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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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sich eingestehen, dass er sich im Ton vergriffen hatte. Bekümmert blickte er auf die Bettdecke und kam ins Grübeln. auch er hatte sein Herz an ein Mädchen verschenkt. Doch sie durften sich nicht lieben, da ihre beiden Väter zerstritten waren.
    Peter rieb sich über die augen und flüsterte: »Hinweg ihr quälenden Gedanken! Ich muss Matthias suchen und mich bei ihm entschuldigen.«
    Mühsam erhob sich Peter von seinem Lager, denn die lange Bettruhe hatte ihn geschwächt. Seine Wangen waren vor anstrengung gerötet, als er die Küche betrat. Der Bader und Hauser saßen am Tisch und knobelten. Erstaunt blickten sie auf. »ah, unserem jungen Freund geht es sichtlich besser. Rote Wangen und ein Leuchten in den augen, das lobe ich mir. Nach dem trüben Weihnachtsfest glaubte ich schon, dass du vor Selbstmitleid vergehen würdest. Zeig deinen arm, Bursche«, forderte der Bader Peter in seiner gewohnt ruppigen art auf.
Nachdem er sich die Wundstelle betrachtet hatte, nickte er und sagte: »Wir können nun mit der Behandlung im warmen Bade beginnen. Gleich morgen, bevor die Gäste kommen, werden wir anfangen.«
    Vor Freude konnte Peter nur nicken. Hastig verließ er die Küche wieder und rief laut nach seinem Bruder.

    Obwohl das Strecken und Beugen Peter Schmerzen verursachte, hatte ihn Ehrgeiz gepackt. Bereits am frühen Morgen, wenn die anderen im Haus noch schliefen, saß Peter in einem Zuber und machte seine Übungen. Da ihm im warmen Bade mehrere Male übel geworden war, überwachte Hauser das morgendliche Ritual. auch half er ihm, die verkrampften Finger zu bürsten, um so die Nerven anzuregen.
    Mit eisernem Willen verfolgte Peter sein Ziel, doch nach mehreren Wochen stand der arm noch immer schräg vom Körper ab, und die Finger waren gebogen wie Krallen. Dennoch verkündete der Bader: »Peter, ich hätte nicht gedacht, dass du solch gute Fortschritte machen würdest.«
    Hauser nickte zustimmend. »Ich muss gestehen, ich befürchtete sogar, dass du den arm doch noch verlieren könntest. aber wenn ich jetzt sehe …«
    Weiter kam er nicht, denn Peter unterbrach ihn und sagte schroff: »Was spielt das für eine Rolle? Dieser arm ist zu nichts mehr nütze, denn er wird verkrüppelt bleiben.« Erschrocken antwortete der Bader: »Na, na, junger Freund! Selbst wenn es so wäre, es ist der linke arm! Der rechte ist gesund, und das zählt. Ich bin überzeugt, dass du den krummen arm ebenso einsetzen können wirst wie den gesunden, wenn du weiter deine Muskeln kräftigst.«
    Nachdenklich drückte Peter erst seinen rechten, dann seinen linken Oberarmmuskel. »Tatsächlich, die rechten Muskeln sind
fester. Vielleicht habt Ihr Recht, Herr Bader! also sagt, wie kann ich es anstellen, dass mein Krüppelarm gestärkt wird?«
    »Du musst ihn mit leichten Gewichten belasten. Versuche einen leeren Holzeimer zu tragen und dabei den arm zu beugen und zu strecken. Wenn es dir nach einiger Zeit zu leicht erscheint, dann fülle etwas Wasser in den Eimer. Kannst du auch diesen mühelos längere Zeit tragen, dann erhöhe die Wassermenge, bis der Eimer voll ist.«
    »Das soll helfen?«, fragte Peter zweifelnd.
    »Nur so wirst du die Muskeln stärken. Schonst du hingegen den arm, wird er tatsächlich zu nichts mehr zu gebrauchen sein.«
    »Aber ich kann nicht einmal mit meinem Daumen den kleinen Finger berühren. Er gehorcht einfach nicht!«
    »Herrgott, Bursche! Jammere nicht, sondern befolge meine anweisungen. Du bist der Sohn von Joß Fritz, und ein Fritz gibt sich nicht geschlagen.«
    Erschrocken blickte Peter zum Bader auf. Sein Blick verfinsterte sich, und er war versucht zu widersprechen. Doch dann besann er sich und starrte auf seinen arm. als er wieder aufblickte, sagte er ruhig: »Ihr seid ein kluger Mann, Herr Bader, und deshalb werde ich jeden Tag üben, damit mein Krüppelarm wieder zu etwas nütze sein wird. Ein Fritz gibt nicht auf!«
    »Das, mein Junge, wollte ich von dir hören!«

    Matthias freute sich schon morgens auf die Nacht mit annabelle und konnte kaum abwarten, bis es dunkel wurde. Hauser und er teilten eine kleine Kammer am Ende des Ganges. Ungeduldig wartete Matthias jeden abend, bis Hauser schlief, um dann zu seiner Liebsten zu schleichen. Niemand sollte wissen, dass sie das Lager miteinander teilten. Matthias hatte allerdings den Verdacht, dass Hauser ihm den Schlaf nur vorspielte, damit
er schneller zu annabelle gehen konnte. Doch fragen wollte er ihn nicht. ›Hauptsache, er verrät mich nicht beim Bader‹,

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