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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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nicht gerade übermäßige Begeisterung auslösen, obwohl es natürlich keine Möglichkeit gab zu beweisen, dass ein bestimmter Leichnam von der Brücke stammte. Trotzdem, es beunruhigte Rydell, dass kein gelbes Band da war. Vermutlich betrachtete er es als ein Zeichen des Respekts.
    Er betrat die Lücke, schob sich an Plastikrollen vorbei, kletterte über einen niedrigen Sperrholzstapel und erspähte im grellen Licht der irgendwo beschafften Neonröhren weiter hinten beim Fußgängerweg zwei wie Raureif aussehende weiße Markierungen, etwas, was man auf zwei dunklere Flecken gesprüht hatte, und er wusste, was das war. Kil’Z, dieses Zeug, das man über ausgetre-tene Körperflüssigkeiten versprühte, für den Fall, dass die dazugehörige Person seropositiv war. Er wusste, wie Kil’Z auf Blut aussah, nämlich so.
    Ziemlich erbärmlicher Tatort. Er stand da, starrte auf die Flecken und fragte sich, was Laney von ihm erwartete. Wie sollte er es anstellen, so auszusehen, als würde er Nachforschungen durchführen? Er stellte den Matchbeutel mit Rei Toeis Projektor auf den Plastikrollen ab.
    Der Kil’Z-Rückstand war ziemlich wasserresistent, so dass der Regen ihn nicht weggewaschen hatte. Aber er wusste ja auch, dass die Opfer, wer immer sie gewesen sein mochten, in der vergangenen Nacht gestorben waren.
    Er kam sich vor wie ein Idiot. Früher hatte er wirklich mal ein Cop sein wollen und davon geträumt, die gelbe Linie zu über-224
    schreiten und sich den Tatort anzusehen. Und irgendwas tun zu können. Und jetzt war er hier.
    Er holte die Brille heraus und rief Laney an. Doch Laney, der in Tokio sicher in irgendeinem schicken Hotel hockte, meldete sich nicht.
    »Ganz herzlichen Dank für die Informationen«, brummte Rydell in sich hinein, während er in Tokio ein Telefon klingeln hörte.
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TRANSAM
    r heißt Rydell«, sagt Harwood. »Der Bildvergleich hat das so-Efort ergeben. Er stand für kurze Zeit mit Cops in Schwierigkeiten in Verbindung.«
    »Mit wem stand er in Verbindung?« Das Messer ist samt Scheide und Gurten sicher in einer schummrigen Nische ver-wahrt, die ungefähr zweihundertfünfzig Meter weiter unten vom zentralen Fahrstuhlschacht abgeht.
    »Mit Cops in Schwierigkeiten«, wiederholt Harwood. »Ein Klein-od unserer Kultur. Siehst du nicht fern?«
    »Nein.« Er blickt aus der siebenundvierzigsten und obersten Etage des höchsten Gebäudes der Stadt nach Osten, zum Schatten des zerstörten Embarcadero, dem bräunlichen Lichtschein der Brücke, der wilden Düsternis von Treasure Island.
    Er tritt näher ans Fenster und legt eine Hand an den Gürtel.
    Zwischen zwei miteinander vernähten schwarzen Kalbsleder-schichten verbirgt sich ein Band aus einem ganz besonderen, sehr teuren Material. Unter gewissen Umständen verhält es sich nicht mehr so, als wäre es ein lose gewebter, hauchfeiner Stoff, den ein Kind vielleicht aus Versehen zerreißen könnte, sondern wird zu einem fünfundsiebzig Zentimeter langen, biegsamen, sehr scharfen zweischneidigen Ding. Seine Struktur in diesem Zustand, seine geschmeidige Durchsichtigkeit, hat ihn an frische Sepiaschale erinnert.
    »Und du hast doch Humor«, sagt Harwood hinter ihm. »Das weiß ich.«
    Er beugt sich näher ans Fenster und schaut nach unten. Per-226
    spektivisch verkürzt die Seitenwand dieses Obelisken, dieser Pyramide oder dergleichen, und in der Mitte die dunkle Wölbung des japanischen Materials, das dort angebracht ist, um alten Erd-bebenschäden entgegenzuwirken. Es ist neu, ersetzt frühere Poly-karbonsplinte und ist Gegenstand eines architektonischen und ästhetischen Skandals. Kurzzeitig fasziniert sieht er zu, wie Re-flektionen der Lichter umliegender Gebäude leicht erzittern, als sich die glänzende Oberfläche des Dings in einer Reaktion auf Winde spannt, von denen er nichts spürt. Die Stützkonstruktion ist lebendig.
    Er dreht sich zu Harwood um, der hinter einer weiten, dunklen Fläche aus nicht reflektierendem Holz sitzt, auf der eine Ansammlung von Planungsmodellen und Papierhügeln den Verlauf imaginärer Flüsse suggeriert: eine Topographie, aus der man Ver-
    änderungen in der Welt jenseits des Fensters ablesen könnte, wenn die Bedeutungsinhalte bekannt wären und man hinreichend an Ergebnissen interessiert wäre.
    Harwoods Augen sind das Präsenteste an ihm, ansonsten wirkt er ein wenig entrückt, als existierte er in einer anderen, unspezifischen Dimension. Ein hoch gewachsener Mann, der relativ wenig Raum einzunehmen und

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