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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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flammte auf. Er schob die Brille auf der Nase nach vorn, spähte darüber hinweg und sah, dass der Projektor 221
    noch dastand und nach wie vor eingesteckt war. »Das Thermoskannending ist noch da.«
    »Lassen Sie’s nicht aus den Augen«, mahnte Laney. »Und die Kabel auch nicht. Ich weiß nicht, was sie dort machen soll, aber alles konzentriert sich um sie herum.«
    »Was konzentriert sich um sie herum?«
    »Die Veränderung.«
    »Laney, sie sagt, Sie hätten ihr erzählt, die Welt ginge unter.«
    »Geht unter«, verbesserte Laney.
    »Warum haben Sie ihr das erzählt?«
    Laney seufzte. Das Ende seines Seufzers wurde zu einem Husten, den er zu unterdrücken schien. »Die Welt, so wie wir sie kennen, okay?« brachte er hervor. »So wie wir sie kennen. Und das ist alles, was ich oder sonst jemand Ihnen darüber sagen kann. Sie sollen aber über andere Sachen nachdenken. Sie arbeiten für mich, haben Sie das vergessen?«
    Und du bist verrückt, dachte Rydell, aber ich hab deinen Kreditchip in der Tasche. »Okay«, sagte er, »was nun?«
    »Sie müssen zum Tatort eines Doppelmordes gehen, der letzte Nacht auf der Brücke geschehen ist.«
    »Was soll ich raus finden?«
    »Nichts«, sagte Laney. »Erwecken Sie nur den Eindruck, als wollten Sie was raus finden. Tun Sie nur so. Als würden Sie Nachforschungen anstellen. Rufen Sie mich an, wenn’s losgehen kann, dann gebe ich Ihnen die GPS-Position des Ortes durch.«
    »Was ist, wenn ich doch was raus finde?«
    »Dann rufen Sie mich an.«
    »Nicht auflegen«, sagte Rydell. »Wieso haben Sie keinen Kontakt mehr mit ihr gehabt, Laney? Sie hat gesagt, ihr beiden wärt getrennt worden.«
    »Die Leute, die sie, nun ja, >besitzen< ist eigentlich nicht ganz das richtige Wort, aber weil sie verschwunden ist würden die gern mit mir sprechen. Und die Lo/Rez-Leute auch. Deshalb muss ich im Moment incommunicado sein, was sie betrifft. Aber Rei Toei 222
    hat nicht versucht, sich mit mir in Verbindung zu setzen, Rydell.
    Sie wird es schon können, wenn’s notwendig ist.« Er legte auf.
    Rydell nahm die Brille ab, legte sie zusammengeklappt aufs Kopfkissen und kroch zum Fußende des Bettes. »He«, sagte er zu dem Thermoskannending, »bist du da?« Nichts.
    Er machte sich an seine Vorbereitungen. Er packte seinen Matchbeutel aus, schnitt mit dem Schnappmesser zwei Schlitze hinein, nahm seinen Nylongürtel ab und fädelte ihn durch die Schlitze, so dass er als Riemen fungierte, mit dem er sich den Beutel über die Schulter hängen konnte.
    »He«, wandte er sich wieder an das Thermoskannending, »bist du da? Ich steck dich jetzt aus.« Er zögerte kurz, tat es dann. Er packte den Projektor in den Matchbeutel, zusammen mit dem Stromkabel, dem anderen Kabel und seiner Lucky-Dragon-Hüfttasche, letztere, weil sie ihm schon einmal den Arsch gerettet hatte und ihm vielleicht Glück brachte. Er schlüpfte in seine Nylonjacke, steckte die Sonnenbrille ein und ließ schließlich auch noch das Schnappmesser behutsam in die rechte Hosentasche gleiten. Dann stellte er sich vor, wie es dort aufschnappte, dachte daran, dass es keine Sicherung hatte, fischte es noch behutsamer wieder heraus und steckte es in die Seitentasche seiner Jacke.
    Und fand die Stelle ohne allzu große Probleme, obwohl Laneys telefonische GPS-Durchsage ziemlich primitiv war. Laney hatte die Stelle zwar geortet (Rydell hatte keine Ahnung, wie), besaß aber keinen Plan von der Brücke; deshalb peilte er irgendwie Rydells Sonnenbrille an und erklärte ihm, er müsse in Richtung San Francisco zurück, runter auf die untere Ebene, weiter, weiter, wärmer. Okay, rechts rum.
    Und Rydell stand vor einer nichts sagenden Sperrholzwand, beklebt mit regenfleckigen Handzetteln in einer europäischen Sprache, die er nicht kannte; es ging um ein Konzert eines gewissen Ottoman Badchair. Das beschrieb er Laney.
    »Das ist es nicht«, sagte Laney, »aber Sie sind dicht dran.«
    223
    Nebenan war ein Laden, der um diese Zeit geschlossen war (Rydell konnte nicht erkennen, was es dort zu kaufen gab, wenn er geöffnet hatte), dann eine Lücke. Darin waren Plastikrollen.
    Holz. Da wird noch ein Laden gebaut, dachte er. Wenn das der Tatort war, hätte dort eigentlich ein gelbes Plastikband mit der Aufschrift »SFPD« sein müssen, aber dann fiel ihm wieder ein, dass die Polizei nicht so häufig hierher kam, und er fragte sich, was die Leute hier taten, wenn sie eine Leiche loswerden mussten.
    Sie einfach ins Wasser zu werfen, würde bei der Stadt

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