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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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deiner Leute sind im Winter gestorben. Wovon willst du die nötigen Landsknechte anheuern? Gib die Burg auf, und behalt die Erinnerung an Franz von Sickingen in deinem Herzen …«

    »Schweig!«, unterbrach er sie unwirsch. »Wie kannst du es wagen, mir Ratschläge zu erteilen, du undankbares Frauenzimmer!« Seine augen verdunkelten sich, und er blickte sie wütend an.
    Gerhild schluckte mehrmals, hielt aber seinem finsteren Blick stand. Dann flüsterte sie: »Ich bekomme ein Kind von dir!«
    Ungläubig starrte Johann Gerhild an. Nichts verriet in diesem Moment seine Gedanken. »Woher weißt du das?«, fragte er schließlich, und Gerhild war es, als zittere seine Stimme.
    »Ich war heute Morgen bei der Hebamme in Landstuhl. Sie hat meine Vermutung bestätigt.« Regungslos verharrte Johann vor ihr, dann legte er ihr beide Hände auf die Schultern. als er zu ihr sprach, klang seine Stimme weich und freudig: »Wird es ein Junge werden?«
    Für einen winzigen augenblick schloss Gerhild die augen. als sie sie wieder öffnete, kullerte eine Träne über ihre Wange. »Das liegt in Gottes Hand!«, flüsterte sie.

    »Horch, was ich dir sage! Kein Weib auf dieser Welt taugt etwas!«, fluchte Hans und spukte voller Verachtung auf den Boden. »Es sind alles Hexen, die nichts weiter im Sinn haben, als uns Männern zu schaden.«
    Karius blickte gelangweilt von seinem Pferd zu Hans hinüber. Seitdem sie sich auf den Weg nach Mühlhausen gemacht hatten, schimpfte der alte ununterbrochen über die Frauen, besonders über eine – Gerhild!
    Allerdings konnte Karius die Wut des alten verstehen. Schließlich war der Wolfsjäger sich sicher gewesen, dass der Landsknecht ihn in die Reichsstadt schicken würde, um Veit und anna Maria zurückzubringen.
    Bereits im Schlaf hatte Hans seine Belohnung klimpern hören. Doch stattdessen teilte ihm dieser elende Landsknecht mit, dass er nicht mehr nach Veit und anna Maria zu suchen brauche,
da er sich entschlossen habe, Burg Nanstein aufzugeben. aus diesem Grund würde er die Fähigkeiten der Seherin nicht mehr benötigen.
    Natürlich versuchte der alte Wolfsjäger den Landsknecht umzustimmen, doch vergeblich. als Hans dann noch den hämischen Blick Gerhilds bemerkte, fegte er voller Wut die Krüge vom Tisch und wurde daraufhin der Burg verwiesen.
    Karius hätte bleiben können, doch er war dem alten gefolgt.
     
    »Nun werde ich Rache nehmen!«, schwor Hans mit erhobener Hand und gab keine Ruhe. »Ich werde Johann den Kopf des Wolfsbanners und den der Seherin vor die Füße werfen.«
    Karius blickte erschrocken auf. »Willst du sie töten?«
    Der Blick des Wolfsjägers bekam einen wahnsinnigen Glanz. »Da Johann keine Jungfrau mehr benötigt, werde ich meinen Spaß mit ihr haben, und der Wolfsmensch darf dabei zusehen.«

    Als anna Maria frühmorgens erwachte und aus dem Unterstand blickte, konnte sie nur mühsam einen Schrei unterdrücken. Ungläubig starrte sie auf die dichte Schneedecke, die das Land verhüllte.
    Angstschweiß trat auf anna Marias Stirn, und ihr atem ging keuchend. Veit erwachte neben ihr und wollte sie wie jeden Morgen in seine arme ziehen, doch sie stieß ihn zurück.
    »Was ist mit dir?«, fragte er verwirrt.
    »Schnee!«, wisperte anna Maria und begann zu zittern. Erst jetzt sah Veit die weiße Pracht. Sorgenvoll blickte er zu anna Maria und versuchte sie zu trösten: »Das muss nichts bedeuten, meine Schöne!« Seine Hände glitten zärtlich über ihren Rücken, doch sie fauchte: »Lass das!«
    Wortlos stand anna Maria auf, nahm ihren Pilgerumhang und schritt barfuss in den Schnee hinaus. Nach einer Weile
stellte Veit sich neben anna Maria, vermied es jedoch, sie zu berühren. »Welcher Tag ist heute?«, fragte sie mit schwacher Stimme. Veit rechnete nach und sagte: »Es müsste einer der letzten Tage im März sein.«
    »Aber wie ist es möglich, dass es jetzt noch schneit? Mit jedem Tag, den wir dem Frühling näher kommen, hoffte ich, dass mein Traum vom Schlachtfeld im Schnee eine Täuschung und keine Vorsehung war!«
    »Auch wenn der Winter vorbei ist, kann es trotzdem noch schneien. Meine Mutter erzählte mir einst, dass zu meiner Geburt Ende Mai die Landschaft mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt gewesen sei.«
    Ungläubig blickte anna Maria Veit an, sagte aber kein Wort. Zitternd vor Kälte ging sie zurück zum Unterstand und weigerte sich weiterzuziehen.
     
    So überraschend, wie der Schnee gekommen war, so schnell schmolz er auch wieder. Die warmen

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