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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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unsanft zur
Rede gestellt hatte. Dr. Janhssen hatte ihn gut verteidigt und so
war er mit einem blauen Auge davongekommen. Von einem der jüngeren
Kollegen war er in letzter Zeit auch verschiedene Male erfolgreich
in Wettbewerbsstreitigkeiten vertreten worden. Sofort am nächsten
Morgen erfolgte der Rückruf von Dr. Janhssen, nachdem seine
Sekretärin die gespeicherten Anrufe abgehört und ihn informiert
hatte. Er fragte bei Fassbinder nach, wann er seinen Mandanten
sprechen könne.
    »Wenn Sie wollen, sofort. Wann
können Sie hier sein?«
    »In einer Stunde. Passt das?« fragte
Dr. Janhssen. »Und ich möchte Sie bitten, mit der Befragung meines
Mandanten erst zu beginnen, wenn ich mit ihm gesprochen habe«,
sagte er mit Nachdruck.
    »Geht in Ordnung. Wir werden Ihrem
Mandanten mitteilen, dass Sie angerufen haben und gegen zehn hier
sein werden!«
    »Danke. Bis nachher!«
    Fassbinder informierte seine
Mitarbeiter und ließ sich über die neuesten Erkenntnisse berichten.
Viel war es nicht. Aber die letzte Besprechung lag ja auch erst
wenige Stunden zurück. Ein weiteres Mosaiksteinchen hatte sich ins
Bild gefügt. In einem mit Vera Corts geführten Telefonat hatte
Phillip erfahren, dass sie auf die Tische ausschließlich kleine
Vasen mit einer einzelnen rosafarbenen Rose stellte. Ihr Lieferant
sei ein holländischer Blumenladen, gleich bei ihr um die
Ecke.
    »Gabriel scheint also tatsächlich
mit diesen Rosen auf Veras Bistro hinweisen zu wollen«, stellte
Svea fest. »Zugleich könnte die Kombination von Rose und Lilie auch
Liebe und Tod symbolisieren.«
    »Oder Anfang und Ende …« ergänzte
Fassbinder. »Dann vielleicht auch das Ende einer Liebe«, meinte
Svea.
    »Das sind zwar alles Spekulationen,
aber ich denke, dass wir nicht weit weg von dem sind, was Gabriel
uns sagen will«, beendete Fassbinder den Dialog. »Marc, ich hätte
dich nachher gerne bei der Vernehmung dabei. Der Rechtsanwalt kommt
gegen zehn. Geht das klar?«
    »Ja, Chef. Ich bin mit Phillip in
meinem Büro. Wir wollen uns möglichst schnell auch mit Marcus Zeitz
in Verbindung setzen. Vielleicht kann er uns ein paar Hinweise zu
Lagier geben. Und interessant ist sicherlich auch, was er über die
gemeinsam besuchten Veranstaltungen zu berichten weiß.«

 
    30
    Polizeipräsidium Wuppertal, Freitag,
22. Mai, 10.20 Uhr
    Dr. Janhssen gehörte zu dieser
Generation von Anwälten, die trotz guter Examina erst durch die
Tretmühle einer gestandenen Anwaltskanzlei gehen mussten, um mit
einer Partnerschaft liebäugeln zu können. Inzwischen war er Anfang
fünfzig und seit ein paar Jahren Seniorpartner in einer großen
Düsseldorfer Kanzlei mit einem beachtlichen Anteil vom großen
Kuchen, der ihm zwei luxuriöse Urlaube im Jahr und auch sonst einen
komfortablen Lebensstandard erlaubte. Seine Figur hielt er durch
ein regelmäßiges Fitness-Training, das er morgens im Keller seines
Einfamilienhauses in Hilden absolvierte, in Form. Sein glatt
rasierter Kopf erinnerte an den eines Habichts, zum einen wegen
seiner scharf geschnittenen Nase, zum anderen wegen seiner
Angewohnheit, den Kopf beim Reden stoßartig nach vorne zu bewegen.
Auch seine bernsteinfarbenen Augen, die ständig in Bewegung waren,
verstärkten diesen Eindruck. Bei Gericht und bei seinen Kollegen
war er wegen seines scharfen Verstandes geschätzt und gefürchtet,
wenngleich er gelegentlich etwas zu spontan zu reagieren
pflegte. 
    Dr. Janhssen entschuldigte sich für
die Verspätung. »Leider habe ich auf der A 46 im Stau gestanden. Es
ist eine Krux mit den Baustellen.«
    »Kein Problem, wir haben noch ein
paar Arbeitsvorräte, so dass wir nicht Däumchen drehen mussten«,
scherzte Fassbinder und lockerte so gleich die Atmosphäre auf. Im
Laufe seiner langen Dienstzeit hatte er gelernt, erheblich besser
damit zu fahren, die Strafverteidiger nicht von vornherein als
humorlose Gesellen einzustufen.
    Auch der Leitende Oberstaatsanwalt
wohnte der Vernehmung bei. Dr. Janhssen und er kannten sich gut,
denn beide waren Mitglieder im Golfclub Haan-Düsseltal. Trotz der
etwas ungewöhnlichen Situation konnten sie Privates und Berufliches
trennen, auch wenn sie das vertraute »Du« beibehielten.
    Fassbinder nannte zunächst den
Tatvorwurf und begründete dann die vorläufige Festnahme. Besonders
wies er auf das Datum ›13. März 2009‹ hin, an dem sowohl der
Beschuldigte als auch das zweite Mordopfer eine Speed-Date-Party
hier in Wuppertal besucht hätten. »Und auf dieser Zufälligkeit
stützen Sie

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