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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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militärischer Typ gewesen. Anscheinend hatte die Verwandlung in einen Vampir sein modisches Interesse geweckt. Sein neuerliches Gelächter umhüllte Juliette wie unsichtbarer Samt.
    »W … werden sie mich töten oder w … was?«, stotterte sie und hasste das Zittern, das sie nicht stoppen konnte. Zweifellos würde sie sterben, eine bittere Erkenntnis.
    Eine Zeit lang beobachtete er sie schweigend. In seinen Saphiraugen brannte ein blaues Feuer. »Warum so neugierig, meine Kleine?«
    »Ich 1 … lasse mich nicht gern foltern.«
    Verständnisvoll nickte er. »Damit kennen Sie sich aus.«
    Also wusste er Bescheid über ihre früheren Lebenswege. Wenn sie auch keine Ahnung hatte, warum – das verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung. Was sie durchgemacht hatte, sollte ihr Mörder berücksichtigen.
    »Tut mir ehrlich leid, was der Alte Mann und seine vier Lieblinge Ihnen zugemutet haben, meine Kleine. Und dass Ihr jetziges Leben so enden muss. Denn Sie besitzen etwas, was ich dringend brauche.« Scheinbar hilflos zuckte er die Achseln. »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Dann tun Sie’s!«, zischte Juliette. Sie hatte es satt, ständig zu hören, sie würde sterben. Beinahe fand sie es besser, den Tod hinter sich zu bringen.
    Abraxos schenkte ihr ein mildes Lächeln, das seinem Gesicht eine poetische Wehmut verlieh. »Gut, warten Sie hier«, befahl er, schoss in den Himmel, und der Rückstoß hätte Juliette fast aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Verdattert starrte sie auf die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte. Was zum Teufel … Wohin flog er? Sie konnte nicht einmal die Richtung feststellen, in die er verschwunden war. »Hier warten?«, schrie sie in die Nacht. »Kann ich denn verdammt noch mal irgendwo hingehen?« Vage merkte sie, dass sie Gabriels Art, gelegentlich zu fluchen, übernommen hatte. Doch sie war vor allem verwirrt. Abraxos hatte sie auf einer Klippe zurückgelassen, dreißig Meter über dem Wasser und scharfkantigen Felsen. Wenn sie in der Dunkelheit davonlief, würde sie vermutlich in die Tiefe stürzen. Nicht zum ersten Mal. Und wenn sie hierblieb, würde der Vampir sie holen. Also war sie gefangen.
    Ein kalter Windstoß ließ sie frösteln, und sie schob ihre Hände in die Jackentaschen, um sich zu wärmen. Da streiften ihre Finger wieder das glatte Gold des Armbands, das Gabriel ihr geschenkt hatte. Sie zog es hervor und betrachtete die kunstvolle Inschrift, die schwach im Mondlicht schimmerte.
    Gefangen. Gefan …
    › … steck es einfach nur in deine Tasche. Es kann die übernatürlichen Fähigkeiten einer Person in ihrem Körper gefangen halten. Deshalb solltest du es stets bei dir tragen. ‹
    Sie hielt die Luft an, als in ihrem Gehirn ein fehlendes Puzzleteilchen klickend an die richtige Stelle rückte. Staunend schaute sie zum leeren Nachthimmel auf. Dann musterte sie wieder das Armband. Abraxos und die Adarianer wollten ihre Magie stehlen, indem sie ihr Blut tranken. Aber wenn sie ihre Macht in ihrem Körper gefangen hielt …
    Das musste der Sternenengel getan haben, von dem jener Absatz in dem Geschichtsbuch handelte. Diese Frau hatte ihre Fähigkeiten in sich eingeschlossen und sie dem Zauberer verweigert. Vielleicht werde ich so oder so sterben, dachte Juliette. Aber die Adarianer würden wenigstens nicht bekommen, was sie wollen, und die anderen Sternenengel eventuell verschonen.
    Sie suchte nach der Schließe des Armbands. Ohne es zu öffnen, konnte sie es nicht über ihr Handgelenk streifen. Versuchsweise schlug sie es gegen ihren Arm. Da zuckte ein greller Blitz auf. Geblendet schloss sie die Augen. Als sie die Lider wieder hob, umschloss das Armband ihren Unterarm.

31
    Kevin spürte, wie seine Männer ins derzeitige Quartier zurückkehrten. In der Luft lagen Schwingungen, die ihm verrieten, dass sie nicht mehr in Gefahr schwebten. Vor langer Zeit hatte er seine Fähigkeit erkannt, die anderen zu einem gewissen Zeitpunkt an einen bestimmten Ort zu beordern.
    Meist hielten sich die Adarianer aus den Angelegenheiten der Menschen heraus. Mit der Welt der Sterblichen hatten ihre Schlachten nichts zu tun. Trotzdem kam es manchmal zu ungeplanten Kämpfen, nicht zuletzt, weil die Adarianer nicht als einzige übernatürliche Kreaturen auf dem dritten Sonnenplaneten lebten. Nur selten gingen solche Scharmützel schief. Wenn es doch einmal passierte, funktionierte Kevins Rückrufmethode. Bedauerlicherweise nur dann oder wenn das Ziel das Kampfs erreicht war. Wäre er imstande

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