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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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boten lauter nicht zueinander passende Fenster einen Blick nach Süden, über die Piers zum China
    Basin.
    Die
    mit
    vergilbenden,
    durchsichtigen
    Silikonklumpen in ihre Rahmen gekitteten Scheiben waren schmutzig.
    Creedmore, der mittlerweile wieder bei verblüffend klarem Verstand, ja sogar richtig freundlich war, stellte seinen Begleiter, den fleischigen Mann, als Randall James Branch Cabell Shoats aus Mobile, Alabama, vor. Shoats sei Session-Gitarrist in Nashville und anderswo, erklärte er.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Rydell. Shoats’
    Händedruck war kühl, trocken und sehr weich, aber Rydell spürte die präzisen, steinharten Schwielen; die Hand des Mannes fühlte sich an wie ein Kinderhandschuh mit rauhen Noppen.
    »Freunde von Buell immer«, erwiderte Shoats ohne ersichtli-che Ironie.
    Rydell warf Creedmore einen Blick zu und fragte sich, welche Senke oder Hochebene der Gehirnchemie der Mann gerade durchquerte und wie lange es dauern würde, bis er beschloss, wieder in eine andere Region zu wechseln.
    »Ich muss dir dafür danken, was du da vorhin getan hast, Buell«, sagte Rydell, denn das stimmte. Es stimmte aber auch, dass Rydell nicht so recht wusste, ob man wirklich sagen konnte, Creedmore habe es getan, ob es nicht besser heißen müsste, er sei 130
    es gewesen, aber nach Lage der Dinge sah es so aus, als wären Creedmore und Shoats genau zur rechten Zeit gekommen, obwohl Rydells Erfahrungen mit Lucky Dragon ihm sagten, dass die Sache noch keineswegs ausgestanden war.
    »Alles Arschgeigen«, sagte Creedmore. Es klang wie ein allgemeiner Kommentar zum Lauf der Welt.
    Rydell bestellte eine Runde Bier. »Hör mal, Buell«, sagte er, »kann sein, dass sie uns wegen dem, was da passiert ist, noch suchen kommen.«
    »Und wenn schon? Wir sind hier, diese Arschgeigen dort.«
    »Na ja, Buell«, Rydell tat sich selbst gegenüber so, als müsste er das einem störrischen Sechsjährigen erklären, der absichtlich den Beschränkten spielte, »ich hatte gerade dieses Päckchen hier abgeholt, bevor wir unsere kleine Auseinandersetzung hatten, und dann hast du dem Wachmann eins in die Wampe gegeben.
    Der wird nicht sonderlich glücklich darüber sein, und womöglich erinnert er sich dran, dass ich dieses Päckchen bei mir hatte.
    Großes GlobEx-Logo hier drauf, siehst du? Er braucht also bloß in den GlobEx-Unterlagen nachschauen, dann kriegt er ein Video, einen Stimmabdruck oder sonst was von mir. Die kann er der Polizei geben.«
    »Der Polizei? Wenn das Arschgesicht Ärger haben will, kann es ihn gern kriegen, klar?«
    »Nein«, sagte Rydell, »das wird nichts nützen.«
    »Tja«, sagte Creedmore und legte Rydell die Hand auf die Schulter, »dann besuchen wir dich, bis du wieder raus kommst.«
    »Nein, Buell«, sagte Rydell und schüttelte die Hand ab. »Ich glaub nicht, dass er zur Polizei geht. Er wird eher raus finden wollen, für wen wir arbeiten und ob er uns mit guten Aussichten verklagen kann.«
    »Dich verklagen?«
    »Uns.«
    »Hm.« Creedmore verdaute das. »Dann steckst du ja übel in der Klemme.«
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    »Vielleicht auch nicht«, sagte Rydell. »Kommt auf die Zeugen an.«
    »Schon klar«, sagte Randy Shoats, »aber ich müsste mit meinem Label sprechen, mal sehen, was die Anwälte sagen.«
    »Mit Ihrem Label«, sagte Rydell.
    »Genau.«
    Das Bier kam, braune, langhalsige Flaschen. Rydell trank einen Schluck. »Ist Creedmore auf Ihrem Label?«
    »Nein«, sagte Randy Shoats.
    Creedmore blickte von Shoats zu Rydell und wieder zurück.
    »Ich hab ihm bloß eine gedröhnt, Randy. Hab ja nicht gewusst, dass das was mit unserem Deal zu tun hat.«
    »Hat’s auch nicht«, sagte Shoats, »solange du ins Studio gehen und aufnehmen kannst.«
    »Verflucht, Rydell«, knurrte Creedmore, »hat mir grade noch gefehlt, dass du hier ankommst und so ‘ne Scheiße baust.«
    Rydell, der unter dem Tisch an seinem Matchbeutel herum-fummelte, die Hüfttasche herausholte und aufmachte, sah Creedmore an, sagte jedoch nichts. Er fühlte das Kraton-Heft des Ke-ramikschnappmessers. »Augenblick, Jungs«, sagte er, »ich muss mal auf’n Pott.« Er stand auf, die GlobEx-Box unterm Arm und das Messer in der Tasche, und ging die Kellnerin fragen, wo die Herrentoilette war.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag saß er auf dem Klo, ohne zu müssen. Dieses war erheblich geruchsintensiver als das Vorige. Er hatte noch nie so provisorische sanitäre Anlagen gesehen wie hier, versiffte Bündel transparenter Schläuche, die sich

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