Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Bürgerkrieg untereinander auszufechten. Fynia auf der einen Seite, die ich immer noch liebte. Ohne sie war meine Zukunft fad, langweilig und farblos. Trotz diesem anderen aus der Uni.
James auf der anderen Seite. Mein bester Freund, daran hatte sich ja nichts geändert. Aber unsere Beziehung hatte sich verändert.
Wenn ich dachte, nach seinem Geständnis wäre die Welt vollends aus den Fugen geraten, dann lebte ich jetzt, nach dem Kuss, im puren Chaos. So musste sich die Welt gefühlt haben, bevor sie erschaffen worden war. Oder der Himalaja, als Indien ihn langsam aber sicher zum Dach der Welt formte.
Und nun meine Gedanken. Vorgefertigte Meinungen über Homosexualität fluteten mein Gehirn und ich hatte größte Mühe zu unterscheiden, welche davon nützlich, welche veraltet und welche unangebracht waren. Manchmal wusste ich nicht mal welches meine eigenen Gedanken und welches fremde waren. Klischees über Klischees tauchten in meinem Bewusstsein auf.
Langsam begann mein Gehirn das gehörte mit meinem Wissen über James zu verknüpfen. Was mit der Erkenntnis über die Haushälterin begonnen hatte, weitete sich auf James Kleidungsstiel, seinen exquisiten Geschmack und seine fantastische Empathie aus. Irgendwann fragte ich mich allerdings, was davon nun Vorurteil und was tatsächlich stereotyp war.
Ich wälzte mich lange im Bett herum und wusste nichts mit mir oder meinen Gedanken anzufangen. Ich war zwar immer ein Theoretiker gewesen, doch nun verlangte es mich nach Praxis. Das hörte sich seltsam an, sogar in meinem Kopf, aber ich wollte erleben, wie sich dieses Wissen auf meine reale Beziehung zu James auswirkte. Er hatte sich ja nicht verändert, ich hatte nur eine Information mehr, die ich vorher nicht hatte, so einfach war das.
Glaubte ich.
Damit ich nicht Wahnsinnig wurde, schlüpfte ich wieder aus dem Bett. Das Haus war schon dunkel, James also schon im Bett. Ich könnte heute nicht mehr sagen, wie es geschah, aber meine Beine trugen mich wie von selbst zu seiner Zimmertür.
Ich wartete. Sollte ich klopfen? Aber was sollte ich ihm sagen? Ungeduldig trippelte ich vom einen Fuß auf den anderen.
Als ich es nicht mehr aushielt, gestattete ich es meiner Hand zur Türklinge zu wandern. Sie verweilte dort für den Bruchteil einer Sekunde und drückte doch schließlich die Tür auf.
James lag auf seinem Bett und las ein Buch. Er sah kurz auf, als er mich eintreten hörte, sagte aber nichts.
Ich stand da wie betäubt. Ein dumpfes Gefühl, mal etwas sagen zu müssen, breitete sich langsam in meinem Kopf aus. Meine Gedanken, so schnell wie sie vorher gerast waren, taumelten nun wie betrunken vor sich hin.
„Ich ähm…“, brachte ich stotternd hervor.
„Ich weiß schon…“, murmelte James und klopfte gedankenversunken neben sich aufs Bett.
„Komm her.“
Automatisch bewegte sich mein Körper, er hatte ja sonst nichts zu tun und mein Gehirn war erleichtert, dass ihm jemand die Entscheidung abgenommen hatte.
Kurz vor seinem Bett hielt ich inne, unsicher, was nun folgen sollte.
„James, ich… ich weiß eigentlich gar nicht was…“ Ich brach verlegen ab. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, also musterte ich den Fußboden eingehend.
„Ich weiß schon…“, wiederholte er nur und klappte das Buch zusammen. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ er es auf seinen Nachttisch fallen und sah mich an.
„Ähm… ähhh…“, stotterte ich weiter, doch James warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu und ich verstummte.
Langsam richtete er sich in seinem Bett auf, er hatte nur seine graue Jogginghose an, die ihm locker auf den Hüften hing. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also tat ich gar nichts. James griff nach meinen Händen, die nutzlos an meiner Seite baumelten und sich wie große Klötze anfühlten. Er richtete sich vollständig vor mir auf und zog mich zu sich hin.
Dann war ich ihm ganz nahe. Ich spürte seinen Atem in meinem Gesicht. Mein Kopf rebellierte, doch meine Gefühle sprudelten über.
„Ich…“, setzte ich an, nicht wissend, wie der Satz weitergehen sollte, doch James legte nur geheimnisvoll seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Seine Finger waren zärtlich, als er mir mit der linken Hand über den Rücken fuhr. Ein Schauer überfiel mich, doch er war erneut nicht unangenehm.
Vorsichtig und sehr langsam überwand James die letzten Zentimeter zwischen uns. Nun spürte ich seine Nähe wie niemals zuvor. So intensiv!
James linke Hand wanderte weiter nach oben und
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