das ist doch überhaupt der einzige Grund, warum Mädchen Fußball spielen», sagte Julia. Ihre Stimme klang plötzlich ganz anders, wie das Schnurren einer Katze, und Finn hatte den Eindruck, dass sie längst dabei war, Luca mit ihren Blicken auszuziehen! «Wusstet ihr das etwa nicht?»
«Schade, dass es bis zum nächsten Training noch so lange dauert», sagte Brit. «Ich könnte mir schon wieder nackte Jungs ansehen!»
Sie betonte dabei ihre ohnehin schon dunkle, raue Stimme noch zusätzlich und betrachtete Finn mit einem ähnlichen Blick wie eben Julia seinen Freund und Bruder. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und er wusste nicht, wohin mit seinen Händen – und dem restlichen Körper. Den anderen Jungs erging es ganz offensichtlich keinen Deut besser!
Die Mädchen grinsten. Sie hatten ihr Ziel offenbar erreicht und den Jungs mit ihrer aggressiven Anmache den Wind komplett aus den Segeln genommen und sie mundtot gemacht. Die vier fühlten sich von so viel weiblicher Power in ihren Sesseln wie festgetackert und wussten weder, wie ihnen geschah, noch, was sie tun sollten.
Und sie hatten es immer noch nicht überstanden!
Dani, die in den Mädchen-Hitlisten auch immer sehr viele Punkte ergatterte, obwohl sie es im Gegensatz zu Charly gar nicht unbedingt darauf anlegte, dass die Jungs sie sexy fanden, schaute die vier männlichen «Pappnasen» der Reihe nach an. Ihr Blick war abschätzig, überlegen, fast ein bisschen von oben herab.
«Ich hätte da eine Idee», sagte sie dann, und ihre Stimme klang wie bei den anderen Mädchen plötzlich ganz anders als sonst. Nicht wie auf dem Fußballplatz oder im Unterricht, sondern irgendwie – interessanter! Vielleicht so, wie eine Hexe heutzutage sprechen müsste, wenn sie Kinder in ihr Pfefferkuchenhaus locken wollte.Wobei es natürlich keine alte, hässliche Hexe mit runzeliger Haut und einer Warze auf der Nase sein dürfte, sondern eine junge, attraktive!
«Und?», fragte Brit, weil keiner der Jungs auch nur ein Wort herausbrachte.
Dani winkte ab.
«Vergiss es», sagte sie. «Die trauen sich ja doch nicht.»
Luca reagierte, wie ein Junge auf diesen Satz nur reagieren kann.
«
Was
trauen wir uns nicht?», fragte er.
«Ihr redet immer von nackt duschen und macht uns damit ganz … neugierig», sagte Dani.
«Und kribbelig», flüsterte Charly gerade so laut, dass alle es hören konnten.
Die vier Jungs vergaßen zu atmen.
«Aber nach dem Training duscht jeder immer nur allein auf seinem Zimmer, und bei unserem bislang einzigen Auswärtsspiel hatten wir getrennte Umkleideräume.» Jetzt klang Danis Stimme wie die eines kleinen Mädchens, das sich schon seit Jahren einen echten Hund wünscht, aber bislang noch nicht einmal ein Stofftier zum Kuscheln bekommen hat.
«Genau», sagte Julia. «Das ist unfair!»
«Grmpf», machte Luca und räusperte sich, bevor er mit immer noch belegter Stimme fragte: «Und? Was schlagt ihr vor?»
Die Mädchen schauten sich an und grinsten triumphierend.
«Wir könnten zusammen baden», sagte Dani dann.
«In der Nordsee?», fragte Finn und musste sofort an die zwei Wochen in der Fußballschule während der Sommerferien denken. Gleich in der ersten Nacht hatte es mit Dennis Probleme gegeben, und Finn war deshalb hinunter an den Strand gegangen. Dort hatte er Brit getroffen, die im Schutz der Nacht im Meer mit ihm baden wollte. Nackt! Aber auch an der Nordseeküste wird es im Sommer nachts nicht ganz dunkel, und Finn hatte es sich damals absolut nicht vorstellen können, sich jemals vor jemand anderem auszuziehen. Hals über Kopf hatte er die Flucht ergriffen!
In der Zwischenzeit war jedoch eine Menge passiert. Finn war etwas lockerer und selbstbewusster geworden, und außerdem waren die Nächte mittlerweile sehr viel dunkler als im Hochsommer. Vielleicht würde er sich trauen!
Doch Dani hatte andere Pläne.
«Nicht in der Nordsee», sagte sie. «Wozu haben wir einen Swimmingpool?»
«Etwa draußen?», fragte Finn entsetzt. Nicht weil es ihm zu kalt gewesen wäre, sondern weil viele Zimmer nach hinten hinaus lagen.
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