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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Weswegen?«
    »Wegen ‘nem Van«, sagte Chevette.
    »Mädchen«, sagte er und zog die Augenbrauen hoch, »du bist echt deep.«
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27
    ZIMMER MIT FRÜHSTÜCK
    ydell sah, dass es hier auf der unteren Ebene dunkel war. Auf Rder schmalen, belebten Straße herrschte reger Betrieb, der grünliche Lichtschein irgendwo beschaffter Neonröhren schim-merte durch steil herabstoßende Bündel dieser transparenten Rohrleitungen, Handkarren rumpelten auf dem Weg zu ihren täglichen Standorten vorbei. Er stieg eine hallende Stahltreppe hinauf und gelangte durch ein unregelmäßiges, ins Straßenbett über ihm geschnittenes Loch auf die obere Ebene.
    Dort fiel mehr Licht herein, wurde von Plastik zerstreut und vom über ihm hängenden Mikadoland gedämpft, Behausungen, die nichts als Schachteln mit Stegen dazwischen waren; nachdem sich der Wind gelegt hatte, waren wieder Segel aus nasser Wäsche gehisst worden.
    Ein junges Mädchen mit braunen Augen, die so groß waren wie die in den alten japanischen Comics, verteilte gelbe Zettelchen, »ZIMMER MIT FRÜHSTÜCK«. Er studierte den Plan auf der Rückseite.
    Mit dem Beutel über der Schulter und der GlobEx-Schachtel unterm Arm ging er los und stieß nach einer Viertelstunde auf etwas namens Ghetto Chef Beef Bowl, wie eine pinkfarbene Neon-schrift verkündete. Er kannte den Namen von der Rückseite des gelben Flyers, auf dessen Plan er als Orientierungspunkt für die Suche nach der Pension diente.
    Lange Schlange vor dem Ghetto Chef, die Fensterscheiben des Ladens beschlagen. Preise auf ein Stück Pappe geschrieben – mit Nagelpolitur, wie es schien.
    Er war erst einmal hier draußen gewesen, nachts, und es hatte 147
    geregnet. Als er den Laden nun so sah, erinnerte er ihn an eine Touristenattraktion wie Nissan County oder Skywalker Park, für die man eine Eintrittskarte brauchte, und er fragte sich, wie man einen solchen Laden ohne Wachschutz betreiben konnte, wenn sich schon die Polizei so gut wie nie blicken ließ.
    Ihm fiel wieder ein, was Chevette ihm erzählt hatte, dass die Brückenbewohner und die Polizei nämlich eine Absprache getroffen hatten: Die Brückenbewohner blieben zumeist auf der Brücke, und die Polizei hielt sich zumeist von ihr fern.
    Sein Blick fiel auf ein Bündel der gelben Flyer, das an eine Sperrholztür in einer etwas zurückgesetzten Wand neben der Fassade des Ghetto Chef gepinnt war. Die Tür war nicht verschlossen; dahinter lag so etwas wie eine enge Diele mit Wänden aus straff auf ein Holzständerwerk getackerten weißen Plastikplanen. Jemand hatte offenbar mit einem dicken schwarzen Marker Wandbilder auf beide Wände gemalt, aber die Wände standen so dicht beisammen, dass man die Bilder gar nicht als Ganzes erkennen konnte. Sterne, Fische, durchgeixte Kreise... Er musste seinen Matchbeutel hinter sich und die GlobEx-Schachtel vor sich halten, um durch die Diele zu gehen, und als er am Ende ankam, bog er um eine Ecke und stand unvermittelt in einer fensterlosen, sehr kleinen Küche.
    Die Wände, alle von unterschiedlich gemusterten Streifentape-ten bedeckt, schienen zu vibrieren. Eine Frau, die in einem Topf auf einem kleinen Propangaskocher rührte. Nicht sehr alt, aber ihr mittelgescheiteltes Haar war grau. Die gleichen großen Augen wie das Mädchen, nur dass ihre grau waren.
    »Zimmer mit Frühstück?« fragte er sie.
    »Haben Sie reserviert?« Sie trug ein Männersakko aus Tweed mit durchgescheuerten Ellbogen über einer Jeansjacke und einem kragenlosen Baseball-Shirt aus Flanell. Kein Make-up. Vom Wind gerötete Haut. Große Adlernase.
    »Hätte ich das tun müssen?«
    »Die Zimmervermittlung läuft über eine Agentur in der Stadt«, 148
    sagte die Frau und zog den Holzlöffel aus dem, was dort gerade zu kochen begann.
    »Ich hab das hier von einem Mädchen gekriegt.« Rydell zeigte ihr den Flyer, den er noch in der Hand hielt und an seinen Beutel drückte.
    »Heißt das, sie verteilt die Dinger tatsächlich?«
    »Mir hat sie einen gegeben«, sagte er.
    »Haben Sie Geld?«
    »Einen Kreditchip.«
    »Irgendwelche ansteckenden Krankheiten?«
    »Nein.«
    »Nehmen Sie Drogen?«
    »Nein.«
    »Handeln Sie mit Drogen?«
    »Nein.«
    »Rauchen Sie? Zigaretten, Pfeife?«
    »Nein.«
    »Sind Sie gewalttätig?«
    Rydell zögerte. »Nein.«
    »Noch wichtiger: Haben Sie den Herrn Jesus Christus als Ihren persönlichen Erlöser akzeptiert?«
    »Nein«, sagte Rydell, »hab ich nicht.«
    »Gut so.« Sie drehte die Propangasflamme herunter. »Das kann ich

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