Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
Vom Netzwerk:
legte.
    Reule seufzte tief auf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, bevor er sich neben sie auf die Bank setzte. Er berührte Mystiques Gesicht, ein Impuls, wie ihm langsam bewusst wurde, der ihn immer öfter überkam. Doch er konnte ihn nicht unterdrücken. Ihre Haut war so zart, dass sie geradezu nach seiner Berührung zu verlangen schien. Er hatte jede Kontrolle verloren. Er ließ die Fingerspitzen über ihren Wangenknochen gleiten und spürte die Wärme ihrer Haut und die langen Wimpern.
    »Ich wusste, da war noch etwas«, sagte er und betrachtete ihre geschlossenen Augen und ihren scheinbar friedlichen Ausdruck. »Ich habe es in meiner Seele gespürt, dass da noch etwas anderes war als das, was wir äußerlich von dir wahrgenommen haben.« Reule schüttelte ungläubig den Kopf. Telemetrie und Naturheilkunde. Zwei seltene und mächtige Gaben, und sie hatte sie beide.
    Ungeduldig schüttelte Reule seine Ehrfurcht ab. Er hatte Wichtigeres zu tun. Er konnte später noch über die jüngsten Entwicklungen staunen. Er griff nach dem ruinierten Kleid und streifte es langsam von ihrem schlaffen Körper.
    Mystique regte sich, als ihre nackte Haut das Wasser berührte. Diesmal benutzte er keine Seife, um sie zu waschen, sondern ließ nur das Wasser selbst ihren Körper umspülen. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, ihr wehzutun, indem er etwas Falsches tat. Dabei war er sich gar nicht sicher, ob er das Richtige tat.
    Sie stöhnte leise auf und gleich darauf ein zweites Mal, und dann hob sie den Arm und schlang ihn um seinen Hals. Sie fand die vertraute Stelle an seinem Hals und legte ihr Gesicht darauf, und er ließ sich seufzend auf der Stufe nieder. Jedes Mal. Jedes Mal, wenn sie sich so an ihn lehnte, hatte er das gleiche Gefühl von … er konnte es nicht benennen. Er wusste nur, dass es sich gut anfühlte. Verdammt gut sogar.
    »Mystique«, murmelte er an ihrer Stirn. Er zog sie fester an sich, bis sich ihre weichen Brüste an seine Brust schmiegten und seine Hände auf ihrem Rücken lagen.
    »Reule«, sagte sie, und sein Name klang aus ihrem Mund wie ein zufriedenes Schnurren, während sie ihn fest umarmte.
    »Himmel, Kébé , du stellst meinen Verstand auf die Probe«, fluchte er leise und drückte ihr voll Dankbarkeit einen Kuss zwischen die Brauen. Er fasste den Arm um seinen Hals und zog ihn zu sich herunter, sodass er den Unterarm sehen konnte. Er ließ ihn durchs Wasser gleiten und wusch ihre frischen Wunden.
    Mystique zuckte zusammen und sog scharf die Luft ein.
    » Kébé , schau mich an«, sagte er streng. Ihre Wimpern flatterten, und sie öffnete die Augen. Sogar die waren blass und glanzlos, wie er feststellte. »Was kann ich für dich tun, Liebes? Sag mir, wie ich helfen kann.«
    Sie blickte lange zu ihm auf, und er konnte nichts anderes tun, als ihre Atemzüge zu zählen, während sie über die Antwort nachdachte.
    »Küsst du mich?«
    Reule blinzelte, überzeugt, dass er sie falsch verstanden hatte oder dass er einem Tagtraum nachhing. Doch als sie sich nachdenklich mit der Zunge über die pinkfarbenen Lippen fuhr, sie erwartungsvoll befeuchtete, wusste er, dass er sie vollkommen richtig verstanden hatte. Und er wusste auch, dass er aus tiefster Seele ihren Wunsch erfüllen wollte.
    »Mystique, ich wollte deine Schmerzen lindern«, wich er aus, als sein Blick über ihre geschwungenen und schimmernden Lippen wanderte. Er sah die kleine Einkerbung an der Oberlippe und wie sie angesichts seines leicht durchschaubaren Ausweichmanövers schmollte.
    Es war ein Schutzmechanismus, der ihn zögern ließ. Er hatte Angst, dass er sie für seinen eigenen Seelenfrieden zu sehr brauchte. Sie erinnerte sich nach und nach. Ob nun zufällig, instinktiv oder mittels ihres Gedächtnisses – doch es war offensichtlich, dass ihr Verstand sich erholte. Sie hatte ein Leben gehabt, bevor sie in seine Provinz gekommen war. Sie konnte gebunden sein. Oder … sie konnte auch Mutter sein.
    Die Vorstellung, sie könnte zu einem anderen Mann gehören, gesichtslose, namenlose Kinder haben, machte ihn einen Moment lang wütend. Sein ganzes Wesen wehrte sich gegen den Gedanken, dass sie einem anderen gehören könnte. Aber warum nur? Er wusste doch kaum etwas über sie. Warum passierte ihm das? Warum empfand er dabei so intensiv, als würde seine ganze Welt zusammenbrechen, wenn man sie ihm wegnähme? Reules Hand packte reflexartig fester zu.
    »Reule, lass mich nicht darum betteln.«
    Bei der Antwort stockte ihm der

Weitere Kostenlose Bücher