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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Marias
Hand. »Ihr seht, anna Maria, der Verlust eines arms muss also nicht unbedingt das Ende bedeuten.«
    Aufmerksam hatte anna Maria Veit zugehört, doch nun starrte sie erschrocken auf ihrer beider Hände. Seine Hand fühlte sich warm an, ihre hingegen eiskalt. als sie zaghaft ihre Finger bewegte, konnte sie Schwielen in seiner Handinnenfläche spüren. Sie hörte, wie Veit scharf die Luft einsog. Unsicher blickte sie auf und ertrank in seinen wasserblauen augen. Veit erwiderte den Blick, und der Druck seiner Hand wurde fester.
    Anna Marias Körper durchströmte ein Kribbeln, das ein seltsames, ihr fremdes Gefühl hinterließ. Innere Hitze brachte ihre Wangen zum Glühen. Veit zog sie an sich, und ehe sie es sich versah, spürte sie seine Lippen auf den ihren. Zuerst versteifte sich die junge Frau, doch dann gab sie nach. als Veits Kuss fordernder wurde und sie spürte, wie er ihre Lippen zu öffnen versuchte, löste sie sich hastig aus seiner Umarmung. Verlegen blickte anna Maria an ihm vorbei, denn er sollte nicht erkennen, wie sehr sein Kuss sie aufgewühlt hatte. Ihre Lippen brannten, und sie fuhr sich mehrfach mit der Zungenspitze darüber.
    »Tu das nicht, anna Maria!«, stöhnte Veit auf und versuchte sie erneut in seine arme zu ziehen. Diesmal sprang sie rechtzeitig auf und stellte sich ans Tischende.
     
    Anna Maria fühlte sich zerrissen. Bis zu seinem Kuss war sie fest davon überzeugt gewesen, dass sie Veit nicht leiden mochte. Deshalb zog sie sich jetzt auch von ihm zurück. Doch gleichzeitig sehnte sie sich nach seiner Umarmung und nach einem weiteren Kuss.
     
    Veit konnte kaum noch klar denken. Hatte Gerhild etwa Recht gehabt? Liebte er anna Maria? ›O Gott‹, dachte er, ›woran erkennt man Liebe?‹ an dem Gefühl in den Lenden, das ihn erregte?
am Herz, das heftig in seinem Brustkorb schlug? Oder an diesem zärtlichen Verlangen, das sich in ihm ausbreitete, wenn er anna Maria nur anschaute?
    Veit begehrte anna Maria wie keine andere Frau vor ihr. Der Kuss hatte ihm verraten, dass er der Erste sein musste, der sie berührt hatte.
    Veit seufzte. Wie sollte er handeln? Er war nicht geübt im Erobern einer Frau. Er war daran gewohnt, dass Frauen sich ihm willig hingaben, sobald er sie wollte. Wie sollte er anna Maria verständlich machen, dass er sie begehrte, ohne sie zu erschrecken? Während die Gedanken nur so durch seinen Kopf jagten, hörte er anna Maria fragen: »Woher wisst Ihr so viel über Götz von Berlichingen? Kennt Ihr ihn?«
    Veit schluckte erschrocken, bevor er antworten konnte. anna Marias förmliche anrede hatte ihn zusammenfahren lassen. ›Sie weist mich zurück!‹, dachte er. Um jedoch seine Gefühle zu verbergen, beantwortete er ihre Frage in sachlichem Ton. »Die Kugel war aus den eigenen Reihen abgefeuert worden und hatte von Berlichingen nur gestreift. Sie traf einen anderen tödlich. Sein Name war Fabian Razdorf, ein treuer und beliebter Landsknechtführer. Er war mein Vater.«
    Erschrocken blickte anna Maria auf. Sie glaubte zu erkennen, dass die Erinnerung Veit schmerzte, und sie schämte sich dafür, diese Erinnerung in ihm wachgerufen zu haben.
    »Es tut mit leid, dass ich nachgefragt habe«, stammelte sie.
    »Das muss es nicht, anna Maria! Die Erinnerung schmerzt nicht so sehr wie die Erkenntnis deiner Zurückweisung!« Veit stand auf und ging zur Tür, als anna Maria ihn fragte: »Wie geht es nun weiter?«
    »Wie ich Euch versprochen habe – sobald es regnet und man unseren Spuren nicht folgen kann, werden wir die Burg verlassen«, entgegnete Veit schnell und unterdrückte dabei jedes Gefühl in seiner Stimme. Dann ging er hinaus in die Kälte.

    Als er zurück im Saal war und sich müde und erschöpft auf sein Lager legte, vernahm er leise Täubers Stimme neben sich. »Ich habe noch nie einen Sehenden gekannt, der so blind durchs Leben läuft.«

    Als sich Täuber anfang Januar auf den Weg nach Süden machte, ließ die Sonne die Schneedecke funkeln, als sei sie mit Juwelen besetzt. Doch schon am Nachmittag zogen dichte Wolken auf und färbten den Himmel grau. Von nun an umklammerte eisige Kälte das Land. Da niemand vorhersagen konnte, wie lang das schlechte Wetter anhalten würde, waren sich die Burgbewohner einig, dass man mit dem Holz sparsam umgehen müsse. Fortan würde nur der mannshohe Kamin im großen Saal brennen, und anna Maria, Gerhild und Johann schliefen nun ebenfalls dort.
    Damit die Flamme in der riesigen Feuerstelle nicht ausging, musste ständig

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