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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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aufrichtete, die Stimme erhoben, um den Regen zu übertönen, heiser und ein bisschen ängstlich. Sie stand geduckt unter einem alten Poncho oder einem Stück Persenning, und Chevette konnte ihr Gesicht nicht erkennen.
    »‘tschuldigung«, sagte Chevette, »aber wir brauchen ‘nen Platz für die Nacht, oder zumindest bis es aufhört zu regnen.«
    »Da steht Buddy.«
    »Weißt du, wann er zurückkommt?«
    »Warum?«
    »Morgen Früh sind wir wieder weg«, erklärte Chevette. »Wir sind nur zwei Frauen. Geht das für dich in Ordnung?«
    Das Mädchen hob die Persenning ein Stück an, und Chevette erhaschte einen Blick auf ihre Augen. »Ihr seid nur zu zweit?«
    »Lass uns hier bleiben«, bat Chevette, »dann brauchst du dir keine Gedanken mehr drüber zu machen, wer sonst kommen könnte.«
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    »Na schön«, sagte das Mädchen. Und war fort, wieder abge-taucht. Chevette hörte, wie der Lukendeckel zugezogen wurde.
    »Das Scheißding ist undicht«, sagte Tessa, die das Dach des Vans mit einer kleinen schwarzen Taschenlampe untersuchte.
    »Ich glaub nicht, dass es noch lange regnet«, meinte Chevette.
    »Können wir denn hier stehenbleiben?«
    »Bis Buddy zurückkommt.«
    Tessa richtete den Lichtkegel wieder in den hinteren Teil des Vans. Dort bildete sich bereits eine Pfütze.
    »Ich hol die Matten und die Schlafsäcke nach vorn«, sagte Chevette. »Dann bleiben sie jedenfalls fürs erste trocken.«
    Sie kletterte zwischen den Sitzen hindurch nach hinten.
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VICIOUS CYCLE
    ydell fand einen Plan der Brücke in seiner Sonnenbrille, Rei nen Shopping-und Restaurantführer für Touristen. Er war auf Portugiesisch, aber man konnte zu einer englischen Version umschalten.
    Dafür brauchte er eine Weile; ein falscher Druck auf dem Wipptastenfeld, und er landete wieder bei der U-Bahn von Rio, aber schließlich gelang es ihm, den Brückenplan aufzurufen. Keine GPS-Karte, nur Zeichnungen beider Ebenen nebeneinander, und nichts verriet ihm, wie aktuell er war.
    Seine Pension war nicht verzeichnet, wohl aber das Ghetto Chef Beef Bowl (dreieinhalb Sterne), und der Bad Sector auch.
    Die Raute, die erschien, als er auf den Bad Sector klickte, beschrieb den Laden als Quelle für »Retro-Hard- und -Software, mit einem frappierenden Faible fürs 20. Jahrhundert«. Was der letzte Teil heißen sollte, wusste er nicht genau, aber er sah zumindest, wo der Laden war: untere Ebene, nicht weit von der Bar, in die er mit Creedmore und dem Gitarristen gegangen war.
    Hinter der dreifach imitierten Wandverschalung befand sich ein Schränkchen, in dem er Sachen verstauen konnte; er stellte seinen Matchbeutel und die GlobEx-Schachtel mit dem Thermoskannending hinein. Das Schnappmesser legte er nach einiger Überlegung unter die Schaumstoffmatratze. Er erwog, es in die Bucht zu werfen, aber er wusste nicht genau, wo man hier draußen eine dafür geeignete Stelle finden konnte. Er wollte es nicht mit sich herumtragen, und überhaupt konnte er es ja auch später noch wegwerfen.
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    Es regnete, als er neben dem Ghetto Chef Beef Bowl herauskam; damals, als er zum ersten Mal auf der Brücke gewesen war, hatte es auch geregnet. Dabei passierte Folgendes: Der Regen fiel auf das wüste Gewirr schäbiger Bretterbuden, das die Leute oben errichtet hatten, und kam kurz darauf durch das ganze Sammel-surium herunter – mancherorts in dicken Schwallen, als würde jemand Badewannen ausleeren. Es gab hier keine richtige Dränage, weil man alles auf die denkbar willkürlichste Art und Weise gebaut hatte, so dass die obere Ebene zwar geschützt, aber alles andere als trocken war.
    Das schien die Schlange vor dem Ghetto Chef gelichtet zu haben, so dass er kurz erwog, einen Happen zu essen, aber dann dachte er daran, dass Laney ihm einen Vorschuss gezahlt hatte und wollte, dass er unverzüglich zu diesem Bad Sector ging und das Kabel holte. Also machte er sich gleich auf den Weg und stieg zur unteren Ebene hinab.
    Der Regen hatte dafür gesorgt, dass sich das Geschehen hier unten konzentrierte, weil es dort relativ trocken war. Es kam ihm vor, als würde er sich in der Rushhour durch einen sehr langen, von Hobbybastlern zusammengestoppelten U-Bahn-Wagen schieben, nur dass über die Hälfte der Leute dasselbe taten, und zwar in beide Richtungen, während die anderen dastanden, den Weg versperrten und sich alle Mühe gaben, einem irgendwas anzu-drehen. Rydell holte die Brieftasche aus seiner rechten Gesäß-
    tasche und steckte sie in die Hosentasche rechts

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