Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
nicht weiter. Um den Sternenengel nicht sofort zu töten, musste er seine Kraft und seine Wut mühsam bändigen. »Nehmen Sie das Ding ab!«, befahl er mit gleißenden Reißzähnen.
    »Beißen Sie mich doch!«, fauchte Juliette.
    »Mit Vergnügen! « Erneut krallte er seine Finger in ihre Locken, bog ihren Kopf zurück und betrachtete ihren schlanken Hals. Wie er in den letzten paar Nächten herausgefunden hatte, konnte ein Vampir sein Opfer auf zweierlei Arten beißen. Entweder hackte er seine Reißzähne einfach wie zwei Zinken einer Mistgabel seitlich in den Hals der Person, was ihr grausige Schmerzen bereitete. Oder er überflutete sie mit einem wilden Entzücken, das die Qualen vertrieb.
    Jetzt war er nicht in Geberlaune. Als er seine Reißzähne in den Hals des Sternenengels grub, nahm er Zweierlei wahr: Erstens Juliettes Schmerzen, die ihr einen gellenden Schrei entlockten und ihre Knie einknicken ließen. Und zweitens die Ekstase, die ihm das zarte Fleisch zwischen seinen Zähnen und der Geschmack des Blutes auf seiner Zunge schenkten. Hingerissen presste er die schlaffe Gestalt seines Opfers an seine Brust, und heiße Lust breitete sich in seinem ganzen Körper aus.
    Erst als er ein drittes oder viertes Mal schluckte, merkte er, dass etwas fehlte. Gewiss, es war das süßeste Blut, das er je gekostet hatte. Aber nur Blut. Keine Magie.
    Mit aller Kraft konzentrierte er sich. Irgendwie musste er Juliettes Macht zwingen, ihren Körper zu verlassen und in seinen zu dringen. Vergeblich. Nichts geschah, der Sternenengel in seinen Armen wurde immer schwächer. Verwirrt spürte er Juliettes Herz flattern, hörte sie in hilfloser Qual stöhnen. Was stimmte da nicht? Ich töte sie. Doch es ist sinnlos. Offenbar hielt das Armband die Magie in ihr fest und hinderte ihn daran, sich die ersehnten Fähigkeiten anzueignen.
    In Anbetracht dieser bitteren Erkenntnis zügelte er sein Verlangen. Er zog seine Reißzähne aus Juliettes Hals und starrte zwei tiefe dunkelrote Löcher an, aus denen das kostbare Sternenengelblut sickerte. »Nimm sie«, befahl er Mitchell, dem dunkelhaarigen Adarianer, dem er sie versprochen hatte.
    Mitchell empfing sie aus den Armen des Generals, ehe dieser neben Paul niederkniete. Kevins Magen krampfte sich zusammen, sein Herz tat weh. Zu viele hatte er in letzter Zeit verloren, einen eigenhändig getötet, und seine Welt wurde kleiner.
    Jetzt war der Herzschlag des Schwerverletzten kaum noch zu spüren, der Tod unaufhaltsam. Wenn Kevin zögerte, würde er alles, was diesen Adarianer ausmachte, verlieren. Und so neigte er sich zu seinem Soldaten hinab und flüsterte ihm ins Ohr: »Vergib mir.« Dann drehte er Pauls Kopf zur Seite, und seine Reißzähne versanken im Hals des Sterbenden.
    Ringsum schwiegen die Adarianer, als würden sie alles verstehen. Oder vielleicht waren sie zu schockiert, zu verängstigt, um zu protestieren. Was immer der Grund sein mochte, der Raum verwandelte sich in eine Leichenhalle, während der General Pauls Blut trank und dadurch dessen Fähigkeiten absorbierte.
    Nach dreißig Sekunden war es vorbei. Pauls Herz pochte nicht mehr, sein Leben war beendet. Kevin entfernte seine Zähne aus dem Hals des Soldaten, stand auf und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Schon jetzt spürte er die neue Magie, einsatzbereit. Er sah zu Juliette, die in Mitchells Armen lag, die Augen halb geschlossen, schwach, aber bei Bewusstsein.
    Wachsam, wenn auch hoffnungslos, beobachtete sie ihn. Wie ein Wolf nach erfolgreicher Jagd ging er zu ihr. »Wie kann ich mir das Armband aneignen?« Mit seiner ganzen Macht bedrängte er sie, denn er musste die Wahrheit erfahren. Sofort.
    Unter seinen Worten erschauerte sie und stöhnte, da seine Magie aphrodisierend auf ihren Körper wirkte. Wissend schaute Mitchell auf sie hinab. Dann fixierten seine glitzernden schwarzen Augen den General.
    Kevin strich Juliette das Haar aus dem Gesicht und wartete, bis sie die Lippen öffnete. Ihrer gequälten Kehle entrang sich nur ein heiseres Wispern: »Ich kann es abnehmen.«
    »Ja, das stimmt«, erklärte Mitchell, der in ihr Gehirn eingedrungen war. Diese Bestätigung benötigte Kevin nicht. Die Gabe, Gedanken zu lesen, war Vampiren zu eigen, und seine Verwandlung in einen Untoten war vollendet.
    Anscheinend konnte nur die Person das Armband abnehmen, die es angelegt hatte. Zuvor hatte Juliette es abgelehnt, das zu tun, und es hatte Paul das Leben gekostet. Wenn sie bei ihrer Weigerung blieb, würde es

Weitere Kostenlose Bücher