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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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bringe sie irgendwohin,
wo Johann sie nicht finden kann. Ich werde euch helfen, ungesehen zu verschwinden«, bettelte Gerhild.
    »Aber Täuber …«
    »Verflucht sei dieser Landsknecht! Er wird schon bald weiterreiten und sie zurücklassen, und dann wird mein Schicksal besiegelt sein. Deshalb bitte ich dich – geh und nimm das Frauenzimmer mit!« Gerhilds Stimme bekam einen flehentlichen Klang.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Veit und ließ sie stehen. Gerhild ging müde zurück in Johanns Gemach, zog sich aus und legte sich dicht neben ihn.
    Während sie ihn betrachtete, flüsterte sie: »Liebe – wie soll die aussehen?«, und schlief ein.

    Anna Maria saß immer noch an die Wand gelehnt da und besah sich ihren Handrücken, auf dem ihre Zähne einen abdruck hinterlassen hatten. als sie aufblickte, stand Veit vor ihr. Erschrocken sprang sie auf.
    »Was macht Ihr hier?«, fragte er grimmig. Sein Blick fiel auf den Bissabdruck auf ihrer Hand. Rasch versteckte sie sie hinter ihrem Rücken, und er verlor kein Wort darüber.
    »Sobald es regnet und man keine Spuren erkennen und uns folgen kann, werden wir fliehen. Bis dahin geduldet Euch, und verhaltet Euch unauffällig.«
    Ohne ihre antwort abzuwarten ging Veit die Treppe nach unten in den Saal. Verwirrt schaute anna Maria ihm nach. Nur langsam verstand sie, was er eben zu ihr gesagt hatte.

Kapitel 11
    Mit stolzgeschwellter Brust stand der Wollweber Michael Koch am Schanktisch und verkündete laut, dass Schwertfeger, genannt Pfeiffer, wieder in Mühlhausen sei.
    »Das hat Heinrich nur uns zu verdanken!«, fügte er mit schwerer Zunge hinzu und bestellte ein weiteres Bier – das achte an diesem abend. »Dieser 13. Dezember muss gefeiert werden!«, lallte er.
    »Wen meinst du mit uns?«, fragte Hauser neugierig.
    »Natürlich die Männer aus dem achterausschuss! Das sind der Goldschmied Weißmehler, der reiche Gerber Kreuter und …«
    Er überlegte, konnte sich aber an die übrigen Namen nicht mehr erinnern. »… und Müntzer kommt auch zurück. Dafür werden der Kürschner Rothe und die übrigen anhänger Müntzers sorgen!«, beendete er seinen Satz und sah beifallheischend in die Runde.
    »Hat Pfeiffer sich etwa in die Stadt gewagt?«
    Koch blickte Hauser aus rot geäderten augen an. Er schien angestrengt zu überlegen. Nach einer Weile und mehreren Schluck Bier holte er tief Luft und nuschelte: »Nein, natürlich nicht! Er ist in eines der Dörfer gegangen. Hier kann er sich nicht blicken lassen, schließlich hat man ihn fortgejagt. aber dort kann er den Bauern endlich erklären, wie ungerecht man ihn behandelt hat. Jawohl, das kann er!«, ereiferte er sich. »Jetzt wird er ihnen sagen, dass der Rat die Wahrheit verschweigt und sich weigert, die Lasten der Bauern zu mindern. Pfeiffer und Müntzer fordern das Reich Gottes auf Erden, in dem es kein Unrecht gibt und die einfachen Menschen nicht durch abgaben an die Mächtigen erdrückt werden«, fügte er hinzu und setzte den Bierkrug erneut an die Lippen. Dann verlor sich sein
Gelalle in Unverständlichem, denn der Mann war sturzbetrunken. als er wankend ein weiteres Bier bestellen wollte, bot Hauser an, ihn nach Hause zu bringen. Koch wollte aufbegehren, doch er brachte nur unverständliches Gestammel hervor. Ohne zu zögern packte Hauser ihn unter den armen und fragte den Wirt: »Wo wohnt er?«
    »Er muss in die Losengasse.«
    »Auch das noch!«, stöhnte Hauser und schleifte ihn hinaus.

    Hauser trat durchgefroren in die Küche des Baders, wo dieser gerade damit beschäftigt war, seine Skalpelle zu schärfen. Bibbernd zog Hauser sich einen Stuhl an den Herd und wärmte seine Hände darüber.
    Lachend hielt der Bader inne. »Mich bringen keine zehn Pferde in die Kälte hinaus – nicht einmal ein frisch gebrautes Bier beim Melchior.«
    »Ich habe Wollweber Koch nach Hause gebracht. Das heißt, ich musste ihn tragen, denn er konnte kaum noch gehen. Wäre er in seinem Suff gestürzt, der Erfrierungstod wäre ihm sicher gewesen.«
    »Was kümmert er dich?«, fragte der Bader erstaunt. Hauser zog die Mundwinkel nach unten.
    »Du hast Recht, Gabriel! Ich mag den Koch nicht sonderlich leiden. aber ich hoffte, dass er an der klaren Luft nüchtern werden und mir mehr erzählen würde.« Hauser blickte seinen Freund an und wartete die Wirkung seiner Worte ab. Umsichtig schärfte der Bader ein spitzes Messer, als er das Skalpell zur Seite legte und fragte: »Was könnte dir der Wollmeister erzählen, dass du ihn

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