Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
abkaufen würde. Also spielte sie lieber quer über den ganzen Platz zu Luca. Der passte sofort weiter nach vorne zu Antonia. Die Stürmerin schaute, ob sie eine Schusschance hatte, aber sie war noch zu weit vom Tor entfernt. Statt zu schießen, passte sie zurück zu Brit, die inzwischen nach vorne gelaufen war – langsam, natürlich. Brit passte zu Charly, die zurück zu Brit, Brit zu Antonia – und die ließ den Ball zwischen ihren Beinen hindurchlaufen und brachte so erneut Luca ins Spiel, der aus zehn, vielleicht zwölf Metern Entfernung keine Mühe mehr hatte, seinen zweiten Treffer zu erzielen!
Diesmal unterdrückten die «Pappnasen» ihren Torjubel nicht. Sie rissen die Arme hoch, liefen auf den Torschützen zu und feierten ihn, während die Trainerin der Fortuna am Spielfeldrand einen Tobsuchtsanfall bekam!
«Ihr seid zu blöd!», schrie sie ihre Spieler an. Damit hatte sie zwar nicht ganz unrecht, denn die Fortunen hatten nur tatenlos zugesehen, als die Norderdüner Kicker ihr schnelles Passspiel aufzogen. Trotzdem war es natürlich nicht in Ordnung, die eigenen Spieler derart zu beschimpfen. Das sah wohl auch der Schiedsrichter so, der erst vergeblich versuchte, sie zu beruhigen, und ihr dann die rote Karte zeigte. Die Trainerin musste den Platz verlassen!
«Passt jetzt gefälligst besser auf!», schrie sie ihren Spielern noch zu, während sie am Spielfeldrand entlang in Richtung Clubheim marschierte. «Die sind nicht annähernd so fertig, wie sie tun!»
Doch diese Erkenntnis kam viel zu spät. Die «Pappnasen» schalteten sofort um von «total kaputt» auf «hochmotiviert» – jedenfalls die, die es konnten –, und die Fortunen gaben spätestens nach dem 3 : 0 ihre Gegenwehr komplett auf.
Dieses dritte Tor fiel gleich im Anschluss an den erneuten Anstoß der Fortunen. Finn hatte sich gar nicht erst in die eigene Abwehr zurückgezogen, sondern war in der Nähe der Mittellinie geblieben. Sofort nach demAnstoß stürmte er nach vorne, um den Gegnern den Ball abzujagen. Es war leichter, als einem Dreijährigen in der Sandkiste die Schaufel wegzunehmen! Die Zwerge wehrten sich wenigstens. Die Fortunen hingegen standen wie Slalomstangen auf dem Platz, und Finn umkurvte sie wie im Training. Ungehindert drang er in den Strafraum ein – und bewies eindrucksvoll, dass der Spruch «Abwehrspieler sind keine Stürmer» seine Berechtigung hatte. Beinahe verstolperte er nämlich noch das sichere dritte Tor!
Dabei fing Finn es eigentlich ganz souverän an. Er lief auf den Torwart zu, täuschte links an, täuschte rechts an, machte eine erneute Finte nach links und wollte dann endgültig rechts am Torhüter vorbeigehen. Doch dabei kam er irgendwie mit seinen Beinen durcheinander. Finn stolperte, ging zu Boden und berührte dabei mit seinem rechten Knie den Ball so, dass er langsam auf das Tor zurollte. Finn fluchte. Doch der Torwart schien durch die beiden Gegentreffer immer noch geschockt zu sein. Zumindest zeigte er sich genauso bewegungsunfähig wie seine Vorderleute. Als er endlich umfiel, war es längst zu spät. Der Ball hatte bereits die Torlinie überquert und lag hinter ihm im Netz.
Finn sah es, aber er glaubte es nicht. Der Ball konnte nicht drin sein. Das war unmöglich. Kein Torwart auf der Welt ließ so ein Ding rein! Aber dann kamen plötzlich alle Mitspieler angerannt, warfen sich auf ihn und feierten sein unfassbares 3 : 0!
Natürlich war eine Führung in dieser Höhe bereits die Vorentscheidung, zumal die Fortunen nicht den Eindruckmachten, dass sie selbst noch daran glaubten, das Spiel in der zweiten Hälfte drehen zu können. Sie schlichen über den Platz, als wären
sie
mit der Fähre in den Sturm geraten und nicht ihre Gegner.
In der zweiten Halbzeit wollten die «Pappnasen» ihren komfortablen Vorsprung nur noch über die Zeit retten und spielten deshalb aus einer verstärkten Abwehr heraus. Filip und Alex bildeten dabei zusammen mit Finn die neue Dreier-Abwehrkette, während Brit und Luca weiterhin im Mittelfeld agierten. Nur Dani sorgte für Ärger, als sie sich hartnäckig weigerte, wie die anderen über ihre Grenzen zu gehen und trotz der katastrophalen Anreise aufzulaufen. Demonstrativ zog sie sogar ihre Fußballschuhe aus!
«Geht das schon wieder los?», fragte Finn die neben ihm sitzende Brit leise, und auch die anderen Spieler konnten ihre Enttäuschung über Danis Verhalten kaum verbergen. Doch es war keine Zeit, um lange mit der etatmäßigen Stürmerin zu
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