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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Jeth City einen Respektsbesuch abstatteten, ohne Angst und ohne Vorurteile. Er wusste, dass es womöglich nicht mehr zu seinen Lebzeiten geschah, doch er wünschte es sich.
    Drago war auffallend schweigsam, und Reule drehte sich um und sah, dass der Diener eine elegante schwarze Hose, ein schwarzes Hemd und die mit roten Stickereien verzierte goldene Weste und eine rubinrote Abendjacke ausbürstete. Er würde aussehen wie der oberste Rudelführer, der einem geschätzten Freund und Gefährten seinen größten Respekt erwies.
    Normalerweise teilte Drago ihm die Einzelheiten über die Vorbereitungen und die Vorgänge in der Burg mit, die für seinen Primus von Interesse sein konnten. Nicht auf geschwätzige Weise wie Para, sondern informativ und scharfsinnig. Sein Schweigen war beredt, und Reule wurde sich seines ausgesprochenen Missfallens bewusst.
    Er runzelte die Stirn. »Raus damit, Drago. Was beschäftigt dich?«
    »Ich bin nicht befugt, mich dazu zu äußern, mein Primus«, antwortete dieser höflich.
    Reule griff nach dem Morgenrock, den Drago ans Fußende des Bettes gelegt hatte, und zog ihn an. Er blickte den Diener erneut an. »Spiel nicht den diskreten Diener bei mir, Drago. Wir wissen beide, dass das Blödsinn ist.«
    Drago drehte sich um, und seine dunklen Augen leuchteten vor mühsam unterdrückten Gefühlen. »Darf ich offen sprechen?«
    »Wenn du dich traust«, sagte Reule erwartungsvoll.
    »Wenn Ihr Euch traut«, versetzte Drago. »Wie könnt Ihr nur eine solche Frau in Euer Bett holen? Es ist schändlich und ungehörig! Ihr missachtet vollkommen …«
    Drago verstummte mit einem Quieken, als er plötzlich Auge in Auge mit seinem Primus stand, aus dessen Kehle ein leises, wildes Knurren drang.
    »Hüte deine Zunge, was Mystique betrifft, Diener, oder du kannst dich daran laben!«
    »Das werde ich nicht, und ich bitte um Verzeihung, mein Primus, aber wie könnt Ihr es wagen, eine so wunderbare Frau so schändlich zu behandeln! Über sie herzufallen wie über eine gewöhnliche … gewöhnliche … nun, sie ist nicht wie die Frauen, die Ihr gewöhnt seid! Sie ist gut und fürsorglich und weiß nicht, wie man mit einem erfahrenen Mann wie Euch umgeht!«
    Reule lachte schnaubend. Sie ging sehr gut mit ihm um, seit dem Augenblick, als sie ihn zum ersten Mal mit ihren Diamantaugen angesehen hatte. Der Rudelführer musste überrascht blinzeln, als Drago rot anlief vor Empörung. Die würdevolle Ausstrahlung des Mannes war verflogen, wie auch seine unerschütterliche Loyalität, während er bereit war, die Ehre eines …
    Eines Findelkinds zu verteidigen, das sich einen Namen gemacht hatte. Zuerst hatte er gedacht, dass Drago sie beschuldigen würde, indem er sie als gewöhnlich oder unter seiner Würde bezeichnete, doch in Wahrheit, wie er ein wenig erschrocken feststellte, benahm sich der Diener, als wäre das Gegenteil der Fall.
    »Drago«, sagte er in schneidendem Ton und hob abwehrend die Hand. »Denkst du so schlecht von deinem Primus? Du kennst mich schon fast mein ganzes Leben lang. Wann habe ich je ein unschuldiges Mädchen – das noch dazu fruchtbar ist – ins Bett geholt, ohne an die Konsequenzen zu denken?«
    »Nun, ich muss sagen, deshalb war ich so schockiert, als ich gesehen habe …« Drago blinzelte. »Ihr wollt also sagen, Ihr habt an die Konsequenzen gedacht?«
    »Erfreulicherweise«, sagte Reule trocken. »Gut zu wissen, dass mein Ehrgefühl so schnell in Zweifel gezogen wird, wo es doch die tragende Säule meiner Regentschaft sein sollte.«
    »Oh, aber ich …! Das heißt, ich wollte nicht sagen … Nun, wahrscheinlich habe ich es doch gesagt, aber ich wusste, dass Ihr Euch sehr zu ihr hingezogen fühlt, und ich dachte, dass Ihr vielleicht einfach die Kontrolle verloren habt … vor Trauer womöglich. Das ganze Rudel hat sich seltsam benommen.«
    »Sie trauern«, sagte Reule vorsichtig. »Wir haben nie zuvor einen Rudelangehörigen verloren.«
    »Es scheint so«, sagte Drago ernst, »als wäre Rye überhaupt nicht mehr er selbst, so streitsüchtig und zornig, wie er ist. Delano streift unablässig durch die Gänge und Zimmer. Saber geht auf der Mauer entlang und hält Wache, ohne zu schlafen. Chayne will sein Zimmer nicht verlassen, obwohl Mystique seine Heilung vor zwei Tagen abgeschlossen hat. Und Darcio …«
    »Was ist mit meinem Leibwächter?«, drängte Reule.
    »Schon die Tatsache, dass Ihr es nicht wisst, sollte Euch zu denken geben, mein Primus. Wann ist er Euch je freiwillig von

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