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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Schattenmann?«, fragte er mürrisch. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit ruckartig auf die andere Seite des Bettes.
    Sie war leer.
    »Sie ist schon vor Stunden gegangen«, teilte Darcio ihm mit. »Ich würde Euch nicht stören oder Euch wecken, wenn es nicht dringend wäre, das weißt du genau.«
    Reule war jetzt hellwach. »Was ist los?«
    »Eine Patrouille ist zurückgekehrt mit der Nachricht, dass sich eine fremde Karawane der Stadt nähert.«
    »Eine Karawane?« Reule schwang die Beine über die Bettkante und fuhr sich erregt durch die Haare. »Darcio, es liegt beinahe ein Meter Schnee. Wer zum Teufel sollte bei dem Wetter unterwegs sein?«
    »Das ist ein Teil des Problems. Sabers Männer berichten, dass sie so etwas noch nie gesehen haben. Die Karawane ist auf Kufen unterwegs und hat Zugpferde. Sie haben Felle gegen die Kälte. Und eine berittene Vorhut. Doch sie führen offenbar keine Waren mit. Saber glaubt nicht, dass es ihnen um Handelsgeschäfte geht. Eine Armee ist es aber auch nicht«, versicherte er rasch, als er Reules Blick sah. »Nur ein Trupp Männer. Verdammt seltsam. Wie eine Jagdgesellschaft.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass sie keine Sánge jagen. Ich will mir meine gute Laune nicht verderben lassen.« Reule stand auf, sammelte seine Kleidungsstücke ein und streifte sie achtlos über, während er Darcios Bericht lauschte. »Vielleicht sind sie ganz harmlos. Eine Jagdgesellschaft, die sich im Sturm verirrt hat. Vielleicht von einem Stamm tief in den Wäldern, den wir noch nie gesehen haben.«
    »Im Moment bin ich einfach nur froh, dass es keine Schakale sind. Ich habe genug von den Mistkerlen.«
    »Ist Chayne bei Mystique? Wo ist sie?«
    »Sie und Liandra sind in der Krankenstation beschäftigt. Sie legen einen Vorrat an giftigen Zaubertränken an. Liandra scheint kein Medizingenie zu sein, darum verstehe ich nicht, wie Mystique sie bei der Stange hält.«
    Reule hielt beim Überziehen der Weste kurz inne und blickte seinen Schattenmann nachdenklich an, während ihm die bewundernden Worte wieder einfielen, die Liandra zu Mystique gesagt hatte. »Ich würde kein voreiliges Urteil über Liandra fällen«, bemerkte Reule einfach. »Ich glaube, Amandos Schwester hat ganz überraschende Seiten.«
    »Liandra«, knurrte Darcio, »ist viel zu fasziniert von Dingen, die für eine Frau ihres Standes unangemessen sind.«
    »Du meinst, sie ist willensstark und unabhängig und nicht so ein angemaltes Püppchen, wie so viele andere Frauen, die wir kennen?«
    »Ja. Ich meine, nein.« Darcio verzog verwirrt das Gesicht und starrte Reule starrte. »Was willst du damit andeuten?«, fragte er den Rudelführer unsicher.
    »Ich will gar nichts andeuten.« Reule zog die Stiefel an und griff nach einem schweren Umhang. »Du bist derjenige, der sich nicht entscheiden kann, ob Liandra lieber eine geistvolle Frau sein soll oder eine Statuette.«
    »Ehrlich gesagt …« Darcio hob die Stimme, während sie eilig auf den Gang traten, »es ist mir so oder so völlig egal. Warum reden wir überhaupt darüber? Das ist ein albernes Thema«, schimpfte Darcio, als sie kurz in sein Zimmer gingen, damit er sich ebenfalls etwas Warmes anziehen konnte.
    »Dann reden wir von etwas anderem. Hat Saber dir irgendwelche Zahlen genannt?«
    »Große. Natürlich keine Bedrohung für uns. Aber die Sánge außerhalb der Stadtmauern würden das nicht durchstehen. Saber verdoppelt bereits die Wachen und stellt für alle Fälle ein paar Trupps zusammen. Du weißt, dass Saber einen ’pathischen Sinn für Ärger hat, und er sagt, er empfängt keine richtigen Drohungen, aber er spürt auch, dass sich das ändern könnte, wenn wir mit der Situation nicht vorsichtig umgehen.«
    »Zum Teufel. Ich wünschte …« Reule sprach es nicht aus.
    Doch Darcio beendete den Satz. »Du wünschtest, Amando wäre hier.«
    »Er hatte diese besondere Art zu kommunizieren«, sagte Reule unnötigerweise.
    »Ich weiß«, stimmte der Schattenmann leise zu.
    Darcio folgte stumm den langen, zielstrebigen Schritten seines Primus, bis sie beinahe den Ausgang der Burg erreicht hatten. »Glaubst du, es ist vernünftig, dass Mystique und Liandra so viel Zeit miteinander verbringen?«
    »Schattenmann, ich werde meiner Frau nicht vorschreiben, mit wem sie Umgang haben darf. Was soll mit Liandra nicht stimmen?«
    Reule sah, dass Darcio finster dreinblickte, und er war überrascht von dessen Emotionen und davon, wie sehr er sich bemühte, sie nicht zu zeigen.
    Etwas an Liandra

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