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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Ihre Knie waren nur ein wenig dunkel von Abschürfungen. Allerdings sah er rote Entzündungen und blaue Flecken um die Fußknöchel und hinten an den Waden.
    An den Füßen gefesselt, an den Händen jedoch nicht? Reule war völlig verblüfft. Sein Blick glitt zu dem Dreieck aus schützenden Locken, wo die Oberschenkel sich trafen, dessen Farbe in nassem Zustand nicht genau zu bestimmen war. Er musste schwer schlucken, als ein Schwall wirrer Gefühle in ihm aufstieg. Zorn. Sorge. Mitgefühl. Angst .
    Er konnte die tiefe Angst nicht ertragen und richtete seine Aufmerksamkeit auf ein angenehmeres Gefühl. Neugier. Noch nie hatte er bei einer Frau so einen zarten Lockenflaum gesehen. Ohne zu überlegen, berührte er die blasse Innenseite eines Schenkels und glitt mit den Fingerspitzen über die nasse, seidenweiche Haut. Reule hatte gar nicht bemerkt, dass er das Tuch hatte fallen lassen. Waren diese spärlichen Locken so weich, wie sie aussahen, oder eher so drahtig wie die einer Sánge-Frau. Machte die reibende Bewegung beim Paaren sie empfindsamer? Wäre es leichter für ihn, mit seinen Fingern zwischen ihre Falten zu gleiten, um die Feuchtigkeit …
    Reule war schockiert von seinen Gedanken und riss die Hand aus dem Wasser, als hätte er sich verbrannt. Er war bestürzt, als er merkte, dass er schwer atmete und sein Penis hart war vor Erregung. Reule schämte sich. Was zum Teufel ist los mit mir? Er hatte dagesessen, wütend bei der Vorstellung, dass sie von diesen widerlichen Bastarden von Schakalen misshandelt worden war, und nun hatte er selbst daran gedacht, sie zu berühren! Er mochte ein Sánge sein, doch im Gegensatz zu der gängigen Meinung von Fremden war er kein wildes Tier !
    In seiner Verärgerung vergaß Reule, dass es einen riesigen Unterschied gab zwischen Denken und Handeln. Für einen Telepathen war das die schwierigste und wichtigste Lektion. Ein Geist konnte sich die tollsten Fantasien zurechtspinnen und großartige Pläne schmieden. Doch Fantasien waren etwas völlig anderes. Es war nicht fair, jemanden für jeden abseitigen Gedanken verantwortlich zu machen. Doch Reule wollte sich solche einfachen Regungen seines Verstands nicht verzeihen.
    Reule vergaß außerdem, wie heftig seine Gefühle andere treffen konnten, wenn sie seiner Kontrolle entglitten. Er wurde deutlich daran erinnert, als die Frau in seinen Armen mit einem traumatisierten Stöhnen und einem heftigen Zucken ihres Körpers erwachte. Er verlor das Gleichgewicht, als er ihren glitschigen Körper zu stützen und ihren Kopf über Wasser zu halten versuchte. Ihr Hintern sank zurück in seinen Schoß und gab ihm einen gewissen Hebel, während er verbal und mental versuchte, die wie von Sinnen um sich schlagende Frau zu beruhigen.
    »Schh. Ganz ruhig, Kébé . Dir passiert nichts«, versicherte er ihr und sandte ein Gefühl von Sicherheit an sie aus, in der Hoffnung, so seine bedrohliche emotionale Verwirrung wiedergutzumachen. Die Welle von Schmerz, die ihn mit ihr in Verbindung gebracht hatte, überkam ihn erneut, doch er stellte fest, dass sich in den Schmerz diesmal auch Angst mischte. »Ruhig, Kébé «, beruhigte er sie. »Ruhig, ich passe auf dich auf.«
    Auf einmal schien sie ihn zu hören. Zu verstehen. Sie hielt ganz plötzlich still, hob eine Hand und strich sich die nassen Haare so ruckartig aus dem Gesicht, dass er die Haarsträhnen klatschen hörte. Dann schaute sie ihn direkt an, und zum ersten Mal konnte er ihr Gesicht sehen. Eine Zeit lang schien jeder Muskel in seinem Körper von einer seltsamen Lähmung befallen zu sein, und Reule konnte nichts tun, als sie nur anzustarren.
    Es waren die Augen, die die stärkste Wirkung auf ihn hatten. Sie waren so unwirklich, so absolut ungewöhnlich, dass er sie einen Moment lang gar nicht erfassen konnte. Er bezweifelte, dass er so etwas jemals wieder zu sehen bekäme, und das war eine ziemlich extreme Vorstellung, wenn man bedachte, wie langlebig ihre Spezies war.
    Wie sollte er sie überhaupt beschreiben?, fragte er sich.
    Sie waren farblos.
    Nein. Das war nicht richtig. Sie waren viel zu bohrend, um leer zu sein. Sie waren kristallklar und trotzdem gleichzeitig weiß und silbern. Sie sahen genau gleich aus, und sie funkelten wie Diamanten. Geschliffen, wunderbar geformt, klare und kostbare Edelsteine mit einer Fassung aus Platin, um das einfallende Licht zu verstärken. Sie blinzelte mit dichten schwarzen und geschwungenen Wimpern, und in diesem Moment riss er sich vom Anblick

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