Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
hatte er kaum ein Auge zugemacht.
Nachdem sie am Abend in der Fußballschule angekommen waren, hatte Manni sich noch viel Zeit für ihn genommen. Er sprach mit ihm über das Leben und den Tod, die alte Frau Möller und was sie für Finn bedeutet hatte. AuchFrau Liebmann, die Ärztin des Internats, kam vorbei und bot an, ihm etwas zur Beruhigung zu geben. Aber Finn lehnte ab. Er wollte nicht künstlich beruhigt werden.
Später in der Nacht, als er jedes Mal, wenn er die Augen zumachte, Oma Möller vor sich sah und sogar ihre Stimme hörte und deshalb mit dem Einschlafen Schwierigkeiten hatte, ärgerte er sich über seine Entscheidung. Vielleicht hätten die Tabletten ja auch etwas gegen diese extrem lebendig wirkenden Erinnerungen ausrichten können!
Zuvor war er jedoch noch froh gewesen, dass er die Medikamente nicht genommen hatte und wach war, als Luca aus dem Billardraum zurückkam, wo er sich noch mit den anderen «Pappnasen» getroffen hatte.
«Sie haben es getan!», rief er Finn schon aufgeregt zu, als er noch nicht einmal richtig im Zimmer war. «Sie haben unseren ersten Pflichtspielsieg gefeiert und alle zusammen nackt gebadet!»
«Oh», machte Finn. «Ohne uns?»
«Wie?», sagte Luca überrascht. «Hättest du dabei etwa mitgemacht?»
Die Frage war absolut berechtigt. Als Charly einige Wochen zuvor vorgeschlagen hatte, den ersten Sieg der «Pappnasen» mit einem gemeinsamen Nacktbaden im Hallenbad der Fußballschule zu feiern, hatte Finn sich nämlich noch vehement dagegen gesträubt. Doch in der Zwischenzeit war einiges passiert. Natürlich war er noch lange nicht der lockerste 1 2-Jährige von ganz Ostfriesland, und er fand die Vorstellung immer noch nicht superangenehm,dass andere ihn nackt sehen könnten. Trotzdem war er enttäuscht, dass die Mannschaft damit nicht auf ihn und Luca gewartet hatte. Sie gehörten doch auch dazu und hatten durch ihre Tore sogar erheblichen Anteil daran, dass sie endlich das erste Spiel gewonnen hatten!
«Ich auch», sagte Luca. Seine Augen leuchteten. «Ich hätte Charly gern nackt gesehen!»
«Oder Dani», nannte Finn das zweite Mädchen der «Pappnasen», das körperlich schon ziemlich weit entwickelt war.
«Dani hat nicht mitgemacht», sagte Luca. «Brit hat erzählt, dass sie ihre Koffer packt. Sie wartet nur auf das Wochenende, wenn ihre Eltern herkommen, und dann will sie mit ihnen nach Hause fahren.»
«Was?!», rief Finn.
«Sie hat Heimweh, hat Brit gesagt. Bestimmt war sie deswegen in letzter Zeit so merkwürdig drauf.»
«Aber … das geht doch nicht», sagte Finn bestürzt. «Ohne Dani sind wir nicht mehr die ‹Pappnasen›!»
«Wir haben auch schon überlegt, was wir tun könnten, um Dani davon zu überzeugen, doch noch hierzubleiben», sagte Luca. «Aber gegen heftiges Heimweh gibt es wahrscheinlich kein Heilmittel.»
«Mann, das ist ja der Hammer! Da bin ich einmal nicht dabei …», sagte Finn. «Ist sonst noch was passiert?»
«Nein … – ach, doch: Der Präsident hat uns wieder im Billardraum besucht. Er hat gefragt, ob wir schon eine Mannschaft für das Fußballspiel am ‹Tag der offenen Tür› gefunden haben.»
Oh Gott, der «Tag der offenen Tür». Den hatte Finn in den vergangenen Stunden komplett vergessen! Vielleicht sollte er sich von der Ärztin eine ganze Packung der Beruhigungstabletten geben lassen und das Wochenende durchschlafen!
«Was habt ihr Herrn Petersen gesagt?», fragte er, um sich von den Gedanken an seinen Vater abzulenken.
«Dass die Hamburger Klasse für ein Fußballspiel leider nicht zur Verfügung steht», sagte Luca.
«Nett formuliert», meinte Finn schmunzelnd.
«Ja, nett formuliert.» Luca lachte kurz und verächtlich. «Das ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass wir immer noch keinen Gegner gefunden haben.»
«He, das ist doch nicht deine Schuld!»
«Ach nein?»
«Nein», sagte Finn. «Mach dir bloß keine Gedanken. Wir werden schon noch ein Team finden, das gegen uns spielen will.»
«Dann müssen wir uns aber beeilen», sagte Luca. «Herr Petersen will bis morgen Abend wissen, gegen wen wir antreten, ansonsten fällt das Spiel aus!»
«Oh», machte Finn zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten.
«Genau», sagte Luca. «So, und jetzt gehe ich ins Bett und träume was Schönes.»
«Von Julia?», konnte Finn sich nicht verkneifen zu fragen.
«Ja, von Julia auch», sagte Luca. Er grinste breit, löschte das Licht und verzog sich in seine Ecke des Zimmers, woein paar Augenblicke
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