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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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freiwillig durch die halbe Stadt trägst?«
    »Du weißt es also nicht, obwohl im Bad stets der neueste Tratsch zu hören ist?«
    Schweigend erhob sich der Bader und streckte sich. aus einem
geflochtenen Korb neben Hauser entnahm er ein Holzscheit mit Rinde und warf es in die Glut. Knisternd fing das Stück Holz Feuer, und Waldgeruch breitete sich schnell in dem kleinen Raum aus. Dann stellte der Bader zwei Tonbecher auf den Tisch und füllte angewärmtes Bier hinein.
    »Nun, Jacob, dann erzähl mir, was ich verpasst habe!«
     
    Der alte wollte nicht glauben, was Hauser ihm zu berichten wusste, und sagte immer wieder: »Nein, nein, nein!«
    Nachdenklich starrte er ins Feuer und schüttelte den Kopf. »Sie haben es tatsächlich gewagt, diese Rindviecher!«
    »Warum bist du so wütend?«
    »Dieser Pfeiffer wird erneut alle gegeneinander aufwiegeln. Er wird die Saat säen, die Müntzer aufgehen sehen will. Im Gegensatz zu Luther werden die beiden auch vor Gewalt nicht zurückschrecken.«
    »Siehst du nicht zu schwarz, Gabriel? Sie wollen doch nur etwas verändern. Unter Luther …«
    Weiter kam er nicht, denn der Bader hob die Hand und brachte den Freund zum Schweigen. »Lass gut sein, Jacob. Wir wollen heute nicht über den Vorteil des einen und den Nachteil des anderen streiten. Ich kenne die beiden. Pfeiffer ist mit Vorsicht zu genießen, und Müntzer ist ein schlauer Fuchs. Er wettert mit Bedacht gewählte, aber hitzige Worte von seiner Kanzel und lenkt so die Menschen in seine Richtung. Die Leute merken nicht, wie sehr er sie beeinflusst. So war es schon im letzten März. Müntzer soll sich über das Mallerbacher Heiligtum, eine Wallfahrtskapelle mit einem Marienbild und allerlei Weihegaben in den Nischen, erbost haben. aber was kümmert das den Pfaffen? Seit jeher pilgern die Menschen aus der Umgebung in die kleine Kapelle dicht vor den Mauern allstedts und bitten unseren Schöpfer um Hilfe, Heilung und um gesegnete Ernten. Doch plötzlich predigt Müntzer, dass in der Kapelle abgötterei
mit Wachsfiguren getrieben werde und dass man dort den Teufel von Mallerbach unter dem Namen Marias anbeten würde. Von Predigt zu Predigt hetzte er seine Gemeinde immer mehr auf. am Gründonnerstag kam es dann, wie es kommen musste. Eine erboste Meute aus der Stadt stürmte die Kapelle, zertrümmerte die Einrichtung und setzte das kleine Bauwerk in Brand, was nicht allzu schwer war, denn das Kapellchen wurde nur von einem alten Klausner bewacht.«
    »War Müntzer zugegen?«
    »Ich sagte bereits, dass Müntzer ein schlauer Fuchs ist. Er beobachtete das Treiben aus sicherer Entfernung.«
    »Woher willst du dann wissen, dass er seine Finger mit im Spiel hatte?«
    »Jacob, halt mich nicht für dumm! Es war in der ganzen Stadt bekannt, dass es Müntzer war, der die Wut der Brandstifter und Plünderer auf die kleine Wallfahrtskapelle gelenkt hatte.«
    Hauser schwieg, denn er wollte keinen Streit mit seinem Freund.
    »Wo ist Pfeiffer in der Stadt untergekommen? Wieder bei seinen Verwandten?«, fragte der Bader.
    »Koch sagte, er wäre in einem der Dörfer untergetaucht.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass er dort bleibt und man ihn nicht hinter die Stadtmauern lässt.«

    Der Heilige abend wurde für Peter zu einem wehmütigen Festtag, da er an Mehlbach und seine Familie denken musste. als er mit Matthias darüber sprach, flackerte bei dem nur kurz das Heimweh auf, dann er war wieder durch annabelle abgelenkt, mit der er zuletzt jede freie Minute verbrachte.
    Peter musste sich eingestehen, dass er neidisch auf Matthias’ Liebschaft war. Während er seit Wochen seine Zeit im Bett in seiner Kammer verbringen musste und von Tag zu Tag schwermütiger
wurde, hüpfte Matthias glücklich durchs Haus. Täglich erzählte er seinem Bruder mit glänzenden augen, wie einzigartig annabelle sei.
    »Wenn wir zurück nach Mehlbach gehen, werde ich sie mitnehmen und Vater vorstellen.«
    »Das Geschrei des Baders möchte ich nicht hören!«, lachte Peter und musste sich zurücknehmen, dass es nicht bissig klang.
    »Vorher werde ich natürlich bei annabelles Vater um ihre Hand anhalten.«
    Peters augen weiteten sich. »Du willst sie heiraten? Wovon wollt ihr leben? Jakob wird Hoferbe werden! Was willst du tun, damit dein Frauchen keinen Hunger leiden muss?«
    »Was soll das Gerede, Peter? Warum machst du meine absicht schlecht? Nur, weil ich vor dir heiraten werde?«
    Wütend verließ Matthias das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Peter musste

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