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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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geneigt, die Angelegenheit mit Gewalt zu lösen, und ich hoffe, Ihr ebenfalls nicht.«
    »Euch glaube ich«, bemerkte Reule mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Knurren, während er seinen Zorn beeindruckend gut im Zaum hielt. Lothas konnte sich nicht vorstellen, dass er einer Gruppe gegenüber so gemäßigt aufgetreten wäre, die sich in seinem Zuhause aufhielt und seine Frau eine Hure und Mörderin nannte. »Den hier würde ich lieber als Zwischenmahlzeit im Asyl anbieten, als ihm zu vertrauen.«
    Lothas runzelte die Stirn. Er hatte gehört, dass die Sánge im wahrsten Sinne des Wortes ein blutdürstiges Volk waren, doch solche Worte aus dem Mund eines Regenten zu hören, erschreckte ihn. »Ich verstehe, dass Ihr so empfindet. Knar hat voreilig gehandelt, beleidigend und ohne Anstand, doch fairerweise muss ich die Prima fragen, ob sie tatsächlich die Frau ist, die wir suchen. Sie hat die Hautfarbe unseres Volkes, und es ist irgendwie seltsam …«
    »Wie heißt sie?«
    Die Männer schwiegen, als die einzige Frau im Raum schließlich das Wort ergriff. Sie nahm eine stolze Haltung an, das Kinn gerade, den Kopf erhoben und selbstbewusst, und sie sprach mit einer weichen, wohlklingenden Stimme.
    Und mit dem Akzent der Yesu.
    Sie richtete das Wort an ihren Ankläger, trat ein Stück vor, bis ihr Gemahl sie um die Taille fasste und sie aufhielt. Sie war ein mutiges kleines Ding, doch es war klug vom Primus, sie zu ihrem eigenen Schutz zurückzuhalten, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass Knar ihr nichts tun würde, solange ihre Leute um sie herum waren.
    »Wie heißt das Mädchen, nach dem Ihr sucht?«, fragte sie erneut.
    Knar sah aus, als wollte er sich auf sie stürzen, ihr zumindest ins Gesicht spucken, anstatt ihre Frage zu beantworten.
    »Sylva«, stieß er schließlich hervor, »das weißt du ganz genau!«
    »Sylva«, flüsterte sie, und sie glitt mit der Hand zu ihrer Taille, wo Reules Hand lag, und schloss sie um seine Finger. Sie hatte Angst, doch Lothas konnte nicht sagen, ob ihre Furcht daher rührte, weil sie schuldig war, oder von dem Vorwurf an sich.
    »Meine Herren«, sagte der Primus von Jeth und trat gebieterisch vor seine Frau. »Ich habe ein Bankett vorbereiten lassen, um Euch willkommen zu heißen. Ich glaube, das ist eine Angelegenheit, die wir besser bei Brot und Wein besprechen. Zivilisiert und so, wie die guten Sitten es verlangen«, fuhr Reule hastig fort. Es war klar, dass er irgendwelche Beleidigungen gegen seine Frau nicht länger dulden würde. Vor allem nicht an dem Tisch, an dem sie bewirtet wurden.
    »Ihr seid ein gerechter und großzügiger Mann, Primus Reule«, sagte Lothas liebenswürdig und verneigte sich. »Ich bin sicher, dass sich die Sache in einem vernünftigen Gespräch klären lässt.«
    »Sehr schön. Mein Diener Drago wird Euch zu Euren Räumen im obersten Stockwerk des Turms bringen. Ihr werdet sicher verstehen, dass ich Euren Aufenthalt auf dieses Stockwerk beschränken werde, bis wir die Angelegenheit geklärt haben.« Das war keine Frage, nur eine Feststellung. Lothas machte ihm deswegen auch keine Vorwürfe. Der Primus zeigte auf den würdevollen Mann, der sie zuvor eingelassen hatte. »Drago, sorg dafür, dass es ihnen an nichts fehlt. Komm, meine Liebe«, sagte Primus Reule in deutlich sanfterem Tonfall, während er ihre Hand voller Zuneigung an seine Lippen hob. Der Kuss war liebevoll und einen Herzschlag länger als nötig, und er war so intim, dass dem Zweiten Befehlshaber klar wurde, dass das Ganze nicht gespielt war. Sie war die Auserwählte des Primus, und Lothas wusste, dass ihm ein Kampf bevorstand.
    Er ahnte jedoch, dass Reule vernünftiger sein würde als Knar, deshalb war es nicht der Sánge-Primus, um den er sich Sorgen machte.

16
    Mystique bewahrte die Fassung, bis sie auf dem Treppenabsatz waren. Dann begann sie plötzlich zu zittern und zu schwanken, bis ihr die Knie versagten. Reule hob sie hoch, und sie schlang die Arme um ihn und verbarg ihr Gesicht an seinem Hals, während die Schattenmänner besorgt und mit verhaltenem Zorn zuschauten. Sie sagten nichts, denn sie wussten, dass Reule sich um sie kümmern würde, doch er spürte die unterdrückte Feindseligkeit gegenüber denen, die sie so angegriffen hatten. Er war stolz auf sie. Die Loyalität, die alle ihr erwiesen, war ihr eigenes Verdienst und nicht von ihm angeordnet.
    Reule wandte sich von ihnen ab und trug Mystique in sein Schlafzimmer, legte sie aufs Bett und stieg ebenfalls

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