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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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differieren)
    bisher keine Gewaltanwendung
(Ausnahme: letzter Mord)
    bisher keine DNA-Spuren (Ausnahme:
letzter Mord)
    Tattage: Sonntag, Dienstag,
Donnerstag 
    »Haben wir irgendetwas übersehen?«
ergriff Fassbinder anschließend wieder das Wort. »Svea, fällt dir
noch etwas auf, das Rückschlüsse auf seine Psyche
zulässt?«
    »Nein, momentan nicht. Aber
vielleicht sollten wir uns auch mit der Psyche der Frauen
beschäftigen. Gerade weil der Täter bei seinen Opfern keinen
bestimmten Typus gewählt hat, könnte deren Verhaltensmuster die
Ursache für sein Handeln sein.«
    »Mmh, und was haben wir da für
Anhaltspunkte?«
    »Wir könnten die anderen Teilnehmer
befragen … oder … die Karteikarten durchsehen.«
    »Aber auf denen stehen doch nur die
Daten, der ›Nickname‹, die E-Mail-Adresse und die Bewertung des
jeweiligen Partners. Und das auch nur in Form eines ›Nein‹ oder
eines ›Ja‹.«
    »Richtig, aber wir haben es aller
Wahrscheinlichkeit nach mit einem psychisch gestörten Täter zu tun.
Könnte es nicht sein, dass er sein Gegenüber - wie soll ich es
ausdrücken - anbetet, und sie will nichts von ihm wissen?! Mit
ihrem ›Nein‹ versetzen die Frauen ihm quasi einen Stoß - mitten in
sein Ego. Und diesen Stoß gibt er voller Hass zurück, indem er ihn
mehrfach ausführt. Immer wieder stößt er zu! Und dass es genau neun
Stiche sind, soll uns wieder einen zusätzlichen Hinweis geben, und
zwar auf die Neun-Minuten-Gespräche, die Basis für all das, was er
erleiden musste!«
    »Ein möglicher Aspekt«, erwiderte
Fassbinder ganz vorsichtig, denn er wollte nicht wieder den
Eindruck erwecken, sogleich auf diesen Zug aufzuspringen. Aber ihm
imponierte Svea, die sich trotz der falschen Spur mit dem Anagramm
gleich wieder einbrachte. Und der Rachegedanke schien ihm auch
ziemlich plausibel zu sein. »Okay, Svea. Lass dir von Marc die
Daten aus der Bistro-Datei überspielen und werte sie aus. Schaffst
du das bis nach dem Mittagessen?«
    »Kein Problem, bin gegen zwei in
Ihrem Büro!« Jetzt meldete sich Cora, die die ganze Zeit nur die
Daten und Fakten aufgeschrieben hatte, zu Wort. »Mir ist da eben
noch etwas aufgefallen, als ich in der Spalte Unterschiede die
verschiedenen Wochentage notierte. Zur Kontrolle habe ich noch mal
die Wochentage mit den Tattagen verglichen und in der
Monatsübersicht nachgeschaut. Die Tattage haben alle einen Abstand
von neun Tagen: Jeweils nach neun Tagen geschah ein neuer Mord.«
Cora war sich gar nicht darüber im Klaren, welch wesentliche
Erkenntnis sie da zu Tage gefördert hatte. Alle waren sprachlos.
Als Erster fand Fassbinder seine Sprache wieder. »Das ist wirklich
grandios! Ein Zeichen, das wir bisher übersehen haben. Mensch,
Cora! Alle Achtung!«
    Auch die Anderen geizten nicht mit
Komplimenten oder nickten zumindest bewundernd in ihre Richtung.
»Dann füge das mal unter Übereinstimmungen hinzu!« sagte Fassbinder
und sie schrieb: ›Abstand zwischen den Taten jeweils neun
Tage‹.
    »Leider kennen wir damit auch
zugleich unser neues Zeitfenster: Vor dem 6. Juni müssen wir
unseren Täter dingfest gemacht haben. Denn dass er mindestens noch
einen Mord plant, dafür spricht das letzte - noch ungelochte - »D«
auf der Herz-Dame-Spielkarte. Also ran an die Arbeit. Es bleibt uns
nur noch wenig Zeit!«

 
    43
    Gabriels Wohnung, Freitag, 29. Mai,
13.00 Uhr
    »Das war knapp«, murmelte Gabriel
vor sich hin, als er auf die Uhr sah und feststellte, dass seine
letzte Bestrafungsaktion exakt 24 Stunden zurücklag. Er stand vor
dem Spiegelschrank im Badezimmer. Gründlich untersuchte er - wie
schon gestern Abend - seine Nase und dann sein linkes Ohr, weil der
Schlag ihn zuerst im Gesicht getroffen hatte und dann seitlich
abgerutscht war. Die Nase kam ihm ein bisschen geschwollen vor.
Aber das konnte täuschen.
    So ein Biest, dachte er, sich an das
gestrige Geschehen erinnernd. Da ist es diesem kleinen Luder doch
beinahe gelungen, mich zu überlisten! Doch niemand, den der Herr
auserwählt hat, kann mir entkommen. Die sündigen Frauen müssen
begreifen, wie gütig und gnädig der Herr ist, wenn er ihnen
vergibt. Ich bin der Vollstrecker seines Willens. Durch mich wird
dem Weib die Gnade zuteil. Ich bin Gottes Diener, durch den er
Gerechtigkeit walten lässt. Die Sünden des Weibes werden durch mich
gesühnt. Gabriel war inzwischen in den Flur gegangen und vor seinem
Altar auf die Knie gesunken. Sein Oberkörper streckte sich. Mit
nach oben gereckten Armen, die Hände

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