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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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und kommt zurück. »Hier. Siehst du?
    Den setzt du auf...«
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RUSSIAN HILL
    ie Wohnung ist groß, und es gibt nichts darin, was nicht von Dpr aktischem Nutzen wäre.
    Folglich sind die dunklen Hartholzfußböden nackt und sehr sorgfältig gefegt.
    Er sitzt auf einem teuren, halb intelligenten schwedischen Bürodrehstuhl und schärft sein Messer.
    Das ist eine Aufgabe (er betrachtet es als eine Pflicht), die Leere erfordert.
    Er sitzt an einem im 19. Jahrhundert gefertigten Nachbau eines Refektoriumstisches aus dem 17. Jahrhundert. Fünfzehn Zentimeter vom vorderen Rand entfernt sind mit einem Laser in ganz bestimmtem Winkel zwei dreieckige Höhlungen ins Walnussholz gefräst worden. In diese hat er zwei dreiundzwanzig Zentimeter lange, graphitgraue Keramikstangen von dreieckigem Querschnitt eingepasst, und zwar so, dass sie einen spitzen Winkel bilden.
    Diese Honahlen passen genau in die lasergefrästen Vertiefungen und lassen sich keinen Millimeter bewegen.
    Das Messer liegt vor ihm auf dem Tisch, die Klinge zwischen den Keramikstangen.
    Als es Zeit ist, nimmt er es in die linke Hand und legt die Klinge mit dem unteren Rand an die linke Honahle. Er zieht es herunter und zu sich heran, eine einzige, zügige, sichere Bewegung. Er horcht auf ein Anzeichen von Unvollkommenheit, obwohl das nur dann der Fall sein könnte, wenn er einen Knochen getroffen hätte, und es ist viele Jahre her, dass das Messer einen Knochen getroffen hat.
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    Nichts.
    Er atmet aus, atmet ein, legt die Klinge an die rechte Honahle.
    Das Telefon klingelt.
    Er atmet aus. Legt das Messer wieder auf den Tisch, mit der Klinge zwischen den Honahlen. »Ja?«
    Die Stimme, die aus mehreren verborgenen Lautsprechern kommt, kennt er gut, obwohl es fast ein Jahrzehnt her ist, dass er sich mit dem Sprecher im selben physischen Raum befunden hat.
    Er weiß, dass die Worte, die er hört, von einer winzigen, absurd teuren, fleißigen Immobilie irgendwo im Satellitenschwarm des Planeten kommen. Es ist eine Direktübertragung und hat nichts mit der amorphen Wolke gewöhnlicher menschlicher Kommunikation zu tun. »Ich habe gesehen, was du letzte Nacht auf der Brücke getan hast«, sagt die Stimme.
    Der Mann schweigt. Er trägt ein Hemd aus sehr feinem grauem Flanell mit zugeknöpftem Kragen, aber keine Krawatte. Die Dop-pelmanschetten sind mit schlichten runden Knöpfen aus sand-gestrahltem Platin geschlossen. Er legt die Hände auf die Oberschenkel und wartet.
    »Sie denken, du seist verrückt«, sagt die Stimme.
    »Was sind das für Leute, die für dich arbeiten und dir so etwas erzählen?«
    »Kinder«, sagt die Stimme. »Hart und clever. Die besten, die ich finden kann.«
    »Wozu machst du dir die Mühe?«
    »Ich weiß gern Bescheid.«
    »Du weißt gern Bescheid«, sagt der Mann und rückt die Bügelfalte oben an seinem linken Hosenbein zurecht, »aber weshalb?«
    »Weil du mich interessierst.«
    »Hast du Angst vor mir?« fragt der Mann.
    »Nein«, sagt die Stimme, »ich glaube nicht.«
    Der Mann schweigt.
    »Warum hast du sie umgebracht?« fragt die Stimme.
    »Sie sind gestorben«, sagt der Mann.
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    »Aber warum bist du dort gewesen?«
    »Ich wollte mir die Brücke ansehen.«
    »Sie denken, du seist dorthin gegangen, weil du wusstest, dass du jemanden anlocken würdest, jemanden, der dich angreifen würde. Um ihn dann zu töten.«
    »Nein«, sagt der Mann mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme, »sie sind gestorben.«
    »Aber du warst verantwortlich dafür.«
    Der Mann zuckt die Achseln. Er schürzt die Lippen. Dann: »So etwas kommt eben vor.«
    »Dumm gelaufen, haben wir früher immer gesagt. Meinst du das?«
    »Dieser Ausdruck ist mir unbekannt«, sagt der Mann.
    »Ist lange her, dass ich dich um Hilfe gebeten habe.«
    »Das ist das Ergebnis des Reifeprozesses, würde ich meinen«, sagt der Mann. »Du neigst jetzt weniger dazu, dich dem Lauf der Dinge entgegenzustemmen.«
    Jetzt verstummt die Stimme. Das Schweigen zieht sich in die Länge. »Das hast du mir beigebracht«, sagt sie schließlich.
    Als der Mann sicher ist, dass das Gespräch zu Ende ist, nimmt er das Messer und legt die Klinge mit dem unteren Rand ans obere Ende der rechten Honahle.
    Er zieht es zügig auf und ab.
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ZWEI LICHTER HINTEN DRAN
    ie fanden einen dunklen Laden, der den Eindruck erweckte, Sals ragte er teilweise über das ehemalige Brückengeländer hinaus. Er war nicht sehr tief, aber lang; der Tresen befand sich an der Brückenseite, und gegenüber

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