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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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stirbt die Jungfrau!‹, schwor sich Gerhild in Gedanken. Dann wandte sie sich ab und ging ebenso unbemerkt zurück in ihr Schlafgemach.
     
    Kaum hatte sich Gerhild wieder ausgezogen und ins Bett gelegt, stürmte der Landsknecht Heinrich in das Gemach, in der Hand ein Schwert.
    »Kannst du nicht anklopfen, du ungehobelter Kerl?«, schimpfte Gerhild. Ohne darauf einzugehen fragte Heinrich aufgebracht: »Hast du den Schrei gehört? als ob der leibhaftige Teufel hinter einer Seele her wäre!«
    Gerhild erwiderte nichts, sondern wies mit dem Daumen nach unten. Heinrich runzelte die Stirn. Mit einem Schritt war er wieder auf der Treppe, hob das Schwert und stürmte in die Kammer einen Stock tiefer.
    Als er Johann erblickte, ließ er die Waffe sinken. Fragend sah er ihn an. Die junge Frau saß mit gesenktem Blick auf ihrem Lager.
    »Hat sie so geschrien?«, fragte Heinrich.
    »Sei still, du Depp! Sie hatte eine Vorsehung!«
     
    Ana Maria wollte dem Landsknecht keine Lügen erzählen. Doch als er sie bedrängte, ließ Johann ihr keine Wahl, als eine Geschichte zu erfinden.
    »Es tut mir leid!«, sagte anna Maria und blickte Heinrich anklagend an. »Meine Vorsehungen wurden gestört. alle Bilder sind verschwunden.«
    Johann verstand sofort, und sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Du dämlicher Kerl! Wer hat gesagt, dass du hierherkommen sollst?«

    »Aber Johann«, stammelte Heinrich, »ich hörte den Schrei und wähnte dich in Gefahr!«
    »Als ob ich nicht auf mich selbst aufpassen könnte!«
    Anna Maria wurde übel. Sie wollte nichts mehr hören oder sagen. Vor allem wollte sie keine Geschichten mehr erfinden müssen.
    »Lasst mich allein!«, bat sie mit zitternder Stimme. als die beiden Männer keine anstalten machten zu gehen, rief sie gereizt: »Ich brauche Ruhe! Nur dann können die Bilder zurückkommen.«
    Sofort stieß der Landsknecht seinen Freund in Richtung Tür. als Heinrich etwas sagen wollte, zischte Johann: »Halt’s Maul und komm mit hinauf!«
    Nachdem die Tür von außen geschlossen wurde, presste anna Maria das Gesicht in ihren Umhang und dachte verzweifelt: ›Was ist nur geschehen? Welches Leid müssen meine Brüder ertragen?‹
     
    Zurück in Johanns Gemach erklärte Heinrich unverblümt: »Ich glaube dem Weibsbild nicht! Und ich traue ihr nicht.«
    Johann ging leise einen Schritt auf Gerhild zu. als er sah, dass sich ihr Brustkorb gleichmäßig hob und senkte, wandte er sich Heinrich zu.
    »Warum traust du ihr nicht?«
    »Ich finde es merkwürdig, dass sie ausgerechnet jetzt auftaucht. Vielleicht ist sie eine Spionin des Verwalters des Kurfürsten unten in Landstuhl.«
    »Wie kommst du auf solch einen Gedanken? Die Wolfsjäger haben sie im Wald drei Tagesritte von hier entfernt gefangen genommen.«
    »Und du traust diesen Wolfsjägern? Die erzählen dir alles, wenn die Bezahlung stimmt!«
    Johann lehnte sich an den Kamin, in dem nur noch wenig
Glut glimmte. Nachdenklich stützte er sich gegen den schwarz verfärbten Holzbalken.
    »Nein, ich denke nicht, dass die Wolfsjäger mich belügen würden – nicht in diesem Fall, denn niemand weiß von meinem Plan. als die Frau in ihrer Vorsehung den Kampf zwischen roten und blauen augen sah, hat sie mich überzeugt.«
    Zweifelnd blickte Heinrich seinen Freund an. »Woher weißt du, dass es stimmt, was sie erzählt? Und was sollen ihre Bilder bedeuten?«
    Johann lächelte spöttisch, dann erklärte er mit Hohn in der Stimme: »Ich bin sicher, dass der schwarze Dämon, den sie erkannt hat, Eckbert von Hauen ist – der Bruder des Verwalters des Kurfürsten. Ich weiß, dass auch er die Burg besitzen will. Und sein Schild ziert ein schwarzer Eber mit roten Edelsteinaugen.«
    »ach?«, fragte Heinrich wenig überzeugt. »Und wem gehören die blauen augen?«
    Johann sagte nichts, sondern riss seine augen weit auf.
    »Dann brauchen wir uns ja keine Gedanken zu machen! Der Sieg ist uns gewiss!«, sagte Heinrich und konnte nur schwer den Spott in seiner Stimme verbergen.
    »Spar dir deinen Hohn, mein Freund!«
    »Aber was ist, wenn du dich doch in ihr täuschst?«
    Johann musste nicht lange überlegen. »Dann wird sie mir einen Sohn gebären!«, antwortete er zwar unwirsch, doch als er Heinrichs anerkennenden Blick sah, musste er leise lachen.
    »Was wird aus Gerhild?«
    »Die kannst du dann haben«, antwortete Johann ungerührt.
    »Dann wünsche ich dir einen kräftigen Sohn!«
    Johann schlug Heinrich auf die Schulter. »Die Nacht ist vorbei! Lass uns nach unten

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