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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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dass einer von beiden Einfluss auf
die Aussage von Frau Felgenhauer nehmen kann. Ich denke, sein Alibi
vom Dienstag steht auf wackeligen Füßen.«
    »Geht klar, Jürgen. Kannst dich
drauf verlassen. Ich ruf dich dann an, schätze so gegen halb zwei,
oder fax dir direkt das Protokoll zu.«
    Fassbinder nannte ihm seine Telefon-
und Faxnummer. »Vielen Dank für deine Hilfe. Dann bis
nachher!«
    »Tschüss, bis dann!«
    Fassbinder kam zurück in das
Vernehmungszimmer. Marc reichte ihm seinen Notizblock. Er hatte die
Zeit genutzt, um noch ein paar Fragen zu den weiteren als
Alibi-Zeugen genannten Personen zu stellen. Sehr akribisch hatte er
die vollständigen Namen und Adressen, privat wie beruflich,
notiert. Fassbinder und Dr. Wehmayer war klar, dass er auf diese
Weise hatte Zeit gewinnen wollen. Auf keinen Fall durfte der
Fahndungserfolg gefährdet werden. Dr. Janhssen war leicht genervt.
Die aufgeladene Atmosphäre war förmlich zu spüren. Denn natürlich
durchschaute er die Absicht. Lange hielt er sich zurück. Doch dann
platzte es aus ihm heraus. »Arnold, muss das denn jetzt wirklich
alles noch sein? Wenn Frau Felgenhauer die Aussage meines Mandanten
bestätigt, ist doch alles im Lot und es bedarf keiner weiteren
Zeugen!«
    »Du hast Recht, Folker … », sagte
Dr. Wehmayer und machte eine kurze Pause, während Dr. Janhssen
sichtlich erleichtert aufatmete, »… aber natürlich nur«, fuhr er
dann unbeirrt fort, »wenn seine Sekretärin das Alibi lückenlos
bestätigen kann. Und dein Mandant hat ja quasi schon eingeräumt, dass das nicht der Fall
ist…«
    »Aber es dreht sich doch höchstens
um eine Viertelstunde!« unterbrach Dr. Janhssen ihn.
    »Warten wir's ab. Ich schlage vor,
dein Mandant bleibt über Mittag weiterhin in unserem Gewahrsam und
wir beide gehen gemeinsam in unsere Kantine. Inzwischen kann
Hauptkommissar Fassbinder veranlassen, dass Frau Felgenhauer zum
Alibi deines Mandanten befragt wird«, schlug Dr. Wehmayer vor und
wollte bewusst den Eindruck erwecken, als rechnete er damit, dass
erst jetzt die entsprechenden Schritte eingeleitet würden. Auch er
war ein alter Fuchs.
    Spätestens in diesem Moment wusste
Dr. Janhssen, dass es ihm nicht gelingen würde, noch Einfluss auf
die Aussage der Sekretärin zu nehmen. Resignierend streckte er die
Waffen. »Ein akzeptabler Vorschlag. Dann gehe ich davon aus, dass
du auch veranlasst, dass wir gleich nach der Mittagspause einen
Termin bekommen, um meinen Mandanten dem Haftrichter
vorzuführen.«
    »Davon kannst du in der Tat
ausgehen«, meinte Dr. Wehmayer leicht süffisant.
    Er wandte sich an den
Hauptkommissar. »Bitte sorgen Sie dafür, dass unser Gast auch etwas
aus der Kantine zu essen bekommt. Und besorgen Sie uns einen Termin
beim Haftrichter. Kommen Sie dann nach?«
    »Nein, lassen Sie mal, es tut mir
ganz gut«, dabei strich er sich mit der Hand über den Bauch, »wenn
ich mal mittags eine Pause einlege. Außerdem gibt's ja auch noch
ein paar Dinge in Düsseldorf zu erledigen«, antwortete er und
zwinkerte dem Leitenden Oberstaatsanwalt unauffällig zu.

 
    31
    Königsallee 68, Düsseldorf, Freitag,
22. Mai, 12.10 Uhr
    Gemeinsam mit einem jüngeren
Kollegen betrat Horst Thiele das Reisebüro, legte seinen Ausweis
vor und fragte eine der Sachbearbeiterinnen nach Frau Felgenhauer.
»Gesa ist hinten im Büro. Ich bringe Sie hin.« Er stellte sich und
seinen Kollegen, Oberkommissar Carsten Clauss, vor, zeigte ihr
ebenfalls seinen Ausweis und nannte den Grund seines Kommens. »Wo
können wir uns ungestört unterhalten?«
    »Hier, ich stelle nur schnell mein
Telefon um«, antwortete sie freundlich und bat ihre Besucher, an
dem kleinen Besprechungstisch Platz zu nehmen.
    »Also, Frau Felgenhauer, es geht um
den vergangenen Dienstag, genau genommen um die Zeit zwischen 10.00
und 14.00 Uhr. Was wir schon wissen, ist, dass Sie mit Ihrem Chef
die regionale Tourismusbörse in der Wuppertaler Stadthalle besucht
haben.«
    »Richtig, wir waren bis abends gegen
sechs dort. Vielleicht auch noch ein bisschen länger, weil wir noch
die Unterlagen zusammenpacken mussten.«
    »Nur Sie und Ihr Chef?«
    »Ja, der Laden hier musste ja
weiterlaufen.«
    »Verstehe. Und wann genau haben Sie
Mittag gemacht?«
    »Also eigentlich gar
nicht.«
    »Was heißt eigentlich?«
    »Nun, ich hatte so Fingerfoods bzw.
Kanapees für unseren Stand bestellt. Und da habe ich auch einige
von gegessen.«
    »Und Ihr Chef?«
    »Ja, der auch. Aber nur
gelegentlich.«
    »Heißt das, dass er

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