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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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sein wirst, die ich vor meinem Tod sehen werden.«
    Erschrocken sah anna Maria ihn an. Doch Peter lachte nur und nahm sie in den arm.

    »Keine Sorge, ich habe nicht vor zu sterben.«
    »Danke, Peter!«, flüsterte sie an seine Schulter gelehnt.
    »Nicht mir musst du danken, sondern unserer Mutter. Sie hat sich über Vaters Verbot hinweggesetzt, und so hast du dein Versprechen nicht gebrochen. Du musst mir aber schwören, anna Maria, dass du, wenn es dir wieder schlecht geht, mit mir sprichst und mich nicht im Unklaren lässt! Du weißt, dass ich dir immer helfen werde.«
    Liebevoll umarmten sie sich. als anna Maria aufstehen wollte, druckste er herum.
    »Du, anna Maria?« Fragend blickte sie auf.
    »Wenn du solch eine Gabe hast, kannst du dann auch sehen, ob Susanna und ich?«
    Als anna Maria verstand, was er meinte, musste sie laut lachen. »ach Peter! Nein, ich weiß nicht, ob Susanna dich will. Schließlich bin ich keine Seherin! Das musst du allein herausfinden.«
    »Schade!«, sagte er und lachte ebenfalls.
     
    Anna Maria fand ihre Mutter in der Backstube und umarmte sie wortlos. Liebevoll streichelte Elisabeth ihr über die Wange. Dieser augenblick bedurfte keiner Worte.
     
    Dank ihrer Unterredung mit Peter fürchtete anna Maria die Schlafenszeit fortan nicht mehr. Doch eines Nachts wälzte sie sich unruhig im Bett hin und her, als sie von der Tante von der Rauscher Mühle träumte. anna Maria sah sie im Traum vor ihrem Bett stehen. Die Frau schien sich zu fürchten, da ihre augen ängstlich hin und her blickten. als anna Maria sie das Wort »Fegefeuer« murmeln hörte, versicherte sie ihr freudig, dass sie ins Himmelreich aufsteigen würde. Daraufhin erhellte ein Lächeln das Gesicht der Tante.
    Als anna Maria einen Tag später erfuhr, dass ihre Tante gestorben
war, wurde sie nachdenklich und überlegte: ›Vielleicht hat Gott mir die Gabe gegeben, damit ich den Menschen die angst vor dem Tod nehme.‹

    Zusammengerollt in ihren Pilgerumhang lag anna Maria unter der Kiefer im tiefen Wald. Tränen brannten in ihren augen, als sie sich der Worte ihres Bruders Peter erinnerte und sie leise vor sich hin murmelte: »… denn ich weiß, dass du die Letzte sein wirst, die ich vor meinem Tod sehen werde.«
    »Noch ist es nicht so weit, Bruderherz! Ich werde Matthias und dich finden und nach Hause bringen. Das schwöre ich!«
    Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck schlief anna Maria ein und träumte von einem großen Festessen mit ihren vier Brüdern.

Kapitel 6
    Hofmeister allein hatte entschieden, dass seine Söhne Matthias und Peter in einen Kampf ziehen sollten, den der alte vor vielen Jahren erfolglos beendet hatte.
    Was er seinen Söhnen nicht verraten hatte, war, dass sich hinter ihm ein anderer verbarg, der nun seine Kinder dazu brachte, dort weiterzumachen, wo er einst aufgehört hatte.
    Obwohl Hofmeister im Laufe seines Lebens viel Elend, Not und Leid gesehen hatte, war er stets ein Mann der Tat gewesen. Er hatte einst für Gerechtigkeit gekämpft und musste während dieser Zeit viele Menschen unter dem Beil des Henkers sterben sehen. Er hatte Freunde verloren und oft genug dem Tod ins auge geblickt. Nie hatte er sich Gefühle erlaubt. Doch seit anna Maria ihm ihren Traum geschildert hatte, wurde er von Sorge überwältigt.
Die Ungewissheit, ob seine beiden Söhne die Reise unbeschadet überstehen würden, schien ihm das Herz zuzuschnüren.
     
    Lange hatte Hofmeister überlegt, ob er Matthias und Peter die geheime Losung verraten sollte. Doch er hatte sich schließlich dagegen entschieden.
    Im Gegensatz zu ihren Brüdern war anna Maria besonnen, und Hofmeister konnte sich sicher sein, dass sie die Losung mit Bedacht einsetzen würde. Deshalb hatte er sie nur seiner Tochter mit auf den Weg gegeben.
    Doch weil er seine Söhne nicht ohne einen Schutz ziehen lassen wollte, hatte Hofmeister ihnen zum abschied je eine Fahne ans Herz gelegt – im wahrsten Sinne des Wortes. Unter seinen Männern war einst bekannt gewesen, dass Hofmeister verborgen unter seinem Kittel einen solchen Stofffetzen auf seine Brust gebunden hatte. Bis heute war er überzeugt, dass dieses Tuch ihm Glück gebracht hatte. Wie oft hatte man ihn verfolgt, ihm Fallen gestellt und ihn verraten? Doch nie hatte man ihn fassen können.
     
    Nun hoffte Hofmeister, dass diese Fahnen auch seine Söhne beschützen würden. Matthias hatte er eingebläut, dass man solch einen Glücksbringer immer am Herzen tragen müsse und ihn weder entfernen

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