Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
auch verwirrt. Allerdings wird mir jetzt die Sache mit der Haushälterin klar.“ Ich rang mir ein Lächeln ab.
Ich wusste nicht, wie ich mit der neuen Situation umgehen sollte. Mein bis dahin bester Freund ist schwul und ich hatte es nicht bemerkt. Wie ging man mit solchen Menschen um? Naja normal würde ich sagen, ich war nie besonders homophob. Trotzdem war es was anderes, wenn es einem so direkt gebeichtet wurde.
„Okay, das klingt nach einer guten Voraussetzung.“ James lächelte ein etwas unheimliches Lächeln.
„Voraussetzung für was?“, fragte ich alarmiert.
„Für das nächste Geständnis.“ Wieder dieser musternde, abwartende Blick.
Unheil schwante mir.
„Schieß los, Jim.“
„Okay, versuch das nicht falsch zu verstehen.“, warnte er mich und ich nickte.
„Ich bin… seit der Messe… also…“ Er holte tief Luft, „ich liebe dich.“ Die Worte kamen unvermittelt und trafen mich tief.
„Was?“ Ich hoffte inständig mich verhört zu haben.
„Zwing mich nicht dazu, es noch mal zu sagen…“, flehte er.
„Ist das dein Ernst? Jim? Du liebst mich?“ Ich sprach es mit einer ungewollten Härte aus und ich sah, dass es ihn verletzte.
„Meintest du das mit: andere Wege?“ James nickte.
„Jasper, es tut mir leid… Ich wollte dich damit nicht so überfallen, aber ich kann es nicht länger zurückhalten…“ Ich stand plötzlich auf, ohne es selber so recht gemerkt zu haben und er sah mich fragend an.
„Es tut mir leid…“, murmelte ich.
Ich konnte ihn nicht mehr ansehen.
„Jasper…?“ Seine sonst so tiefe Stimme klang mädchenhaft verletzlich. Unwillkürlich musste ich an Fynia denken. War es mein Schicksal alle Leute um mich herum zu verletzen?
„Es tut mir leid…“, wiederholte ich und ging mit großen Schritten aus dem Wohnzimmer. In der Küche stütze ich mich auf die Arbeitsplatte. Meine Gedanken rasten. In mir baute sich ein großer Widerstand auf.
James und schwul war akzeptabel. James und Liebe war neu aber James und Jasper, das ging gar nicht! Wieso musste er jetzt alles kaputtmachen, was ich noch hatte? Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir.
„Jasper?“ James Stimme klang dünn, fragend.
„Lass mich in Ruhe okay?“, erwiderte ich forsch.
Ich konnte ihn immer noch nicht ansehen. Stattdessen schnappte ich mir meine Jacke, die ich bei meiner Ankunft über einen Stuhl geworfen hatte und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus.
Ich überlegte kurz ins Auto zu steigen, aber die Schlüssel lagen noch in James Küche, also bog ich in eine Seitenstraße ein und ging zielstrebig auf einen Kinderspielplatz zu.
Verdammte Scheiße! Mein einziger Halt in der ganzen Geschichte hatte sich als Lüge entpuppt. Fast wäre es mir lieber gewesen, dass James mich noch eine Weile weiter belogen hätte. Das wäre einfacher für mich gewesen.
Verdammt! Wie konnte ich das die Jahre über nicht sehen? Hatte er sich so versteckt? Hatte ich blauäugig alle Anzeichen übersehen?
Scheiße…
Hatte ich ihm ständig wehgetan, wenn ich über Fynia sprach? Hatte er sich etwa Hoffnungen gemacht? Aber er hatte sich immer so korrekt verhalten, mir Mut gemacht und in die richtige Richtung geschubst. Ich weigerte mich zu glauben, dass es ein abgekartetes Spiel war, dass James sich über meinen Streit mit Fynia freute. Das würde nicht zu ihm passen.
Doch im Moment, wo es mir mit ihr so schlecht ging, da konnte ich James Gefühle verstehen. Auch meine Reaktion vorhin war sicher schmerzhaft gewesen…
Am Spielplatz angekommen setzte ich mich auf eine der Schaukeln. Die Ketten drückten gegen meine Hüften.
Ich atmete schwer aus und sog dann die Luft tief in mich hinein. Es roch nach Sand und Erde, nach Kindheit.
Zwei kleine Kinder spielten im Sandkasten. Etwas weiter hinten saßen ihre Mütter und beäugten mich misstrauisch. Gott, sie mussten mich für irgend so einen Pädophilen halten… Aber ich hatte andere Probleme.
Okay eines nach dem anderen: James, mein langjähriger Freund ist schwul. Okay, abgehakt. Dürfte gewöhnungsbedürftig sein, aber nicht tragisch.
Schade, dann hatte sich das mit der gemeinsamen Brautschau wohl erledigt…
Ob Fynia es wusste? Sie roch sowas eigentlich immer… Dieser Gedanke drängte sich plötzlich in mein Bewusstsein, doch ich vergrub ihn schnell wieder. Das tat jetzt nichts zur Sache. Das größere Problem war diese zweite Offenbarung gewesen.
Was veränderten James Gefühle denn? Naja mein Wohlbefinden
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