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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Eintreten nicht bemerkten. Trotzdem grüßte er nickend in die Runde. Mit Handzeichen bestellte er einen Krug Bier und setzte sich auf einen freien Platz. Hofmeister nahm einen kräftigen Zug des dunklen, starken Gebräus und hörte scheinbar unbeteiligt dem Gespräch des Bauern Emil aus Schalodenbach zu, der schimpfend am Nachbartisch saß.
    »Die Tochter des Grundherrn wird im Mai heiraten. Zehn Eier soll ich zusätzlich abgeben, da bleibt für unsereins nicht viel übrig.«
    Sein Nachbar warf ein: »Von mir verlangt er ein Viertel Malter Korn mehr. Woher soll ich das nehmen? Ich bin froh, wenn ich meine fünf Kinder satt bekomme.«
    »Meine Frau soll eine Woche lang in der Küche helfen, dabei brauche ich jede helfende Hand auf dem Hof«, sagte ein Dritter.
    Hofmeister hatte von der geplanten Hochzeit gehört, doch ihn betrafen die gesonderten abgaben nicht, da er als freier Bauer dem Grundherrn nur zum Kriegsdienst verpflichtet war. Weder abgaben, noch Fron- oder Spanndienste musste er leisten. Deshalb beteiligte er sich nicht am Gespräch. Doch ein angetrunkener Bauer aus Katzweiler pöbelte ihn an: »Hast du nichts dazu zu sagen, Hofmeister? ah, wie dumm von mir, ich vergaß, du bist ein freier Bauer und hast mit unsereins nichts gemein.«
    Während er sprach, war er auf Hofmeister zugegangen, der
mit dem Rücken zu ihm saß. Bei jedem Wort tippte er ihm mit seinem langen dünnen Finger in den Rücken. Jeder im Raum konnte sehen, dass er angetrunken war und Streit suchte.
    »Nehmenich, halt’s Maul!«, forderte der Wirt den Mann auf. Der ließ sich nicht beirren und fasste Hofmeister an der Schulter, um ihn zu sich herumzudrehen. Ohne Widerstand ließ Hofmeister es geschehen und sah dem Stänkerer ins Gesicht, dessen hasserfüllter Blick auf ihm haftete. Die Männer im Schankraum hielten die Luft an, denn Nehmenich war bekannt dafür, dass er keiner Schlägerei aus dem Weg ging. Doch von einem Moment zum anderen bekamen seine augen einen trüben Glanz, und er fuhr sich müde durch die grauen Haare.
    »Wo soll ich die Eier hernehmen? Mein bestes Huhn hat letzte Woche der Fuchs geholt, doch das ist dem Grundherrn einerlei. Er würde sicherlich noch unser letztes Hemd verlangen, wenn er es brauchen könnte.«
    Versöhnlich streckte Hofmeister ihm die Hand entgegen und versprach: »Mein Sohn wird dir eines von meinen Hühnern bringen.«
    Der Bauer schlug Hofmeisters ausgestreckte Hand weg und zischte: »Du kannst dir deine almosen sparen, Hofmeister! Von dir werde ich nichts annehmen.«
    Karl Nehmenich setzte sich zwischen zwei andere Männer und starrte stumpfsinnig auf die Tischplatte. Seine Wut war stummer Verzweiflung gewichen.
     
    Hofmeister spürte, dass die übrigen Bauern ihn anstarrten und warteten, wie er sich verhalten würde. Doch er wusste, dass es das Beste wäre, den Zwischenfall nicht weiter zu beachten. Deshalb zuckte er mit den Schultern, drehte sich um und nahm einen weiteren Schluck aus dem irdenen Krug.
    Auch, wenn alle Bauern sich über die zusätzlichen abgaben
ärgerten – außerhalb des Wirtshauses würde es keiner zugeben. Zu groß war die angst, dass sie beim Grundherrn angeschwärzt würden und so ihr Hab und Gut verlieren könnten.
     
    Hofmeister wäre am liebsten gegangen, denn er konnte die offene ablehnung der anderen spüren. Kaum einer sprach ein Wort mit ihm. Obwohl er ein Einheimischer war, wurde er von den Bauern aus Katzweiler, Schalodenbach und Mehlbach nur geduldet, nicht gemocht. Er ahnte, dass keiner ihm zur Seite stehen würde, hätte er je Hilfe nötig. Manchmal grübelte er, warum dies so war. Vielleicht weil sie wussten, dass er die Welt gesehen hatte und vieles darüber zu berichten wusste? Einer der Gründe war gewiss, dass er ein freier Bauer war und die Nöte und Sorgen des unfreien Bauern nicht teilte. So dachten sie und ahnten nicht, dass Hofmeister sie sehr wohl verstand. Würden sie ihm genauso ablehnend gegenüberstehen, wenn sie wüssten, wer er wirklich war? Oft fragte sich der Bauer, ob der wahre Daniel Hofmeister auch diese Schwierigkeiten gehabt hätte?
    Selten wurde er um seine Meinung gefragt, aber stets misstrauisch beäugt. Deshalb war er überrascht, als er einen Bauern offen sagen hörte: »Was der Nehmenich sagt, stimmt! Der adel missbraucht seine Herrschaft!«
    »Gott hat ihnen die Herrschaft gegeben!«, antwortete ein anderer und sah in die Runde.
    »Und deren Platz da oben ist von Gott ebenso vorgegeben wie unser Platz hier unten. Daran wird

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