Gabe des Blutes
Stöhnen aus. Sie wollte sich bewegen, doch ihr Körper rebellierte. Jeder Muskel schmerzte, und sie war ganz wund an den intimen Stellen. Sie hatte sich auf ihre naturheilkundlichen Fähigkeiten verlassen, um dieser Art von Leiden vorzubeugen, doch sie nahm an, dass sie ein bisschen mehr hätte schlafen sollen, damit ihr Körper Zeit zum Heilen gehabt hätte. Sie hatte die Zeit, während der Schneesturm tobte, mit Reule im Bett verbracht. Zwei Tage und drei Nächte.
Sie blickte zum Fenster und blinzelte ins Licht, um zu sehen, wie das Wetter war. Sie konnte kein heftiges Schneegestöber erkennen. Ein gutes Zeichen. Oder eine Enttäuschung. Sie stöhnte über sich selbst. Sie wurde langsam zur Sklavin ihres Hungers nach Sex. Reules Hunger nach Sex. Er schien nicht genug von ihr bekommen zu können, und sie schien nicht genug davon bekommen zu können, auf so unersättliche Weise begehrt zu werden.
Gegen eine kleine Pause hätte sie jedoch nichts einzuwenden. Sie strich sich die Haare zurück und drehte langsam den Kopf, um Reule anzuschauen. Er lag auf dem Rücken und schlief tief und fest, den nackten Körper auf seiner Seite des Bettes ausgestreckt, und nur ein Laken über dem Oberschenkel. Dieses Laken und ihr Körper waren das Einzige, was ihm in dem eiskalten Raum Wärme spendete. Die Kälte zwang sie, sich zu bewegen, und sie griff nach der warmen Decke, unter der sie lag, und zog sie über ihn. Er rührte sich nicht, und sie musste ein Kichern unterdrücken. Er war noch erschöpfter als sie. Sie hatte sich anscheinend besser erholt, als sie gedacht hätte.
Sie schlüpfte aus dem riesigen, erhöht stehenden Bett und zitterte wie Espenlaub, als sie nach Reules Morgenrock griff und sich in den flauschig warmen Strickstoff hüllte. Sie liebte diesen Morgenrock und hatte ihm gesagt, dass sie ihn stehlen wollte. Also machte sie ihre Ankündigung wahr und huschte, nach einem kurzen Blick hinaus auf den Gang, auf die andere Seite in ihre eigenen Räume.
Sie schloss fest die Tür hinter sich und lehnte sich seufzend dagegen, als wäre sie gerade aus dem Gefängnis geflohen. Bei dem Gedanken musste sie kichern. Wenn das ein Gefängnis wäre, würde sie ein kriminelles Leben führen.
»Gut, hmm?«
Mystique rang nach Luft und fasste sich mit der Hand an den Hals. Sie blickte zu der grinsenden Blondine und stieß erleichtert den Atem aus. »Lia! Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt!«
»Ich habe gespürt, dass du endlich aufgewacht bist, habe bemerkt, dass du deinem Gefängniswärter entfliehen wolltest, und gedacht, dass ich dich hier treffe«, erklärte sie und zeigte auf den Stuhl in dem kleinen Wohnzimmer, auf den Mystique sich gesetzt hatte.
»Weißt du, ich glaube, Amando ist der Einzige, der dieser Art des Trauerns, wie du und Reule sie praktiziert, etwas abgewinnen könnte«, bemerkte sie. »Auch wenn es üblich ist, bis nach der Hochzeit zu warten, bevor man sich … äh …« Sie kicherte. »Nun, da ich noch Jungfrau bin, habe ich natürlich keine Ahnung, was ihr da treibt. Ich weiß es nur theoretisch, doch es muss einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis geben, denn ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mich drei Tage lang einschließe, um das zu tun, was man mir beschrieben hat.«
»Du könntest ein Paar beim Liebemachen ’pathisch erleben«, schlug Mystique schmunzelnd vor.
»Das wäre ungehörig … und pervers.« Sie kicherte. »Wieso, stellst du dich freiwillig zur Verfügung?«
»Du bist vielleicht eine ganz gute Telepathin, aber du bist nicht gut genug. Wenn Reule dich dabei erwischen würde, würde ihn wahrscheinlich der Schlag treffen.«
»Schlag. Stoß. Powackeln. Ich bin nicht wählerisch.«
»Liandra!« Mystique wollte sich ausschütten vor Lachen. »Du bist unverbesserlich.«
»Nein. Mir ist langweilig. Bitte, bitte reiß dich von deinen fleischlichen Begierden los und verbring ein bisschen Zeit mit mir, bevor ich völlig durchdrehe.«
»Wo ist Justas?«
»Justas! Bestimmt mit irgendwelchen Männerspielen beschäftigt. Er verehrt Reules Rudel. Jedes Mal, wenn wir hier zu Besuch sind, macht er begeistert mit, egal, was es ist.« Sie senkte die Stimme. »Darcio und Chayne sind am Ende des Gangs und spielen Eiserner Rubikon. Die armen Jungs. Ihnen ist so langweilig, und trotzdem wird von ihnen erwartet, dass sie hierbleiben. Sie haben ihre Kräfte gemessen. Ich habe die Ringkämpfe und die Ausdauerübungen genossen.« Liandra seufzte, und ein gieriger
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