Fyrgar - Volk Des Feuers
mein Schwert führte, soll dort seinen Frieden gefunden haben. Der Legende nach ging er selbst dorthin, um zu sterben.«
»Aber hast du je von der Stadt ohne Licht gehört? Man nennt sie Neluv, Niemals-Sonne.«
Dàvin dachte angestrengt nach. »Nein ...«, antwortete er beunruhigt.
»Es ist eine verfluchte Stadt«, erklärte Fothúm. »Sie hat bereits vor Nekramantia existiert. Bevor dein Volk hierherkam und sich im Fyrgar-Gebirge niederließ und seinen Namen annahm. Ihr konntet das nicht in Erfahrung bringen, weil nur noch wenige eingeweihte Nekramanten davon wissen. Ich erfuhr lediglich davon, weil ... nun.« Er klopfte gegen sein versehrtes Knie. »Deshalb. Es geschah in Nekramantia.«
»Wir wissen so wenig«, flüsterte der Fyrgar erschüttert.
Tiefes Leid lag auf Fothúms Gesicht, und er rieb sich das Bein. »Und ich hätte es lieber nie erfahren«, sagte er leise.
Dàvin beugte sich vor. »Was hat es damit auf sich, Fothúm? Welcher Zusammenhang besteht zu meinem Weg nach Barastie?«
»Vor der großen Wende«, hob Fothúm an, »gab es eine Stadt, die man die Gottgefällige nannte, Lurantana, denn sie huldigte nicht nur Lúvenor dem Schöpfer, sondern allen Göttern Waldsees, von Regenbogen wie von Finsternis gleichermaßen.«
Der Ewige Krieg tobte schon lange. Die Bürger von Lurantana versuchten jedoch auf ihre Weise, die frühere EINHEIT zu beschwören, indem sie alle Götter gleichermaßen ehrten. Obwohl sie wussten, dass Götter sich nach der Schöpfung nicht mehr in das Weltgeschehen einmischen durften. Der eine oder andere vermochte es vielleicht, mit den Göttern an auserwählten Orten zu sprechen. Aber Lurantana nahm für sich in Anspruch, eine heilige Stadt zu sein, außerhalb von Finsternis und Regenbogen, außerhalb von allem. Sie stellte ihre eigenen Regeln auf und löste sich vom Vierten Königreich. Ihre Bewohner fingen an, sich über alle anderen zu stellen. Sie wählten sehr sorgfältig aus, wer mit wem verheiratet wurde, erkoren sich zum heiligen Volk der Luranti und duldeten Fremdvölker schließlich nur noch als Besucher und als Händler. Niederlassen durfte sich niemand mehr bei ihnen. Die Luranti zeigten sich Auswärtigen stets nur verschleiert.
Es war dennoch eine blühende Stadt, man konnte es nicht anders sagen, mit Dächern aus Gold und Mauern aus Marmor. Die Luranti waren unermesslich reich, denn sie waren hervorragende Händler, Schwindler und Betrüger. Sie taten so, als könnten sie wahren Frieden und Erleuchtung bringen.
»Erinnert dich das an jemanden?«, fragte Fothúm.
»Oh ja, bedauerlicherweise nur zu gut.«
»Die Gutgläubigen sterben ja nie aus. Sie geben die Hoffnung einfach nicht auf, auch wenn sie wissen, dass es nur Betrug sein kann, was ihnen weisgemacht wird. Die Luranti jedenfalls ließen überall kühn verbreiten, dass sie Wunderheiler seien, die Zukunft voraussagen könnten und den Göttern so nahe stünden wie niemand sonst; sie seien im stetigen Zwiegespräch.«
Und so waren sie alle gekommen. Kranke und Versehrte, Verzweifelte und Machtgierige gleichermaßen. Sie baten die Stadtväter um Rat, denn wer goldene Dächer und Mauern aus Marmor hat, muss mehr wissen als andere und der muss Heil bringen können. Die Luranti hielten also Hof, nahmen den Hoffnungsvollen alles ab, was sie besaßen, erzählten ihnen, was sie hören wollten, gaben ihnen irgendeine Tinktur gegen Blähungen und schickten sie wieder fort.
Die Geprellten, die irgendwann begriffen, was mit ihnen geschehen war, schwiegen aus Scham. Die anderen verbreiteten die frohe Kunde, wie sehr die Luranti ihnen geholfen hätten. Ein paar warnende Stimmen gab es, doch die waren natürlich schnell als Neider verschrien.
Mit der Zeit hielt man Lurantana also überall für die Heilige Stadt des Wissens und der Heilung, und immer mehr Hoffnungsuchende kamen, um Erlösung, wenn nicht gar Erleuchtung zu erfahren.
Und die Luranti wurden immer kühner und habgieriger. Zu Beginn wollten sie wohl wirklich noch Gutes tun, und sie sahen sich auch als götterfürchtige Wesen, die den Traum, Ishtrus Traum von unserem Universum, im Gleichgewicht halten wollten, während draußen der Ewige Krieg tobte. Doch dann wurden sie bestechlich, weil es keine Grenzen, keine Gesetze, einfach niemanden gab, der ihnen Einhalt gebot.
Sie fühlten sich allwissend und allmächtig. Eines Tages dann kam der Hochkönig des Vierten Reiches ans Stadttor und begehrte Einlass. Nicht nur, dass ihm der Zehnte seit langer Zeit
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