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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Außerdem gibt es ein paar Dinge, um die ich mich kümmern muss.«
    Schlaues Mädchen , dachte Reule, als sich ihre Augen misstrauisch verengten.
    »Wirst du Rye wehtun?«
    »Nein.« Nicht, bevor die Zeremonie vorbei ist, dachte er, während erneut Wut in ihm aufflammte.
    »Warum beißt du dann die Zähne zusammen?«
    Reule seufzte und entspannte sich ein wenig. »Weil ich mit ihm morgen früh sprechen werde. Ich freue mich nicht darauf, denn ich musste Rye noch nie so streng bestrafen. Er ist normalerweise herzlich und sympathisch und nur beim Flirten gefährlich.«
    »Was dafür spricht, dass er aus Trauer gewalttätig geworden ist«, stellte sie fest.
    »Ich weiß«, sagte er und lehnte sich mit einem frustrierten Laut auf seiner Seite des Bettes zurück, während er einen Arm über die Augen legte. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, Mystique. Sein Verhalten muss spürbare Konsequenzen haben, auch wenn ich weiß, dass du mit der Anwendung von Gewalt überhaupt nicht einverstanden bist. Wie soll ich es euch beiden recht machen?«
    »Du kennst ihn gut genug, Reule, um zu wissen, wie man ihn bestraft, ohne daraus eine Kampfansage zu machen. Die Bestrafung muss angemessen sein, doch mildere sie in dem Wissen, dass er bereits schrecklich leidet.«
    »Ich denke darüber nach. Für heute Abend habe ich schon etwas, womit ich ihn ein bisschen quälen kann.«
    »Ach ja?«
    Er lachte, als sie versuchte, bemüht ungezwungen zu klingen. Etwas in ihr wollte, dass Rye für sein Verhalten bestraft wurde, auch wenn sie akzeptieren würde, dass es ohne Gewalt geschah.
    »Lass das nur meine Sorge sein. Du bist …«
    Ein kurzes Klopfen an der Tür unterbrach ihn, und Reule warf hastig die Bettdecke über ihren nackten Körper. Kaum lag die Decke auf ihr, da schwang auch schon die Tür auf, und Drago erschien. Er trug ein kleines Tablett und kam mit gewohntem Eifer hereingeeilt.
    »Mein Primus«, grüßte er Reule, ohne einen Blick auf das Bett zu werfen, »ich hoffe, Ihr habt wohl geruht. Die Zeremonie wird …«
    Der Sánge-Diener drehte sich um, als er das Tablett abstellen wollte, und erstarrte beim Anblick seines Herrn und der Frau, die sich fest an diesen schmiegte. Als er das blutrote Haar erkannte, schwankte er, und das Tablett knallte scheppernd auf den Tisch. Mystique hatte ihn noch nie so durcheinander gesehen; dabei war er normalerweise nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie erstickte das Lachen, indem sie ihr Gesicht an Reules nackte Schulter presste.
    »Mein …« Drago rang nach Luft und suchte nach Worten, sodass er aussah wie ein Fisch. Sie grunzte leise, und er selbst musste ein Kichern unterdrücken.
    »Wenn ich mich recht erinnere, dient das Anklopfen dazu, dem anderen die Gelegenheit zu geben, darauf zu reagieren«, murmelte Reule. Er wandte sich an Mystique. »Ist das nicht so, Liebling?« Ihre Reaktion war ein leises Kichern, das er als Ja auffasste. »Nun gut. Mystique stimmt mit mir überein.«
    Reule folterte den armen Kerl. Drago war schon seit Jahrzehnten bei ihm, und er hatte stets freien Zugang zu Reules Gemächern gehabt. Reule nahm normalerweise keine Frauen mit in sein Bett. Nie. Ihm behagte die Vorstellung nicht, dass eine Frau in seinen Privatgemächern Spuren hinterließ, weshalb er seine Geliebten stets woanders traf. Gut möglich, dass Drago die Tragweite dessen, was er da sah, begriff: die Verkündigung eines Ereignisses, das er, wie er oft beklagt hatte, wohl nicht mehr erleben würde.
    »Mein Primus! Ich bitte um Vergebung. Ich … natürlich hätte ich warten müssen. Es war … ähm … ausgesprochen unhöflich. Mylady Mystique, ich bitte vielmals um Entschuldigung«, stammelte der Diener, den Blick stur auf das Tablett gerichtet, das er auf einmal mit großem Eifer in Ordnung brachte. »Ich will nur eben etwas holen, was ich vergessen habe«, fuhr er fort und drängte zur Tür, ohne zum Bett zu blicken, »und ich komme wieder, um Euch dabei behilflich zu sein, Euch für die Zeremonie herzurichten, in … äh …«
    »Zehn Minuten«, half Reule ihm freundlicherweise.
    »Zehn Minuten. Genau. Entschuldigt mich, mein Primus.«
    Der Diener stürzte zur Tür hinaus und zog sie fest hinter sich zu, und Mystique brach endlich in schallendes Lachen aus.
    »Man könnte meinen, er hätte dich noch nie mit einer Frau gesehen.«
    »Nun, ich glaube nicht, dass er mich schon einmal gesehen hat«, murmelte Reule nachdenklich. »Jedenfalls bestimmt nicht in diesem Bett.«
    Ihr Lachen verstummte so

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