Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
Vom Netzwerk:
Selbstekel überkamen ihn, und er ließ sie unvermittelt los. Mit einem überraschten Aufschrei kippte sie rücklings von seinen Knien und fiel ins Wasser. Reule packte sie an den strampelnden Beinen und umfasste ihre Taille, zog sie aus dem Wasser und presste sie an sich. Sie keuchte und spuckte, während sie ihn an den Schultern packte. Ihre Oberschenkel schlangen sich mit aller Kraft um seine Hüften. Sie zitterte vor Schreck, und ihre Fingernägel bohrten sich in seine Haut, während das Wasser über ihr verärgertes Gesicht lief, das jetzt wieder von dicken Haarsträhnen verdeckt war. Entschuldigend schob er das Gewirr zur Seite.
    »Geht es dir gut? Es tut mir wirklich leid«, entschuldigte er sich.
    Anscheinend vergab sie ihm. Reule kam zu dem Schluss, als sie ihm die Arme fest um den Hals schlang und sich an ihn drückte. Doch die Umklammerung hatte etwas Verzweifeltes, und Reule verfluchte sich. Sie brauchte nicht auch noch Angst vor ihm zu haben.
    »Ganz ruhig. Das kommt nicht wieder vor«, versprach er ihr leise und zuckte, als er spürte, wie ihr Herz wild an seiner Brust pochte. »Ich nehme an, du kannst nicht schwimmen«, sagte er.
    Sie schniefte an seinem Hals, ein ersticktes Lachen, das ihm ein Lächeln entlockte. Die Situation war so unwirklich, dass er nicht überrascht war, als sie kicherte.
    »Hör zu«, sagte er leise an ihrem Ohr. »Du musst baden, essen und dich ausruhen. Ich hebe mir meine Fragen für später auf, in Ordnung?«
    »Ja«, flüsterte sie an seinem Hals.
    »Stillst du dann meine Neugier?«, fragte er sie.
    »Ja.«
    »Gut. Bist du verletzt? Wurdest du …? Haben sie …? Brauchst du einen Pharmazeuten?«
    Sie hob den Kopf und schniefte wegen des Wassers, das ihr in die Nase gelaufen war. »Nein«, sagte sie. »Ich brauche nur dich.«
    Er war so überrascht über die Bemerkung, dass sich seine Hand an ihrem bloßen Rücken anspannte. Es war, als wäre alles, was aus ihrem Mund kam, an einem alten verstaubten Platz in seinem Gehirn abgelegt gewesen. Fragen gingen ihm durch den Kopf, doch er hatte versprochen, sie erst später damit zu behelligen, und er hielt sich an seine Versprechen. Doch wie sollte er von einer solchen Bemerkung eine Überleitung finden?
    »Mein Primus!«
    Reule schloss die Augen und seufzte, während er sich ermahnte, in Zukunft vorsichtiger mit seinen Fragen zu sein. Mit unschuldigem Lächeln blickte er zu Pariedes. »Ja, Para?«
    »Lasst sofort das Kind los!«, befahl sie ihm gebieterisch und zeigte dabei auf die Frau, als wüsste er nicht, wen sie meinte. Das »Kind« reagierte, indem es seine Umklammerung so verstärkte, dass es ihn beinahe würgte.
    »Das würde ich, Para, nur sie scheint nicht die Absicht zu haben, mich loszulassen.« Besagte »sie« schüttelte zur Bestätigung heftig den Kopf.
    »Primus Reule, das ist völlig unpassend«, empörte sich Para händeringend.
    Bevor Reule antworten konnte, spürte er, wie die Frau in seinem Schoß zurückzuckte und ihren Griff lockerte, um ihm in die Augen zu schauen. Er spürte, wie sie die Finger in seinem Haar vergrub, während sich ihr Ausdruck in freudiges Erstaunen wandelte. Sie lächelte, und ihm wurde bewusst, dass er noch nie eine Frau gesehen hatte, die so ätherisch aussah. Sie schien überhaupt nicht real zu sein, mit diesem Ausdruck im Gesicht und mit dieser unterschwelligen Traurigkeit, die ihn noch immer umspülte wie eine angenehme Strömung.
    »Reule«, sagte sie leise mit melodischer Stimme. Reule blickte in ihre kristallenen Augen, und es schnürte ihm die Brust zu. »Reule«, sagte sie wieder und strich ihm mit der Hand von der Stirn zur Wange, zum Kiefer und dann über sein Kinn. Ihre Berührung war sanft und beinahe … fürsorglich.
    Reules Herzschlag beschleunigte sich und schmerzte in seiner vor unausgesprochenen Gefühlen engen Brust.
    Sie war wie ein Lichtblitz, der ihn am ganzen Körper getroffen hatte, bevor ihm überhaupt klar wurde, was es war. Er war benommen, sein Verstand unempfänglich für alles, was nicht sie beide betraf und das heiße, wohltuende Wasser und die Wärme ihrer eng umschlungenen Körper. Er bemerkte, dass sie ihm noch nicht einmal ihren Namen genannt hatte.
    »Wie heißt du?«, fragte er leise, während er mit dem Daumen eine wirre Haarsträhne beiseitestrich.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie.
    Die Diamanten schimmerten immer stärker, während ihre Augen sich mit Tränen füllten.

3
    Seltsamerweise war dieses Geständnis das Erste, was in Bezug auf sie

Weitere Kostenlose Bücher