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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Stück Stoff, das er über seine Brust gebunden hatte.
    »Was ist das für eine Fahne, und warum trägst du sie auf der Brust?«, fragte Hauser irritiert.
    »Unser Vater hat jedem von uns eine Hälfte als Glücksbringer übers Herz gebunden, bevor wir losgezogen sind. aber ich weiß nicht, was das für eine Fahne ist«, erklärte Matthias unbedarft.
    »Darf ich sie sehen?«, fragte Hauser und zerrte ohne eine antwort abzuwarten den Stoff unter Matthias’ Hemd hervor.
    »Lasst das!«, zischte Peter und nahm ihm die Fahne ab. Hauser war bleich geworden.
    »Ist Euch nicht wohl?«, fragte Michael besorgt.
    »Ich kenne diese Fahne!«, erklärte Hauser mit versteinertem Gesichtsausdruck.
    »Ach ja?«, fragte Peter zweifelnd.
    »Wie war der Name eures Vaters noch?«
    »Daniel Hofmeister.«
    Hauser überlegte. »Es waren zu viele. Man konnte nicht alle kennen«, murmelte er vor sich hin. »Hat euer Vater ein besonderes Merkmal, woran man ihn erkennen könnte?«
    Peter und Matthias sahen sich fragend an. »Nein, nicht dass wir wüssten. Er hat blaue augen, die gleiche Haarfarbe wie wir, vielleicht etwas heller, groß – er sieht aus wie jeder andere auch«, beschrieb Matthias den alten Hofmeister.

    »Ja, die Beschreibung könnte wahrlich auf jeden passen, sogar auf Joß Fritz. Der stammt allerdings aus Untergrombach«, sagte Hauser, der mehr mit sich selbst als mit den Burschen sprach.
    Neugierig bat Matthias den Fremden: »Erklärt uns, was die Fahne bedeutet.«
    Zögernd blickte der alte Hauser die jungen Burschen an, die seine Söhne hätten sein können. alte Erinnerungen wurden in ihm wach.
    »Der Bundschuh«, begann er, »galt vor vielen Jahren als Erkennungszeichen für die sogenannten Bauernaufstände.«
    Matthias’ und Peters augen weiteten sich, doch Hauser fuhr unbeirrt fort: »Man wählte den Bundschuh, weil er das Schuhwerk des einfachen Mannes ist und sich von den sporenklirrenden Ritterstiefeln unterscheidet. Joß Fritz war ein Bauer und kannte die Not und Ungerechtigkeit, die unter den einfachen Menschen herrschte. Er soll angeblich dreimal Tausende von Bauern um sich geschart und versucht haben, gegen adel und Klerus zu kämpfen. Jedes Mal wurden die Bauerntruppen verraten und niedergeschlagen – es ist die Geschichte, die auch euer Vater euch erzählt hat. Es gab mehrere Fahnen, die die Bauern als Zeichen der Zusammengehörigkeit mit sich führten. Meist war ein Bundschuh darauf zu sehen – so wie auf deinem Fahnenstück. Joß Fritz besaß seine eigene Fahne, und nur wenige bekamen dieses Banner mit seinen besonderen Motiven zu Gesicht. Fritz hatte diese Fahne nach seinen Vorstellungen nähen und bemalen lassen, und er hat sie nie aus der Hand gegeben. Und er zeigte sie auch nur wenigen auserwählten.«
    »Wenn die Fahne niemand zu Gesicht bekam, wieso glaubt Ihr, dass ausgerechnet unsere Fahne die Bundschuhfahne von Joß Fritz sein soll?«, fragte Peter.
    »Weil ich damals Fähnrich bei Joß Fritz war. Zwar habe auch ich das Banner nie gesehen, doch es wurde mir genau beschrieben.
auf die Fahne soll neben allerlei Emblemen und Bildern der Bundschuh, ein weißes Kreuz, sowie die Inschrift ›Herr, steh deiner göttlichen Gerechtigkeit bei‹ gemalt sein.«
    Hauser, Michael, Friedrich und Johannes blickten Peter und Matthias herausfordernd an. Ihre Blicke ließen keine Zweifel, dass sie von den Brüdern erwarteten, die Motive der Fahne zu zeigen.
    »Nein«, rief Peter bestürzt, der ihre Blicke richtig zu deuten wusste, »unser Vater hat uns befohlen, niemanden die Fahnenstücke zu zeigen, und wir mussten es schwören. »Nur getragen auf dem Herzen bringt sie Glück«, sagte er bei unserer abreise. Und da bleibt die Fahne auch – auf unseren Herzen.«
    Peter stand auf und blickte Matthias scharf an, der sich daraufhin ebenfalls von seinem Platz erhob. Beide verließen trotz des Regens die Hütte.
    Jacob Hauser hielt die Burschen nicht zurück, denn was sie gerade gesagt hatten, hatte ihn tief erschüttert. Kreidebleich wiederholte er flüsternd die Worte, die er früher schon einmal gehört hatte: »Nur getragen auf dem Herzen bringt sie Glück.«
    Ungläubig schüttelte er den Kopf. ›Sie könnten seine Söhne sein, aber auch genauso gut meine, denn blaue augen haben viele Menschen. Ihre Gesichtszüge‹, dachte er dann, ›nein, da war nichts auffälliges.‹
    Hausers Gedanken sprangen hin und her, und doch kam er zu keiner schlüssigen Erklärung. Schließlich beruhigte er sich in Gedanken:

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