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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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zurecht. als er die entrüsteten Blicke der anderen sah, fügte er hinzu: »Wenn der Kampf vorbei ist, werde ich meinen Sohn wieder zu mir nehmen!«
    Doch keiner der fünf schien seinen Worten Glauben zu schenken, denn in Hausers Stimme hatten Zweifel mitgeklungen.
    »Ich konnte ihn vom ersten augenblick an nicht leiden!«, zischte Matthias Peter zu. »Lässt Florian bei solch einer Hexe zurück. Überall wäre der Junge besser aufgehoben als da!«
    Peter stimmte ihm zwar zu, da es jedoch nicht zu ändern war, schwieg er.
     
    Anfang November verschlechterte sich das Wetter. Kalter Wind, sogar die zu dieser Jahreszeit seltenen Gewitter und heftiger Regen wechselten sich ab und erschwerten die Reise. an manchen Tagen war es selbst für die jungen Burschen anstrengend weiterzumarschieren, da sie sich gegen heftige Windböen stemmen mussten. Oft überraschte sie lautes Donnerknallen und heftiges Blitzzucken, und manchmal kugelten sie sich vor Schreck auf dem Boden zusammen. Trotzdem gönnten sich die Männer nur selten eine Nacht im Wirtshaus. Meist verkrochen sie sich unter Buschwerk, in leer stehenden Hütten oder Scheunen.

    Nun warteten die Wanderer schon seit zwei Tagen in einer verlassenen Holzfällerhütte darauf, dass der Regen endlich aufhören würde. Doch es schüttete wie aus Eimern, und der graue Himmel ließ vermuten, dass das Wetter noch eine Weile so bleiben würde.
    Der Rast überdrüssig, lagen die sechs gelangweilt auf ihren Lagern aus im Wald gesammeltem Laub und kleinen Tannenzweigen, womit sie den Boden der Hütte gepolstert hatten.
    Matthias seufzte und sagte zu seinem Bruder: »Was würde ich jetzt für Mutters Gemüseeintopf mit Speck geben!«
    Beim Gedanken an das gute Essen seufzte auch Peter und fiel ein: »Oder die dicke Blutsuppe, die es zu den Schlachtfesten gab. Erinnere dich an die Sonntage, wenn Vater es erlaubte, dass auch wir Eier zum Frühstück bekamen. Mutter röstete uns das Brot mit guter Butter in der Pfanne, um anschließend die Eier darüberzuschlagen.«
    »Seid endlich still, ihr Deppen! Vom Essen reden macht nicht satt, der Magen knurrt nur noch mehr!«, schimpfte Johannes und machte ein finsteres Gesicht. Michael und Friedrich nickten zustimmend. Hauser hingegen fragte: »Ihr habt wohl nie Hunger leiden müssen?«
    Erstaunt schauten sich die Brüder an. »Nein!«, antworteten beide wie aus einem Mund.
    »Dann müsst ihr wahre Glückskinder sein!«
    Bis jetzt wusste Jacob Hauser nur die Namen der Burschen, doch nun war seine Neugier geweckt.
    »Woher stammt ihr, und warum seid ihr fortgegangen, wenn es euch gut ging?«
     
    Peter setzte sich auf und zupfte einige Tannennadeln von einem Ästchen. Bereitwillig erzählte er: »Wir sind freie Bauern und stammen aus einem kleinen Ort namens Mehlbach, der in der Kurpfalz liegt. Unser Hof ist der größte in der Umgebung. Dank
Vaters umsichtiger Wirtschaft mussten wir nie Not leiden und hatten auch im längsten Winter stets genügend zu essen. Unsere Mutter war die beste Köchin weit und breit. Sie war eine gütige Frau, bei jedem beliebt. Unser Vater hingegen ist sehr streng und macht auch bei uns keine Unterschiede. Wir Kinder müssen ebenso anpacken wie das Gesinde. Doch er ist gerecht und schickt niemanden fort, der um Hilfe bittet.«
    »Das hört sich gut an. Warum habt ihr euer Zuhause denn dann verlassen?«, wollte Hauser wissen.
    »Als unser Vater erzählte, dass die Bauern im Land sich zusammenschließen, um für ihre Rechte zu kämpfen, da wollten wir dabei sein.«
    Peter wurde nachdenklich. Nach einigen augenblicken sagte er: »Unser Vater führte daheim seinen eigenen Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Er versuchte die Menschen zu unterstützen, denen es schlecht ging. Vater ist schlau und kann lesen, sodass viele sich an ihn wendeten, wenn sie glaubten, dass sie zu viele abgaben verrichten mussten. Er macht zwischen arm und reich, dumm und schlau keinen Unterschied.« Peter hielt kurz inne, dann wandte er sich an seinen jüngeren Bruder: »Matthias, kannst du dich noch an das fahrende Volk erinnern, das die Wintermonate bei uns in der alten Scheune verbrachte?«
    »Aber sicher, ihre Gruselgeschichten werde ich wohl nie vergessen. In Vollmondnächten habe ich aus angst, ein Werwolf könne mich holen, kein auge zugetan!«
    Peter lächelte. »Nicht nur die Geschichten der Vaganten waren unheimlich. auch die Menschen waren mir als Kind nicht geheuer. Sie sahen in ihren eigenartigen bunten Kleidern nicht nur anders aus,

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