Gabriel - Duell der Engel
nebelgrauen Augen und lieÃen ihn noch verstörender wirken.
»Ey, mir isâ aufgefallen, dass du Probleme in Mathe hast.«
»Tatsächlich, Freud?« Keine Ahnung, was in mich gefahren war. Wahrscheinlich wollte ich mich für den Sarkasmus rächen. Ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Doch Seraphin lachte nur leise.
»Ich kann dir helfen. Isâ kein Problem. Isâ eigentlich auch ganz einfach.«
»Ja, klar.« Ich verdrehte genervt die Augen.
»Nee, echt. Pass auf, Kurvendiskussionen folgen immer dem gleichen Schema. Wenn du das drauf hast, isâ der Rest geschenkt. Zuerst untersucht man die Symmetrie, dazu â¦Â«
»Meine Herren, wisst ihr, was das Besondere an Stillarbeit ist?«
Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sich Udoriwitsch angeschlichen hatte. Dabei war er dafür bekannt. Man musste immer damit rechnen, dass er plötzlich hinter einem stand. Einfach so. Doch ich tat es nicht. Tat es nie.
So zuckte ich auch diesmal völlig perplex zusammen und wäre fast vom Stuhl gefallen. Seraphin lachte nur.
»Was ist denn so witzig?« Udoriwitsch durchbohrte ihn mit seinen kleinen Schlangenaugen.
»Nix!«, grinste Seraphin provozierend. »Aber was isân das Besondere an Stillarbeit? Erleuchten Sie uns mit Ihrer Weisheit!«
»Tja, das Besondere an Still arbeit ist, dass sie still ist. Kein Gerede! Keinen Mucks will ich hören!«
Seraphin sah ihn mit blankem Erstaunen an. »Tatsächlich?« Seine Verblüffung war perfekt gespielt. »Das tut mir wahnsinnig leid! Ich wusste das nich. Wissen Sie, an meiner alten Schule war Stillarbeit nämlich immer sehr laut.«
Verhaltenes Kichern machte sich breit. Udoriwitsch fuhr herum. »Dem Nächsten, der einen Mucks von sich gibt, brumme ich eine Extraaufgabe auf, nach deren Bearbeitung er nicht einmal mehr fähig ist, seiner eigenen Mutter zum Geburtstag zu gratulieren!«, bellte er. Hä? Ich suchte nach einem tieferen Sinn in diesen Worten, gab aber bald auf. »Random«, murmelte Seraphin neben mir leise. Er hatte Udoriwitsch wohl ziemlich aus dem Konzept gebracht.
»Und DU meldest dich nach der Stunde bei mir! Haben wir uns verstanden?«
Seraphin verschränkte nur die Arme und grinste breit.
»OB WIR UNS VERSTANDEN HABEN?!«
»Wer könnte Sie nicht verstehen?« Seraphin lehnte sich mit seinem Stuhl so weit zurück, dass er jeden Moment hinten überkippen konnte. Udoriwitschs Blick verriet ohne Zweifel, dass er sich genau das wünschte.
21. Mai 2012, 16:04 Uhr
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»Einmal Zitroneneis, die Dame! Und für den jungen Herrn Schokolade.«
Ãberrascht blickte Sonja zu Luigi hoch, dem Besitzer des Eiscafés. »Aber wir haben doch noch gar nichts bestellt.«
»Aber Signorina! Das war ja wohl nicht schwer zu erraten, was? Das geht heute übrigens aufs Haus!« Er zwinkerte uns verschwörerisch zu und balancierte das Tablett, auf dem noch zwei weitere Eisbecher standen, so schnell hinüber zum nächsten Tisch, dass wir nicht einmal mehr Zeit hatten, uns zu bedanken.
»Danke!«, riefen Sonja und ich ihm trotzdem gleichzeitig hinterher. Obwohl ich sein Gesicht nicht sah, war ich mir sicher, dass er lächelte.
Sonja wandte sich wieder mir zu, sah auf ihr Eis und zuckte mit den Achseln.
»Hmmm ⦠Irgendwie schmeckt das heute besonders gut!«, meinte sie, nachdem sie sich einen groÃen Löffel davon in den Mund geschoben hatte.
»Vielleicht, weil es umsonst ist!« Ich grinste. Sie grinste zurück.
»Los, jetzt erzähl mal!«
»Was denn?« Ich tat nichtsahnend.
»Ach, komm schon!« Sie stieà mich sachte an. »Du weiÃt genau, was ich meine!«
Ich warf ihr nur einen übertrieben fragenden Blick zu und hob unschuldig die Hände.
»Na, Seraphin! Heute in Mathe sah es so aus, als würdet ihr euch ganz gut verstehen! Der wollte ja gar nicht mehr aufhören, mit dir zu reden! Worüber habt ihr gesprochen?«
»Na ja, er hat mir Mathe erklärt â¦Â«
»Die ganze Zeit lang?«
»Ja, die ganze Zeit lang.« Tatsächlich hatte Seraphin, nachdem Udoriwitsch gegangen war, erst richtig losgelegt. Die ganze restliche Doppelstunde lang hatte er unter dem drohenden Blick unseres Mathelehrers über Kurvendiskussionen gesprochen. Wahrscheinlich aber nicht, um mir zu helfen, sondern nur, um Udoriwitsch zu ärgern.
»Und, hast du es verstanden?«, bohrte
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