Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
möglichst früh bei den Hunden sein konnten. Er ließ es sich natürlich nicht nehmen einen Haufen Arbeit, seinen Laptop und das ein oder andere Fachbuch aus der Unibibliothek mitzunehmen. Auch mein scharfer Blick und eine zynische Bemerkung konnten daran nichts mehr ändern. Er war eben ein fleißiges Bienchen.
"Hast du alles, Schatz?", rief mir Jasper aus dem Badezimmer zu.
Würde er nicht für mich sorgen, ich würde meinen eigenen Kopf vergessen, da waren wir uns einig.
"Ich glaube schon…", rief ich zurück, durchwühlte aber noch mal die Tasche.
"Boxershorts, Schlafshirt, Unterwäsche… Pullis… Hosen… mein Halstuch… Sonnenbrille…", murmelte ich.
"Zahnbürste?", fragte Jasper plötzlich direkt neben mir. Er war so leise durch den Flur gekommen, dass ich etwas zusammenschreckte, doch er legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter.
"Oh ja, Zahnbürste, gute Idee!", rief ich und schnappte sie aus seiner Hand.
"Wenn dein Kopf nicht angewachsen wäre…", murmelte er und sah mich halb grinsend und halb verzweifelt an. Er kannte mich einfach zu gut!
"Dafür habe ich ja dich.", grinste ich zurück und legte meine Arme um seine Schultern.
"Und wenn ich mal nicht da bin?" er legte seine Arme um meine Mitte und drückte mich an sich.
"Was soll das denn heißen? Du bist immer da! Oder willst du weg von mir?", fragte ich halb im Scherz und halb ernst.
Wir liebten es uns so zu necken, manchmal merkte man ihm gar nicht an, dass er ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hatte als ich.
"Niemals, das weißt du doch. Aber ich bin mindestens acht Stunden am Tag arbeiten. Was, wenn du mal Hunger bekommst? Muss ich erst eine Kindersicherung in den Herd einbauen, damit du nicht vergisst ihn auszumachen, wenn du zur Uni gehst? Oder aufs Klo?"
Er zog eine Augenbraue hoch und wollte schon weitere Dinge aufzählen, mit denen ich die Wohnung versehendlich verwüsten konnte, wenn ich vergaß sie aus zu machen oder weg zu stellen, doch dazu kam er nicht mehr, denn ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dieser Kerl, er wusste doch genau, was ich an ihm hatte!
"So, wir sollten los, nimmst du die Tasche?"
Er hielt mir unsere Reisetasche vor die Nase.
"Alles klar!"
Ich schnappte mir das große Ding direkt aus seiner Hand und schwang sie mir umständlich auf den Rücken, wobei ich fast den Spiegel von der Wand riss.
"Fynia…"
"Jaahaaa, tut mir leid…", murmelte ich und schubste meinen Freund aus der Schlafzimmertür in den Hausflur.
Vor uns lag wieder eine längere Fahrt. Es lief mal wieder nur Müll im Radio, aber ich wusste auch nicht, über was ich sprechen sollte. Ich versuchte mein Glück mit einer gebrannten Version von meiner Youtube-Playlist, die ich pflichtbewusst für weniger als einen Euro pro Song heruntergeladen hatte. Internet war was Feines.
Jasper war zwar nicht wie von den Socken, aber er ließ zu, dass die Musik das Auto erfüllte, also ließ ich meine Gedanken schweifen.
Ich dachte gerade darüber nach, wie ich an Allan rankommen sollte, als Jasper mich aus meinem Szenario am Sendemast riss:
"Wollen wir gleich grillen? Deine Eltern haben uns ein bisschen dagelassen. Ich hab vorhin mit deinem Vater telefoniert, wegen der Back-up CD."
"Ähm ja, gerne. Ich hab auch Hunger.", antwortete ich abwesend, "wie wäre es danach mit einem Spaziergang? Ich habe dir ja noch nie den Wald hinter unserem Haus gezeigt."
"Hm na gut, da komme ich wohl nicht drum herum oder?", meinte mein sportfauler Freund nicht sonderlich begeistert.
"Du kannst auch nicht den ganzen Tag vor deinem Computer sitzen." meinte ich nur und grinste zu ihm herüber.
Ich wusste ganz genau, er konnte, wenn er wollte und ehrlich gesagt tat er fast nichts lieber als irgendwelche für mich total sinnlos erscheinenden Wörter in Kombination mit Zahlen in ein Programm einzutippen und sich wie ein kleiner Junge über das Ergebnis zu freuen.
"Ach du hast ja recht, aber ich weiß einfach nicht, was an Spazierengehen so toll sein soll."
Er sah mich leidvoll an, als hoffte er damit auch nur das Geringste bewirken zu können. Zwecklos mein Freund!
"Natur angucken, frische Luft atmen, ein bisschen reden und vielleicht was Tolles entdecken.", antwortete ich.
"Was soll man denn da Tolles entdecken?", fragte er nicht sehr überzeugt.
Oh man, war er als Kind nie in den Wald gegangen, um kleine Tiere oder Pflanzen zu erkunden?
"Wenn ich das wüsste, müssten wir es ja nicht erst entdecken."
Ich rollte mit den Augen, aber Jasper konnte
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