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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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erklärte Reule und hob dabei die Stimme, um deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Meine Herren«, sagte er und drehte sie zu ihnen um, »ich möchte euch Mystique vorstellen. Mystique, das sind meine Rudelgefährten. Amando, oberster Gesandter«, begann er sie reihum vorzustellen. »Saber, oberster Verteidiger. Delano, oberster Vollstrecker, Rye, oberster Schwertführer.«
    Sie verneigten sich nacheinander, als sie vorgestellt wurden, wobei sie ihren neuen Namen murmelten. Mystique schaute jeden aufmerksam an und fragte sich, was die Titel bedeuteten, die sie trugen, und welche Aufgabe damit verbunden war. Schließlich blickte sie auf den leeren Stuhl.
    »Fehlt einer deiner Freunde?«, fragte sie Reule neugierig, als Amando von seinem Stuhl wegtrat, um sich hinter den leeren Stuhl gleich links davon zu stellen. So wurde der Platz zu Reules Linker frei.
    »Ja. Chayne ist krank«, erklärte Reule.
    Mystique mochte in der Sánge-Welt zwar noch ganz neu sein, doch sie bemerkte das leise Aufwallen von Emotionen, die durch jeden Einzelnen am Tisch liefen. Sie schloss daraus, dass Reules schlichte Erklärung nicht ganz der Wahrheit entsprach. Allerdings war es auch nicht ihre Angelegenheit, und so schwieg sie lieber, während sie sich setzte.
    »Wir hoffen, Ihr fühlt Euch besser«, sagte Rye, nachdem die Männer es sich wieder bequem gemacht hatten. »Ihr seht jedenfalls gut aus.«
    »Danke«, sagte sie. »Es geht mir viel besser. Und ich bin am Verhungern!«
    Die Bemerkung brachte ihr ein mitfühlendes männliches Schmunzeln ein, und sie verschränkte nervös die Hände im Schoß. Wie war es möglich, fragte sie sich, dass sie mit Reule und seiner herrischen Art problemlos klarkam und sich unter diesen Männern auf einmal klein und unsicher fühlte? Das entsprach nicht ihrer Natur. Irgendwie ahnte sie, dass es nie ein Problem für sie gewesen war, Männern auf Augenhöhe zu begegnen. Es musste etwas anderes sein, das sie nervös machte.
    Als die Diener mit Tabletts voller Speisen den Saal betraten, nutzte Mystique die Gelegenheit, Reule verstohlen einen Blick zuzuwerfen. Die Aufregung, die sie augenblicklich befiel, verursachte ihr eine Gänsehaut, und ein wohliger Schauer überlief sie. Er hatte vor dem Abendessen gebadet und sich umgezogen. Sie konnte es riechen – die wunderbare Seife, die er benutzte, die Feuchtigkeit, die noch immer in seinen Haaren hing, und den frischen Duft seiner Kleider. Weil sie direkt neben ihm saß, konnte sie die Wärme spüren, die von seinem Körper ausging. Er war der bei weitem bestaussehende Mann an einem Tisch voller attraktiver Männer.
    Er versetzte ihren ganzen Körper in sinnlichen Aufruhr. Ihr Puls beschleunigte sich, ihr wurde heiß, und sie atmete flach. Sie fragte sich, was er dachte. Dachte er über sie nach? War er böse auf sie wegen ihrer anfänglichen Koketterie? Fand er, dass sie hübsch aussah? Sie hoffte es. Sie mochte das Kleid sehr; Para hatte einen ziemlichen Aufwand betrieben, um etwas zum Anziehen zu finden, das ihr richtig passte, doch sie hatte bereits festgestellt, dass sie dieses Korsett schrecklicher fand als die Tatsache, dass sie ihren Namen nicht kannte. Warum um alles in der Welt trugen Sánge-Frauen diese lächerlichen Dinger? Para sagte, dass die Frauen damit ihre Figur betonten, doch als sie darauf hingewiesen hatte, dass sie durch das Hungern ihre Figur verloren hatte, war Para einfach darüber hinweggegangen und hatte sie trotzdem in das blöde Gestell gezwängt.
    Als Mystique sah, dass Reules Blick ziemlich oft in ihre Richtung ging, während das Essen aufgetragen wurde, erkannte sie rasch, dass ihre steife, gerade Haltung, durch die ihre Brüste hervorquollen, ihr viel mehr schmeichelte, als ihr bewusst gewesen war. Sie setzte sich noch gerader hin und kicherte in sich hinein, als sie bemerkte, dass die Bewegung augenblicklich Reules Aufmerksamkeit auf sich zog. Vielleicht hatte so ein Korsett doch sein Gutes.
    Mystique fühlte sich auf einmal viel besser und selbstsicherer und setzte ein strahlendes Lächeln auf und begann sich mit den anderen am Tisch zu unterhalten. Schon nach dem ersten Gang, der Suppe, hatte sie herausgefunden, wer ihr gegenüber misstrauisch war und wer nicht. Saber und Delano waren zurückhaltend, jedoch höflich und ließen sie nicht einen Moment aus den Augen. Die beiden beobachteten sie, als wäre sie ein Puzzle, das es zusammenzusetzen galt. Darcio und Amando waren einnehmend und offen und sprühten vor Geist und

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