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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Chayne, erstarrten. Delano, Saber und ein kleinerer Mann, in dem Reule den Pharmazeuten erkannte, hatten sich umgedreht, um ihren donnernden Primus anzuschauen. Rye, der hinter ihnen stand, als würde er das Ganze überwachen, war Reule am nächsten und wandte sich ebenfalls zu diesem um. Es stellte sich heraus, dass Delano und Saber versuchten, Chayne auf das Bett zu zwingen, damit der Pharmazeut ihn behandeln konnte. Wie Chayne sich nach einem so großen Blutverlust noch bewegen konnte, war Reule ein Rätsel.
    Der Primus war wütend und machte das mit einer Emanation so deutlich, dass er seine Rudelgefährten ins Taumeln brachte.
    »Verdammt!«, keuchte Rye und wich erschrocken von seinem Rudelführer zurück.
    »Uh!«, machte Delano und trat vom Bett zurück. Saber taumelte ebenfalls rückwärts und fuhr herum, um seinen Anführer anzustarren. Der Pharmazeut zuckte zusammen und bebte.
    »Zurück!«, befahl Reule, obwohl sie bereits zurückgetreten waren. »Könnte mir vielleicht jemand verraten, weshalb ihr mit einem verletzten Mann kämpft?« Doch ihnen war klar, dass Reule im Grunde fragte, wie sie es wagen konnten, Hand an Chayne zu legen, wo sie doch genau wussten, dass sie ihn so ganz sicher nicht umstimmen konnten. Chayne ließ sich nicht gern festhalten. Und in Anbetracht seiner jüngsten Gefangenschaft schon gar nicht.
    »Dieser geisteskranke Mistkerl wollte diese Vorrichtung an mir befestigen!«, knurrte Chayne und zeigte mit einem zitternden Arm auf den Pharmazeuten. Reule bemerkte, dass der Arm gebrochen war, als man ihn mit einem Metalldorn durchbohrt hatte.
    »Du liebe Güte«, stieß Reule hervor, als der Schmerz seines Rudelgefährten ihn traf. Trotzdem zwang er sich, näher zu treten. Mit Chaynes anderem Arm und mit seinen Beinen sah es auch nicht besser aus.
    Reule gefror das Blut in den Adern, als er die Vorrichtung entdeckte. Die Stahlzwingen waren fest an die Gliedmaßen geschraubt und sollten die gerichteten Knochen zusammenzuhalten. Oft war das jedoch mit schrecklichen Schmerzen und mit Muskelschwund im Verlaufe der Heilung verbunden. Die meisten entschieden sich für Schienen, wobei sie lieber eine Lähmung in Kauf nahmen, als es mit einer Schraubzwinge zu versuchen. Reule selbst hatte es einmal getan, als ein Schwerthieb ihm den Knochen im Oberarm gebrochen hatte. Vier Schienen an vier gebrochenen oder höchstwahrscheinlich zerschmetterten Knochen waren schon die Hölle, doch Schraubzwingen? Es war unvorstellbar, und er machte Chayne keinen Vorwurf, dass er sich trotz seiner Qualen mit aller Kraft dagegen wehrte.
    »Seit wann«, fragte Reule mit zusammengebissenen Zähnen, »widersetzen wir uns den Wünschen eines zurechnungsfähigen, selbstständigen Gefährten?«
    »Die Knochen sind zerschmettert, mein Primus«, stammelte der Pharmazeut, obwohl Reule gar nicht ihn gemeint hatte.
    Reule warf ihm einen finsteren Blick zu. Dann blickte er die anderen drei im Raum böse an. »Ich warte auf eine Antwort«, stieß er hervor und ließ dabei den Pharmazeuten völlig außer Acht.
    »Das haben wir nicht. Das w-würden wir nie tun!«, sagte Delano und fluchte, als er bemerkte, dass er ebenfalls stammelte. »Wir wollten ihn beruhigen, nachdem der Pharmazeut versucht hatte, ihm die Schraubzwinge anzulegen, doch er wurde immer wütender und hat um sich geschlagen. Reu … Mein Primus«, berichtigte er sich selbst, als er Reules finsteren Blick sah, »wir hatten alle irgendwann einmal mit Schraubzwingen zu tun. Wir wollten Chayne selbst entscheiden lassen. Es ist nur ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.«
    »Chayne …« Reule schob Delano zur Seite und blickte auf seinen Freund hinunter, der dalag und sich krümmte vor Schmerzen. »Sie werden keine Schraubzwingen benutzen. Du hast mein Wort. Aber du musst mir erlauben, dich ins Koma zu versetzen. Du sollst nicht unnötig leiden.«
    Chayne zitterte heftig, doch seine dunklen Augen, die ganz trüb waren vor Schmerzen, blickten zustimmend zu ihm auf. Es war schwer, ihn anzusehen und zu wissen, dass einige Knochen wahrscheinlich nicht mehr zu richten waren. Es war schlimmer als ein Todesurteil, und Reule spürte, dass sein Freund das wusste. Chayne wusste auch, dass keiner seiner Gefährten Mitleid mit ihm haben würde. Was Reule ihm anbot, war ein Gnadenakt. Ein Gnadenakt für einen Spielkameraden aus der Kindheit, den er so gut kannte wie sich selbst und der lieber sterben würde, als darum zu bitten.
    Allerdings konnte Chayne einer Bitte seines

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