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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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meinetwegen kurz zu ihnen setzen. aber sobald ich dich rufe, kommst du zurück. Hast du verstanden?«

    Michael nickte und machte sich sogleich daran, die Bestellungen aufzunehmen.
    Als er sich schließlich an den Tisch zu seinen alten Weggefährten gesellte, wurde er mit lautem Gejohle begrüßt. Nachdem er sich bei Peter nach seinem Befinden erkundigt hatte, wollte Hauser wissen: »Gibt es Neuigkeiten, die du uns erzählen kannst?« Michael schüttelte den Kopf. »In den vergangenen Wochen waren kaum Fremde im Schankraum. Der Mann, der da allein am Tresen steht, ist der erste seit langem.«
    Die Männer wandten die Köpfe zum Tresen, aber außer Hauser schenkte keiner dem Mann länger Beachtung. Nachdem Hauser den Fremden ein Weilchen beobachtet hatte, gab er dem Wirt ein Zeichen, nahm zwei gefüllte Krüge entgegen und ging zum Tresen hinüber. Hauser stellte sich kurz vor, gab dem Fremden einen Bierkrug und lud ihn an seinen Tisch ein. Erfreut über diese freundliche Geste, gesellte der Mann sich zu ihnen. Er hieß Christian Kleeberger, kam aus dem Süden und wanderte von einem Ort zum nächsten.
    »Um diese Jahreszeit kann das kein Vergnügen sein«, sagte Friedrich nachdenklich, der sich inzwischen auch zu seinen Freunden an den Tisch gesetzt hatte. Er selbst war dankbar, bei Metzger Frohe ein Dach über dem Kopf zu haben.
    Doch der Fremde lächelte nur zaghaft. »Das ist wohl wahr, aber ich bin es nicht anders gewohnt, deshalb macht es mir nichts aus. Ich finde immer ein trockenes Plätzchen, wo ich nächtigen kann, und ich treffe immer freundliche Menschen, die mir ein Bier ausgeben.« Mit diesen Worten erhob er den Krug und prostete jedem zu.
    »Was geht in der Fremde vor sich?«, fragte Hauser neugierig.
    »Habt ihr schon von den drei Haufen gehört?«, fragte Kleeberger. Friedrich prustete los. »Ich kenne nur einen Haufen!«
    Kopfschüttelnd rollte der Bader mit den augen und murmelte: »So viel Dummheit ist nur schwer zu ertragen!«

    »Aber woher soll er auch wissen, was gemeint ist? Schließlich hat er nicht die Erfahrung, die wir haben, Gabriel.«
    »Dann erklär es ihm, damit er nicht noch dumm stirbt!«
    »Später«, antwortete Hauser und fragte neugierig: »Von welchen Haufen sprecht Ihr?«
    »Der Baltringer Haufen in Oberschwaben, der allgäuer Haufen und der Seehaufen in der Nähe von Lindau. Jeder ist mehrere tausend Mann stark. Der stärkste soll der Seehaufen sein mit über zwölftausend Mann, von denen jeder fünfte ein Landsknecht ist. So haben sie ein Waffenlager, das sich sehen lassen kann. Man spricht von einer Unzahl Musketen und anderer Feuerwaffen. Sogar Kanonen sollen sie in ihrem Hauptlager in Bermatingen am Kehlhof in der Nähe des Bodensees haben.«
    »Solch ein Haufen ist unüblich«, stellte der Bader nachdenklich fest.
    »Von was redet Ihr?«, fragten Matthias und Peter wie aus einem Munde.
    Hauser nahm einen Schluck Bier und setzte dann zu einer Erklärung an: »Bereits seit einiger Zeit rotten sich im Reich unzufriedene Bauern und Handwerker unter einem anführer zu sogenannten ›Haufen‹ zusammen. Bis jetzt waren sie militärisch schwach organisiert. Doch anscheinend ändert sich das gerade. Werden die anderen Haufen auch durch Landsknechte verstärkt?«
    Kleeberger nickte. »Vom allgäuer Haufen weiß ich es mit Bestimmtheit. Vom Seehaufen erzählt man sich außerdem, dass sogar Geistliche dazugestoßen sein sollen.«
    Ungläubig sahen sich Hauser und der Bader an, während Kleeberger fortfuhr: »als Letztes habe ich vom Baldringer Haufen erfahren, dass der Ulmer Bürgermeister versucht hat mit den Bauern zu verhandeln. angeblich hat er sie aufgefordert, ihre Beschwerden niederzuschreiben.«
    »Ich kenne das von meiner Heimat Stühlingen, doch gebracht
hat es nichts!«, flüsterte Hauser, und sein Blick verfinsterte sich. ›Wie so oft in den letzten Wochen‹, dachte Peter bei sich, denn er hatte Hauser so manches Mal mit düsterer Miene in der Stube sitzen sehen.
    »Oh!«, sagte der Fremde erschrocken. »Wenn du aus Stühlingen bist, dann kennst du sicher auch die Geschichte von der Frau des Grafen von Lupfen, die Schneckenhäuser suchen ließ.«
    Wieder nickte Hauser und sagte bitter: »Wegen ihr starb meine Frau Lizzi, und mein Sohn muss deshalb bei seiner Tante leben.«
    Es überraschte Peter, dass Hauser von Florian sprach, denn seitdem er den Jungen der griesgrämigen alten übergeben hatte, hatte er seinen Namen mit keiner Silbe mehr erwähnt.
    »Wärt Ihr nicht

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