Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Dankbarkeit.
„Ich… ich will Jasper. Das war die ganze Zeit so, aber jetzt ist es mir erst klar geworden. Und ich liebe dich, irgendwie, auf eine echt verschrobene Art und Weise… wie einen Bruder.“, erklärte ich.
„Ich weiß nicht… ob ich mich freuen soll?“ Es klang wie eine Frage.
„Du hast gesagt… wie als hättest du mit deiner Schwester geschlafen… So fühlt es sich für mich auch an. Du bist mir unglaublich wichtig, irgendwie. Obwohl wir uns erst so kurz kennen… Seltsam, oder?“ Ich sah ihn fragend an.
Dies war der Moment, in dem er mich verletzten konnte und ich sah, dass er das wusste. Doch er lächelte.
„Ja, wir sind schon zwei seltsame Vögel.“ Wir mussten beide lachen.
„Weist du, was das Gute an der ganzen Sache ist?“, fragte ich, „wir können uns jetzt so nahe kommen, wie wir wollen. Es wird nie wieder etwas Sexuelles zwischen uns passieren, das haben wir ja schon hinter uns.“
„Ja, irgendwie hast du da recht.“ Er lächelte immer noch, jetzt befreiter.
„Vorausgesetzt, du willst mit mir befreundet sein.“ Ich musterte seine Züge genau.
„Ja, sehr gerne. Also Freunde? Wie nennt man solche Freunde wie uns? Gescheiterte Liebende?“, fragte er mit einem Hauch Ironie in der Stimme.
„Ich würde sagen: Seelenverwandte.“
„Seelenverwandte, ein starkes Wort.“
„Für eine starke Freundschaft, hoffe ich.“
Jeder wollte nun erst mal für sich sein. Zwar stand nichts zwischen uns, aber wir wollten das Erlebte erst mal verarbeiten. Außerdem sah es draußen den ganzen Tag über ziemlich dunkel aus.
Ich rechnete jeden Moment mit einer SMS von Allan, den ich über die Aufregung der letzten Tage beinahe vergessen hatte. Stattdessen bekam ich eine Kurznachricht von meinen Eltern:
Hi Luna, sind heute Abend bis spät weg, macht nicht zu viel Unsinn.
Es kam öfter mal vor, dass mein Vater mit seinen dicken Fingern uns beide als Empfänger erwischte, also dachte ich mir nichts weiter dabei.
Alex wusste mittlerweile alles über Allan. Und ich wusste, er würde mir helfen, wenn ich ihn darum bitten würde. Und ich war oft kurz davor gewesen, aber am Ende war es meine Aufgabe und ich musste sie alleine bewältigen. Das hatte mich die Geschichte gelehrt.
Ich hatte nur noch ein Ziel: Heute Abend, wenn die SMS von Allan kam, würde ich dort hingehen und alles klären. Ich würde das Gerät zerstören, wenn es sein musste den Sendemast selbst, damit keine Seele mehr verloren ging. Ich würde Allan stellen und ihn zur Wahrheit zwingen, egal wie und dann würde ich es dem Rat im Clan vortragen. Sollten sie entscheiden, wie mit ihm zu verfahren ist.
Aber wenn dann endlich alles geklärt ist, dann würde ich zu Jasper gehen und ihn um Verzeihung bitten. Ich hatte nicht mal Hoffnung, dass er mir verzeihen würde.
Mittlerweile konnte ich seine Gefühle verstehen und ich sah meinen Fehler.
Ich würde mich entschuldigen, ihm die ganze Geschichte erzählen und einen seelische Striptease vor ihm machen. Ich wollte, dass er die ganze Wahrheit kannte, auch das mit Alex. Dann sollte er entscheiden.
Er dürfte alles an mir auslassen, was ihn bewegte. Er dürfte mich demütigen, mir alles heimzahlen, was ich ihm angetan hatte und ich würde mich nicht wehren, weil ich verstanden hatte, dass ich schuld an alledem war.
Die Erkenntnis aus dem Wald beherrschte mein Bewusstsein. Ich hätte ehrlich zu ihm sein sollen, ihn mit einbeziehen, ihm das Geheimnis anvertrauen sollen, auch wenn ich damit den Zorn des Clans auf mich zog. Es war für einen höheren Zweck.
Und lieber wurde ich aus dem Clan verbannt und verlor meine Gabe, als Jasper weiter im Unklaren zu lassen. Das war fair gewesen und genau das verlangten ich ja immer von ihm: Klarheit.
Lieben hieß, auch mal zurückzustecken und nun war es an der Zeit.
Ich hatte mich entschieden.
Als die SMS von Allan mein Handy vibrieren ließ, saß ich schon längst im Zug zu ihm.
Kapitel 18
Jaspers Weg
Frühjahr 2012
Ich saß auf James Sofa. Im Fernseher lief irgendeine Wissenssendung über Schiffsbau. Ich hörte gar nicht zu und ließ nur das Zucken der Farben mein Gehirn betäuben.
Wer war dieser Kerl bei Fynia? Sie hatten sich geküsst und zwar nicht irgendwie, sondern so bestimmt.
Es sah nicht aus wie ein Schauspiel und ich traute es Fynia auch nicht zu. Er war zu locker gewesen.
Klar, er hatte ihre Beziehung zur Schau gestellt, das verriet Fynias verdutztes Gesicht. Dennoch war da
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