Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
Vom Netzwerk:
aß er gemeinsam mit
seinem Kollegen Marc Haarmann zu Mittag, mit dem ihn seit
gemeinsamen Tagen auf der Polizeischule eine dicke Freundschaft
verband.
    »Mahlzeit Marc«, begrüßte Michael
seinen Freund. »Bei euch in der Mordkommission ist ja die Küche
mächtig am dampfen, wenn man den Buschtrommeln so glauben
darf.«
    »Stimmt, aber du weißt ja, wir sind
vergattert worden und müssen die Schnauze halten!«
    »Klar, wenn ich nachher aus dem
Kasino komme, weiß ich von nichts mehr. Mein Kurzzeitgedächtnis hat
in letzter Zeit ganz furchtbar gelitten«, meinte Michael grinsend.
»Na, dann lass uns gleich wenigstens ganz nach hinten ans Fenster
gehen. Wie ich dich kenne, gibst du ja sonst doch keine
Ruhe!«
    Beide holten sich Tablett und
Besteck. Einheitlich wählte jeder von ihnen das halbe Hähnchen mit
Pommes frites. Marc nahm sich noch eine Apfelschorle und Michael
hielt schon mal nach einem geeigneten Tisch Ausschau, den sie ganz
in der Ecke vor dem letzten Fenster fanden. »Dann schieß mal
los!«
    Marc wiederholte annähernd all das,
was er heute Morgen im Vortrag von Dr. Wehmayer an Neuigkeiten
erfahren hatte.
    »Das ist echt ein Hammer«,
kommentierte Michael, als Marc seinen Bericht beendet hatte. »Kann
man nur hoffen, dass da nicht noch was nachkommt. Scheint ja
irgendwie einen an der Klatsche zu haben, euer
Blumenfreund!«
    »Das kannst du aber laut sagen. Ich
hab auch so die Befürchtung«, antwortete Marc. »Dann lass mal
hören, was es Neues gibt von eurem merkwürdigen
Einbruch.«
    »Nichts Neues. Alter Stand. Da haben
wir es wohl beide mit zwei Spinnern zu tun. Aber unserer klaut nur.
Euer Psycho killt.«
    Nach ihrem Informationsaustausch
sprachen sie noch über das vergangene Wochenende und waren sich
einig, dass die Bayern mit ihrem Last-Minute-Tor in der
Nachspielzeit wie so oft Dusel gehabt hatten. »So werden die schon
wieder Meister«, meinte Michael und es klang wenig
begeistert.
    »Es ist wie immer. Ein Spiel dauert
90 Minuten und am Ende gewinnen die Bayern«, ergänzte Marc. Vor dem
Kasino verabschiedeten sich die beiden Freunde und gingen zurück zu
ihren Arbeitsplätzen.

 
    13
    Polizeipräsidium Wuppertal,
Mittwoch, 13. Mai, 10.00 Uhr
    Noch mehr Journalisten als
vorgestern hatten sich in dem viel zu kleinen Konferenzraum im
Präsidium schon fast eine halbe Stunde vor dem angesetzten Termin
versammelt. Auch die Leute von Radio Wuppertal und vom WDR waren
anwesend.
    Die Pressekonferenz lief so ab, dass
Dr. Wehmayer nochmals die schon am Montag bekannt gegebenen
Informationen in Kurzfassung wiederholte und noch ein paar
ergänzende Ausführungen machte. Am interessantesten war dabei der
bisher aus ermittlungstaktischen Gründen unterlassene Hinweis, dass
der Täter auf der Spielkarte seinen Namen - richtiger gesagt sein
Pseudonym - mit blauem Filzstift in großen Buchstaben notiert
hatte: GABRIEL. Dieser Umstand hatte dann auch dazu geführt, die
eingesetzte Sonderkommission entsprechend zu nennen. Direkt im
Anschluss an diese Mitteilung eröffnete der Staatsanwalt die
Fragestunde und bat darum, dass die Journalisten vor der jeweiligen
Frage ihren und den Namen ihres Auftraggebers nennen sollten. »Mein
Name ist Antje Schmidtbauer von der Westdeutschen Zeitung«, meldete
sich eine junge Frau in der ersten Reihe. »Vermuten Sie einen
Racheakt? Gabriel könnte für ›Todesengel‹ oder noch spezieller für
›Racheengel‹ stehen. Damit gäbe es für die Tat vielleicht einen
religiösen Hintergrund. Wie sehen Sie das?«
    »Das wäre denkbar. Momentan spricht
nach unserer überwiegend vertretenen Auffassung alles dafür, dass
es sich bei dem Täter um einen Psychopathen handelt, der eventuell
tief religiös verwurzelt ist und geschehenes Unrecht bestrafen
will. Wie gesagt, das ist nicht die einzig denkbare
Theorie.«
    »Sven Sörensen, WDR. Sie sprechen
wieder vom ›Täter‹. Ist damit die Theorie vom Tisch, dass es auch
eine Täterin sein könnte?«
    »Nicht ganz, aber es ist eher
unwahrscheinlich, dass es sich um eine Täterin handelt. Trotz der
Verwendung eines Faustmessers. Auch die Wucht der Messerstöße lässt
auf einen Mann schließen.«
    »Mike Carstens, Wuppertaler
Rundschau. Weil Sie gerade das Faustmesser erwähnen: Handelt es
sich nach Ihrer Einschätzung um denselben Täter wie im
Gerresheim-Fall?«
    »Die Frage ist zum jetzigen
Zeitpunkt schwer zu beantworten. Konkrete Hinweise haben wir nicht,
weil wir in beiden Fällen weder DNA noch Fingerabdrücke
sicherstellen

Weitere Kostenlose Bücher