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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
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atmete die schwere, vorgewitterliche Nachtluft ein. Als ich die Augen wieder öffnete, erblickte ich eine schemenhafte Gestalt, die sich mindestens so unsicher wie ich fortbewegte. Kurz nachdem ich sie erblickt hatte, schien sie auch mich zu bemerken, denn abrupt änderte dieser Schatten sein Gebaren und kam auf mich zu.
     
     
     
    Kapitel 20
     
     
    Geheimnisse
    Frühjahr 2012
    Kaum, dass ich aus dem Bus gestiegen war, der praktischerweise direkt vor unserer Haustür hielt, sprang ich wie bei einem Kopfsprung ins Wasser über den Zaun zu der verlassenen Kuhweide und verwandelte mich mitten im Sprung in einen Wolf. Im hintersten Winkel meines Bewusstseins bemerkte ich, dass mich jemand hätte sehen können und, dass es wahrscheinlich sehr imposant ausgesehen haben musste. Doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Mein Weg führte mich zielstrebig zu Zweiundsiebzigs Unterstand.
    Die Nacht war unangenehm und schnell begann mein Fell an meiner Haut zu kleben. Noch nie, seit ich mich in einen Wolf verwandeln konnte, konnte ich die Umgebung so intensiv und so leidenschaftslos zugleich wie heute betrachten.
    Die schweren Düfte der feuchtwarmen Gräser, Bäume und der Erde drangen tief in mich hinein, bewegten aber keine Gefühle. Es war mir egal. Egal, die große Trauerweide, die so treffend meinen Gemütszustand beschrieb, wie sie ihre langen Zweige über das kleine Bächlein in der Wiese hängen ließ. Egal, wie sich ihre dunklen Blätter fast schon grell gegen den seltsam hellen und doch düsteren Himmel absetzten. Und auch egal die ganzen kleinen Tiere wie Hasen, Kaninchen, Maden und Ratten, die Mäuse und Rehe und Würmer, die allesamt in mein Bewusstsein drangen, ohne wirklich Bedeutung zu erlangen.
    Das Schaf stand schon quasi reisefertig einige Meter vor dem halb verrotteten Holzresten, als ich auf sie zu kam. Ihre magere Wollschicht, einst weich und zart wie eine junge Wolke, setzte sich ähnlich grell wie die Weide aber doch komplementär vom farblosen Abendhimmel ab.
    Es bedurfte keiner Worte, sie wusste, was zutun sei und folgte mir.
    Ich musste Rücksicht auf ihr Lauftempo nehmen, doch irgendwann hängte ich sie einfach ab. Allan sollte nicht gleich Misstrauisch werden. Ich verwandelte mich auch kurz vor seinem Haus wieder in einen Menschen zurück.
    Die vielen Eindrücke der Umgebung verschwanden, doch in Wirklichkeit bemerkte ich keinen Unterschied zu vorher. Meine Gedanken, Gefühle, mein Körper, mein Geist und meine Seele waren nur auf diesen einen Moment der Wahrheit ausgerichtet.
    „Allan.“, begrüßte ich ihn barsch, der schon in einem gelben Regenmantel gewickelt auf den Stufen des Eingangs stand.
    „Fynia.“ Seine Stimme klang fest, fast zu fest für jemanden, der mir heute seine Unschuld beweisen wollte. 
    Ohne ein weiteres Wort gingen wir zusammen zum Sendemast.
    „Halt. Erklär mir, was du getan hast und warum.“, forderte ich und wunderte mich gleichzeitig über die Härte in meiner eigenen Stimme.
    „Du erinnerst dich an die Vision meiner Mutter?“, fragte er. Ich nickte.
    „Sie hat das Schattenreich gesehen Fynia. Kennst du das Schattenreich?“, fragte er schneidend.
    „Nein.“
    „Du wirst es kennen lernen.“
    Er beugte sich nach unten und hob eine Art selbst gebaute Fernbedienung auf.
    „Was ist das?“, fragte ich und zog meinen Pullover etwas fester um mich, denn ein schneidender Wind begann den kommenden Regen anzukündigen.
    „Hör zu. Deine Vision. Sie ist wahr. Nichts an ihr ist falsch.“ Er lächelte dieses Lächeln, wie es immer die Bösewichter in den Filmen taten.
    „Was…?“, hauchte ich in den Wind. Ich bezweifelte, dass Allan es gehört haben konnte, er antwortete trotzdem.
    „Ich habe keine Visionen angerührt. Jedenfalls nicht wirklich. Deine Mutter hat, genau wie meine, nur das wichtigste gesehen, das, was alles andere zu überschatten droht.“ Er machte eine künstlerische Pause um seinen Worten mehr Wirkung zu verleihen.
    „Du weißt, dass ich in Australien war. Sie haben mir erklärt wie sowas geht. Sie haben mir die Vision meiner Mutter gedeutet, und das Ergebnis gefiel mir nicht. Sie sagten, dass das Mädchen auf dem Bild, du Fynia, mein Ende sein wirst.“
    In der nun entstehenden Gesprächspause rollte der erste Donner über das Land.
    Mein Gehirn ratterte auf Hochtouren, um diese Informationen zu verarbeiten. Das hieß, wenn meine Vision nicht gefälscht war und er eine von mir hatte, aber keine positive… Doch ich kam nicht dazu, den

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