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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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vorbei!«
    »Nach unserem Schäferstündchen fragte mich die Hacken-Frieda, wie sich der Landsknecht entschieden hätte. Ich verstand nicht, was sie meinte, und da erklärte sie, dass Täuber unschlüssig war, ob er in die Schweiz gehen oder seine Freunde nach Mühlhausen begleiten sollte.«
    »Welche Freunde?«, fragte Johann unwirsch und wusste im selben augenblick die antwort. »Veit und anna Maria!«
    Hans lachte höhnisch und hielt Johann ein weiteres Mal seinen leeren Becher entgegen.
     
    Vor Freude summend stieg Gerhild die Treppenstufen zu ihrem Gemach hinauf. Heute hatte sie endlich die antwort erhalten, auf die sie mit Bangen gewartet hatte. Doch ihre gute Laune war mit einem Schlag verflogen, als sie den Wolfsjäger zusammen mit Johann in weinseliger Laune in ihrem Schlafgemach antraf.
    »Gerhild, wir wissen jetzt, wohin Veit und die Seherin geflohen sind«, rief Johann ihr freudig entgegen. Fragend blickte sie ihn an. »Nach Mühlhausen!«, erklärte Johann.

    Der Schreck fuhr Gerhild in die Glieder. Sie wandte sich schnell ab und tat geschäftig, aus angst, ihre augen könnten ihre Gefühle verraten.
    »Was sollen sie denn in Mühlhausen wollen?«, brachte sie schließlich hervor.
    »Was sie da wollen, weiß ich nicht, aber dass sie dorthin unterwegs sind, ist gewiss.« Johann erzählte ihr, was der Wolfsjäger in Landstuhl erfahren hatte.
    »Dieser elende Hurensohn!«, murmelte Gerhild, als Täubers Name fiel.
    »Morgen in aller Frühe werden Karius und ich uns auf den Weg nach Mühlhausen machen und dir die beiden ausreißer zurückbringen«, versprach der Jäger.
    »Aber warum?«, stammelte Gerhild.
    Ungläubig blickte der Wolfsjäger sie an. »Warum, fragst du? Horch, was ich dir sage, Johann braucht die Seherin, und Veit ist zu einer grausamen Bestie geworden!«
    »Du unsäglich dummer Kerl, mach, dass du aus meinem Gemach verschwindest«, schrie Gerhild erregt.
    Hans, der durch den Weingenuss mutig geworden war, baute sich vor Gerhild auf und zischte: »Wer bist du, dass du so mit mir sprichst? Du wirst ein Niemand sein, wenn Johann dich verstoßen hat.« Ungläubig schaute Gerhild zu Johann, der nichts sagte, sondern sie nur stumm anblickte.
    Gerhild erkannte, dass sie Johanns achtung verlieren würde, wenn sie das Benehmen des Wolfsjägers duldete. Deshalb holte sie aus und schlug ihm so fest sie konnte mit der Faust auf die Nase. Ein leises Knirschen war zu hören, und Hans jaulte auf. als er spürte, wie warmes Blut aus seiner Nase tropfte, hob er die Hand, um zurückschlagen. Doch Johann brüllte: »Wage es nicht!«
    Der Wolfsjäger unterdrückte seinen Zorn, denn er wusste, dass jedes weitere Wort zu seinem Nachteil wäre, und verließ hastig den Raum.

    Stumm blickten Gerhild und Johann sich an.
    »Warum lässt du Veit erneut suchen? Du weißt doch, was dieser grässliche Mensch mit ihm machen wird«, klagte Gerhild. Johann setzte sich auf das Lager und starrte vor sich hin. Dann blickte er auf und erklärte: »Hans wird meinem Bruder nichts antun, das musste er mir schwören, doch ich brauche die Seherin! Ich will Burg Nanstein für mich haben, und sie soll mir dabei helfen.«
    Gerhild konnte nur mit Mühe die Frage nach seinen Gefühlen für die Seherin unterdrücken. Stattdessen wanderte ihr Blick die nackten Steinwände des Gemachs entlang. »Was gibt es hier, wofür es sich lohnen würde, eine Fehde mit dem Bruder des Verwalters des Kurfürsten anzuzetteln?«
    Johann brauchte nicht lange zu überlegen. »Nanstein ist eine herrschaftliche Burg, die einst einem großen Ritter gehört hat.«
    Diese antwort entlockte Gerhild ein müdes Lachen. »Ich bitte dich, Johann! Diese Felsenburg wurde zusammengeschossen! Nur noch wenige Steine stehen aufeinander, und der ständige Wind zieht durch alle Ritzen. auch wird dir Eckbert von Hauen die Burg nicht kampflos überlassen und den Rest ebenfalls zerstören. Du hast weder die Leute noch das Geld, um einem Kampf standzuhalten.«
    »Ich habe mehr Kriegserfahrung als Eckbert von Hauen. Franz von Sickingen wäre stolz, wenn er wüsste, dass ich, sein treuer Landsknecht, sein Erbe aufrechterhalte«, ereiferte sich Johann. Er ging zu der großen Wandöffnung und schob das Fell davor zur Seite. Zwischen den Gitterstäben, die vom Boden bis zur Decke reichten, blickte er hinunter nach Landstuhl.
    »Bevor sie die Burg erreichen, werden wir sie von hier oben mit schweren Geschützen unter Feuer nehmen.«
    »Johann, sei vernünftig!«, bat Gerhild. »Viele

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