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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Fremden zu einem leisen Lachen veranlasste.
    »Mein Vater nannte mir eine Kennung – doch ich weiß nicht woher sie stammt«, stieß sie dann hastig hervor.
    »Nenne sie mir!«
    »Nein, das werde ich nicht, und es ist mir einerlei, was dann mit mir passieren wird«, erklärte sie mit kindlichem Trotz.
    Scheinbar hatte der Fremde kein Verlangen mehr, anna Maria noch weiter auszuhorchen, denn er riet ihr: »Geh nach Hause, Mädchen! Du wirst deine Brüder nicht finden. Im Gegenteil, du wirst wieder in Gefahr geraten, und nicht immer wird dir jemand wohlgesinnt sein und dir zur Seite stehen.«
    Anna Maria verstand und sagte schüchtern: »Ich danke Euch, Herr Kilian, dass Ihr mich verschont, aber ich muss meine Brüder finden. Ohne mich sind sie dem sicheren Tod geweiht!«

    Seine braunen augen blickten sie fragend an. Daraufhin setzte sie sich auf einen Scheunenbalken und erzählte von ihrem Traum. als sie geendet hatte, schwieg er zuerst und sagte dann: »Wenn du die Gefahr sehen konntest, dann musst du doch auch wissen, wo deine Brüder zu finden sind, und auch, ob du sie retten kannst.«
    »Nein!«, widersprach sie. »Ich bin keine Seherin …«
    Draußen waren wieder Stimmen zu hören. als der Landsknecht zum Scheunentor ging, überkam anna Maria die angst, dass er sie allein lassen würde, deshalb rief sie: »Nichts denn Gottes Gerechtigkeit!«
    Abrupt blieb er stehen.
    »Ich wusste es!«, flüsterte er und kam wieder auf anna Maria zu. »Nur wenige kennen diese Losung! Nur dieser verdammte Name deines Vaters ist mir unbekannt.« Forschend sah er sie an.
    »Auch Ihr kennt diese Worte?«, fragte anna Maria, um die Stille zu durchbrechen. Er ging auf ihre Frage nicht ein, sondern sagte: »Egal, wer dein Vater ist, er war schlau, dir diese Kennung anzuvertrauen, denn sie gewährt dir Schutz. auch das Zeichen in den Stock zu ritzen, war eine achtsame Entscheidung.«
    »Ich wusste nichts von dem Zeichen, ich schwöre.«
    »Ja, das glaube ich dir, Mädchen. Doch sei wachsam. Halte dich an die Wirte, deren Namen du kennst. Sie gehören dem alten Verbund an und kennen die Losung, haben darauf einen Eid abgelegt. Nur denen darfst du vertrauen. Und noch ein Rat: Solltest du so wie heute in Gefahr schweben, dann schreie die Kennung hinaus. Nicht jeder wird mit den geheimen Worten etwas anfangen können, doch viele von uns sind da draußen, denn sie wollen den Kampf zu Ende führen.«
    »Wollt Ihr mir nicht verraten, um welchen Verbund es sich handelt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein! Sicher gebe ich dir die gleiche antwort wie dein Vater:
Je weniger du weißt, desto sicherer bist du! Vertraue auf Gott, aber nicht auf dein Talent oder deine Träume, denn sie werden dich nicht weiterbringen!«
    Am Scheunentor sah er sich nochmals zu anna Maria um.
    »Versteck dich auf dem Heuschober. Ich werde dir etwas zu essen bringen.« Er war schon fast beim Tor hinaus, als er sie fragte: »Wie heißt du überhaupt, und wie alt bist du?«
    »Anna Maria und ich bin siebzehn!«
    »Meine Tochter hieß anne und wäre heute dreizehn Jahre alt.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging hinaus.

Kapitel 5
    Nachdem der Landsknecht Kilian dafür gesorgt hatte, dass anna Maria am nächsten Morgen ungesehen aus der Scheune verschwinden konnte, marschierte sie weiter nach Norden. Sie mied die üblichen Pfade aus angst, dass ihr erneut eine Schar umherziehender Söldner begegnen könnte, und durchquerte ein dichtes Waldgebiet.
    Sie kam nur mühsam voran, musste sie doch über umgestürzte Baumstämme klettern, Schluchten durchwandern und tiefe Gräben umgehen.
    Sie fand Pfifferlinge zuhauf und sammelte eifrig die kleinen gelblichen Pilze. Zwar wusste sie die echten von den falschen zu unterscheiden, doch Pilze roh zu essen, würde ihr Leibschmerzen verursachen. Mit Feuersteinen und Zunderschwamm, die sie in einem Säckel mit sich führte, entzündete sie ein Feuer und legte einen großen, flachen Stein hinein, damit dieser sich erhitzte. auf dem heißen Stein konnte sie nun die gelben Trompeten garen.

    ›Schade, dass es keine Beeren mehr gibt‹, dachte anna Maria, als sie auf einer Lichtung die Brombeersträucher entdeckte.
     
    Am dritten Tag glaubte sie, dass sie sich in dem unwegsamen Waldstück verirrt hatte und im Kreis ging. Schuld an ihrer Unaufmerksamkeit waren die Worte des Landknechts, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten.
    Bereits die Nacht zuvor hatte sie lange gegrübelt und unruhig geschlafen. Müde und kraftlos war

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