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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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völlig egal. Sie kletterte aus dem Bett und raffte den Stoff ihres Nachthemds zusammen, das ihr zu lang war. Sie bewegte sich beinahe wie in Trance bis zu einem Frisiertisch und einem großen Spiegel. Sie sah in ihre eigenen Augen, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie wusste genau, dass Reule noch immer regungslos vor der Tür stand und schwer atmete. Mit leicht gesenktem Kopf blickte Mystique langsam an ihrem Spiegelbild hinunter. Der dünne Stoff, den sie trug, war tief ausgeschnitten und feucht vom Schweiß der Träume, die noch in ihr nachklangen. Sie ließ den Blick zu ihren Brüsten gleiten, das dunkle Rosa ihrer Brustwarzen war durch die helle Seide zu sehen, genau wie die Schatten und Wölbungen, die deutlich machten, dass sie trotz ihrer zarten Gestalt und der Unterernährung ein sinnliches weibliches Wesen war.
    Sie hörte genau auf ihre geschärften Sinne. Und sie wurde nicht enttäuscht. Reule sog keuchend die Luft ein, und sie hörte, wie seine Finger den Messingtürknauf umklammerten. Sie atmete langsam ein, und ihr durchtriebenes Lächeln wurde immer breiter, je stärker die Wärme und der Geruch eines deutlich erregten Mannes wurden. Sie ergötzte sich an seinem Herzklopfen und aalte sich in den veränderten Pheromonen, die seine erhitzte Haut aussandte.
    Dabei befanden sie sich nicht einmal im selben Raum.
    Mystique wünschte, sie wäre allein. Vielleicht hätte sie die schmalen Träger ihres Nachthemds gefasst und …
    » Genug!«, flüsterte er bestimmt, und der barsche Befehl erschreckte sie. » Himmelherrgott, du teuflische kleine Hexe«, stießerhitzighervor , »du willst mich absichtlich aus der Reserve locken!«
    » Du denkst also, ich spiele Spielchen?«, murmelte sie in Gedanken. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich weiß, wie das geht oder ob ich gut darin bin.«
    »Wie nennst du das, wenn nicht ein Spiel?«, fragteerfordernd . »Du folgst bestimmten Schritten auf ein bestimmtes Ziel zu; das ist wohl die Definition von Spiel. Doch glaub bloß nicht, dass du weißt, was du gewinnst, wenn du mich weiter provozierst.«
    Die plötzliche Gewissheit über ihre weibliche Macht war nicht zu übersehen. »Womit ich rechne, mein Primus, ist, dich anzulocken. Was ich weiß, ist, dass mir gefällt, was mit dir passiert, wenn du an mich denkst. Und ich genieße meine Reaktion darauf. Versuch ja nicht, mir Angst einzujagen.«
    Reule, der sich fast mit seinem ganzen Gewicht gegen die massive Tür gelehnt hatte, erschauerte. Es gab wenige Dinge, die so erregend waren wie eine selbstsichere Frau, die wusste, was sie wollte. Sie war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Unerwartet, erschreckend und imstande, ihn mit einem einzigen Schlag von Kopf bis Fuß erzittern zu lassen.
    Verdammt. Es war, als wäre sein kleiner Findling nur herbeigezaubert worden, um seine Sinne zu foltern. Sinne, die heftig auf sie reagierten. Als er prüfend an sich hinabblickte, sah er, dass die Nähte seines Schneiders auf eine harte Probe gestellt wurden.
    Es war nicht richtig, dachte er in sich hinein knurrend. Es konnte nicht richtig sein. Seine Rudelgefährten waren diejenigen, die Frauen nachstellten, die mit ihnen flirteten und mit allen schliefen, die ihren ungezügelten Appetit befriedigen konnten.
    Aber doch nicht er. Er hatte seine Bedürfnisse und Wünsche die ganze Zeit unter Kontrolle. Und doch schien dieser quälende Zustand seines Körpers, dieses unterschwellige Pulsieren, eindringlich nach der fremden Frau zu verlangen. Nach einer Frau, die wahrscheinlich nicht wusste, worauf sie sich da einließ. Nach einer Frau, die gerade einmal ein paar Tage in seinem Leben war!
    Flüche schossen durch Reules Verstand, als er sich schließlich von der Tür löste. Er schritt über den Boden aus Holz und Stein und über die Teppiche und hinterließ mit seinen Stiefeln Abdrücke, die seinem Zorn entsprachen. Schließlich brachte er seinen Körper wieder unter Kontrolle, nachdem er zu der allzu nahen Versuchung einer kleinen Schönheit mit Haaren von tiefem atemberaubenden Purpur auf Abstand gegangen war.
    Darcio saß in seinem Lieblingssessel vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum des Rudels, der sich direkt neben dem Speisesaal befand, die Beine entspannt auf die Ottomane vor sich gelegt. Er hatte die schlanken Finger verschränkt, und seine Hände ruhten mit den Handflächen nach unten auf seinem flachen Bauch. Die Augen unter seinen strohblonden Haaren, die glänzten und

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