Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
bin…"
Dieses Mal hingen meine Zweifel nicht nur an meinem Selbstvertrauen, sondern auch an Jasper. Wie würde er reagieren?
Je mehr ich über die Situation nachdachte, desto klarer wurde mir alles. Allan hatte wohl vor ca. einem Jahr den Sendemast manipuliert, sodass die Seelen der Schafe in diese Schattenwelt kamen. Warum er das tat, war mir jedoch schleierhaft.
"Ist der Sendemast an die Zeit gebunden?"
Gerade kam mir da so ein Gedanke. Wenn die Schafe tatsächlich sowas… nennen wir es ‚göttliches’ an sich hatten, dann dürften solche Grenzen wie Zeit und Raum nicht existieren.
"Nein, Zeit ist relativ. Zeit ist veränderbar, Zukunft ist veränderbar und unveränderbar. Der Sendemast ermöglicht den Zugang zu allen Zeiten."
"Okay…"
Meine Gedanken rasten und versuchten einen Zusammenhang zwischen dem Gehörten, meinem Clan und diesem Allan herzustellen.
"Sag mal, Fynia, was machst du mit unseren Schafen?"
Ich erschrak fürchterlich, als ich Issis Stimme plötzlich hinter mir hörte.
"Hä? Was?", stammelte ich verwirrt und irgendwie desorientiert. Es war, als sei ich gerade aus einer völlig anderen Welt oder einem Traum aufgewacht.
"Die Schafe. Sie standen gerade alle im Kreis um dich herum."
Issi sah verwundert zu den Tieren, die sich nun wieder ganz natürlich verhielten und kauten oder sich in die Sonne legten.
"Oh, ich hab ihnen eine Geschichte erzählt… Und ich hab noch Pferdeleckerchen in meinen Taschen.", grinste ich und zog den Beutel mit den Leckerchen hervor.
"Du kannst ihnen ja welche geben. Hier sieh mal, das sah echt witzig aus!"
Issi zeigte mir ein Foto auf ihrem Handy. Sie hatte es aus einem der Fenster im oberen Stockwerk geschossen. Tatsächlich sah es ganz lustig aus, wie ich in der Mitte der Schafe saß. Fast schon unwirklich… naja so kam mir das, was gerade passiert war ja auch vor.
Mein Blick galt zum Schluss noch mal Tippsi, doch diese hatte sich wieder der Wiese gewidmet. Völlig unschuldig grasten die Schafe, die Lämmer spielten fangen oder etwas Ähnliches und alles war, wie es sich gehörte. Fast wie ein Traum. Fast, als wäre hier nichts geheimnisvolles im Gange…
"Kannst du mir vielleicht das Foto schicken?"
Am Abend, Jasper saß gerade am Rechner und spielte online, holte ich wieder die Karte von diesem Thomas Moch wieder hervor und betrachtete das Bild. Er sah wirklich gut aus und er schien ein aufrichtiger Mann zu sein.
Wenn ich ihm nichts sagen würde, keine Erklärungen abgeben würde und einfach nur ganz unschuldig das Bild an ihn schickte, dann würde ich keine Grenze unseres Stammes überschreiten. Aber seinen Gesichtsausdruck hätte ich gerne gesehen, wenn er die Mail öffnete.
Schnell hatte ich die Sache beschlossen und öffnete mein Mailprogramm, klickte auf Bild einfügen und schrieb einen kleinen Text in die Mail, bevor ich auf senden drückte:
"Ich kann nichts sagen, aber vielleicht hilft Ihnen dieses Foto ja bei Ihren Forschungen."
Kapitel 6
Beziehungsstreit
Frühjahr 2012
Die Woche zog sich unendlich lange hin. Jasper musste viel arbeiten, aber es würde sich sicher lohnen. Er war gerade mit einem Projekt im Rechenzentrum beschäftigt, das er für seine Doktorarbeit brauchte. Immerhin hatten wir danach einen kleinen Urlaub in der Wohnung meiner Eltern gebucht.
Ich beschäftigte mich mit Recherchen zu meiner Hausarbeit und, immer wenn ich an dem Regal vorbei ging, nahm ich mir das Buch von diesem Thomas Moch und blätterte darin. Einmal fand ich sogar eine Karte von dem Gebiet in Australien, wo meine naja… Verwandten… lebten. Die hatte ich dann gleich kopiert.
Wer weiß, vielleicht würde ich ja mal Urlaub in Australien machen, dann könnte ich sie ja besuchen. Ich könnte auch meine Eltern überreden dort mit der ganzen Familie Urlaub zu machen, oder wenigstens meinen Freund, wenn wir uns denn mal sowas leisten konnten. Vielleicht würde Jasper dann auch etwas verständnisvoller werden. Aber das bezweifelte ich. Sie würden ihm nichts erzählen, er war geistig nicht mehr im Clan - oder Stamm - wie auch immer.
Ich könnte wetten, dass die Australier das spüren würden. Mal ganz davon abgesehen, dass jeder normale Mensch ihm ansah, dass er mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stand. Ein leidiger Teufelskreis. Er würde nur dann daran glauben, wenn er es sehen würde, aber sehen durfte er es erst, wenn er daran glaubte.
Am Freitag hatte Jasper früher Schluss, damit wir
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