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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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sich aus und stellte seine Kollegen vor,
die Lagier ebenfalls ihre Ausweise unter die Nase hielten. »Nehmen
Sie die Hände hoch und gehen Sie langsam rückwärts in Ihre
Wohnung.«
    Lagier wusste nicht, wie ihm
geschah. Die Furcht war ihm ins Gesicht geschrieben. Ganz langsam
bewegte er sich mit erhobenen Händen rückwärts. Auf die Frage, ob
noch jemand in der Wohnung sei, schüttelte er den Kopf. Es hatte
ihm die Sprache verschlagen. »Sie wissen, warum wir hier
sind?«
    »Wie sollte ich«, antwortete er.
»Ich hab keine Ahnung, was Sie von mir
wollen?!«
    »Sagt Ihnen der Name Gabriel
etwas?«
    »Ja, Sie meinen den aus der Bibel,
den Erzengel.«
    »Ganz richtig und seinen wieder
auferstandenen irdischen Nachfolger!«
    »Verstehe ich nicht!«
    »Sie verfolgen also nicht die
Nachrichten«, meinte er mit Blick auf den eingeschaltete Fernseher,
in dem gerade die Tagesschau lief, »und lesen auch keine Zeitung?«
erwiderte Fassbinder höhnisch und er merkte, wie der Ärger über die
Kaltschnäuzigkeit seines Gegenübers langsam in ihm
aufstieg.
    »Sie meinen diese Morde hier in
Wuppertal?«
    »Ganz recht. Kommt Ihr Gedächtnis so
langsam zurück?«
    »Klar, darüber habe ich gelesen.
Aber, verdammt noch mal, was hat das mit mir zu tun?«
    »Also so kommen wir nicht weiter.
Ich kläre Sie deshalb jetzt erst mal über Ihre Rechte auf. Sie
haben das Recht zu schweigen, aber alles, was Sie von jetzt an
sagen, kann gegen Sie verwendet werden!«
    »Soll das heißen, dass Sie mich
verhaften wollen?«
    »Nein. Aber wir werden Sie vorläufig
festnehmen und morgen im Laufe des Tages dem Haftrichter
vorführen.«
    »Und warum um alles in der Welt
wollen Sie mich festnehmen?« erwiderte Lagier wütend. »Wegen des
dringenden Tatverdachts, drei Frauen ermordet zu haben!«
    »Das gibt's doch gar nicht! Sind Sie
jetzt total übergeschnappt?«
    »Vorsicht! Sagen Sie jetzt lieber
nichts. Packen Sie das Nötigste ein und ziehen Sie sich eine Jacke
oder einen Mantel an. Wir werden Sie jetzt mitnehmen ins
Polizeipräsidium. Wo haben Sie Ihre Sachen?«
    »Im Schlafzimmer«, meinte Lagier
resignierend und schon etwas kleinlauter als noch vor wenigen
Augenblicken. »Meine beiden Kollegen werden Sie begleiten. Ich
werde mich inzwischen hier ein bisschen
umschauen.«     
    »Dürfen Sie das denn überhaupt?
Brauchen Sie da nicht einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Nein. Nicht bei Gefahr im Verzug!
Im Übrigen werden wir morgen ohnehin Ihre Wohnung auf den Kopf
stellen. Ich will nur mal einen flüchtigen Blick werfen, ob
…«
    »Da können Sie lange suchen«,
schnitt Lagier ihm das Wort ab, »da werden Sie nichts finden, was
Ihre absurden Vorwürfe erhärten würde. Aber suchen Sie ruhig!«
Damit verschwand er - begleitet von Marc und Phillip - im
Schlafzimmer.
    Die Festnahme war im Haus nicht
unbemerkt geblieben. Auf dem unteren Treppenabsatz hatten sich
einige Mitbewohner versammelt und wollten von dem Mieter in
Parterre Näheres erfahren. Als Fassbinder mit seinen Leuten und
Lagier, dem sie inzwischen Handschellen angelegt hatten, die Treppe
herunterkam, wandten sie sich ab, scheinbar mit einer anderen Sache
beschäftigt. Die Fahrt nach Barmen verlief schweigsam. Alle hingen
ihren Gedanken nach. Sie lieferten Lagier bei den wachhabenden
Beamten im Polizeipräsidium ab, die ihn in Gewahrsam
nahmen.
    Ein langer Tag ging zu Ende.
Fassbinder bedankte sich bei seinen Mitarbeitern. »Grüße deine Frau
von mir und sage ihr, es täte mir Leid, dass ich zurzeit so wenig
Rücksicht auf die familiären Interessen nehmen kann«, meinte er, an
Phillip gewandt.
    »Sie wird's verstehen. Das ist
wirklich von Vorteil, dass sie auch lange bei dem Laden gewesen
ist. Ich hoffe nur, dass nun wenigstens das kommende Wochenende
ruhiger wird.«
    »Das hoffe ich auch! Gute Nacht, ihr
Beiden!«

 
    29
    Polizeipräsidium Wuppertal, Freitag,
22. Mai, 8.30 Uhr
    Noch am Abend hatte Lagier darum
gebeten, man möge das Büro seines Anwalts so schnell wie möglich
verständigen. Als Leiter eines Reisebüros im Zentrum von Düsseldorf
hatte er viel mit der Sozietät Prof. Grainer, Dr. Janhssen,
Mattheis und Partner zu tun, die sich einen Namen als Fachanwälte
für Strafrecht erworben hatten. Aber auch die anderen Sparten
deckten sie ab, denn inzwischen zählten sie zu den größten
Kanzleien in Düsseldorf. Vor ein paar Jahren war er einmal wegen
Körperverletzung angeklagt gewesen, nachdem ein Geschäftspartner
Firmengelder unterschlagen und er ihn daraufhin etwas

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