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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Trenchcoat, der an ein Leichentuch erinnerte und zu dem langen blauschwarzen Haar passte. Er glich einem lebenden Schatten.
    »Bitte, such Juliette.« Flehend schaute Gabriel in diese unglaublichen Augen. »Bevor es zu spät ist.«
    Az nahm sich keine Zeit für eine Antwort, sondern raste mit einem Windstoß in die Nacht davon, der Gabe umwarf. Als er sich in die Richtung wandte, die sein Bruder eingeschlagen hatte, sah er natürlich nichts.
    Dann schaute er auf die Straße und das Torfmoor. Michael und Max starrten ihn an. Auch von den letzten Adarianern fehlte jede Spur. Die beiden Erzengel waren mit ihrem Hüter allein.
     
    Während des rasenden schwindelerregenden Flugs, inmitten stürmischer Winde, konnte Juliette nur atmen, wenn sie das Gesicht am Hals ihres Entführers barg. Den rechten Arm um ihre Taille geschlungen, drückte er sie fest an sich, die Linke fast sanft um ihren Nacken gelegt. Aber seine Finger berührten drohend ihre Halsschlagader.
    Abraxos. Das wusste sie jetzt. Nur er konnte es sein, der General der Adarianer. Die ungeheure Macht, die er ausstrahlte, erstickte sie beinahe und übertraf sogar die vereinten Kräfte anderer Adarianer. Aber keiner der Erzengelbrüder hatte sie davor gewarnt, dass er ein Vampir war. Nur allzu deutlich spürte Juliette die dunkle Aura, und der böse Glanz in den schönen blauen Augen jagte ihr kalte Angst ein.
    Sie unterdrückte ihr Zittern und ihre Tränen, fest entschlossen, nicht zusammenzubrechen, nicht zu sterben. So viele Leben hatte sie überstanden. Und alle waren vergeudet gewesen, alle bis zu diesem, in dem sie endlich ihr wahres Wesen erkannt hatte. In dem sie Gabriel gefunden hatte.
    Doch jetzt lag sie in den Armen eines Mörders, eines skrupellosen Vampirs. Unter ihr gähnte ein Abgrund. Ein Sturz ins Ungewisse drohte ihr. Sie war gefangen.
    Gefangen?
    › Als er an ihr saugte, hielt sie ihre Magie in ihrem Innern fest, gefangen in den Tiefen ihrer Seele. Tür immer verweigerte sie ihm, was ihr Wesen ausmachte. ‹
    Juliette runzelte die Stirn. Warum dachte sie gerade jetzt wieder an jene Zeilen? Seit Samael ihr die rätselhaften Worte zugeflüstert hatte, erinnerte sie sich ständig an den Absatz in dem Geschichtsbuch, das Law für sie in ihrem Cottage hinterlegt hatte. Was mochte das bedeuten?
    Nun verlangsamte Abraxos den Flug, Juliette immer noch fest umfangen, und sie wagte, sich umzublicken. Offenbar würden sie landen. Der Wind veränderte sich, peitschte ihr das Haar ins Gesicht, der Sturzflug drehte ihr den Magen um. Weil sie den Boden nicht sehen wollte, der ihr entgegenraste, drückte sie ihren Kopf erneut an den Hals des Vampirs.
    Wenige Sekunden später, sie hatte sich schon auf einen harten Aufprall eingestellt, sorgte Abraxos für eine behutsame Landung, stellte sie auf die Füße und ließ sie los. »Jetzt können Sie wieder aufblicken«, hänselte er sie sanft. Seine tiefe, volltönende Stimme erinnerte sie an Azrael. Irgendwie muss dieser Klang mit dem Vampirsein zusammenhängen, dachte sie.
    Zitternd trat sie von Abraxos zurück und sondierte das Terrain. Sie standen auf einer zerklüfteten, mit Moos und Gras bewachsenen Klippe oberhalb der turbulenten See. »W … wo sind wir?« Ihre Lippen bewegten sich nicht richtig. Entweder war sie immer noch durchgefroren oder völlig verängstigt. Wahrscheinlich beides.
    »Im Süden von Stonehaven.« Lässig wies er auf das Land, das sich hinter ihm erstreckte. »Hinter dieser Anhöhe liegt ein Golfplatz.«
    Wo das war, wusste sie. Innerhalb weniger Minuten hatten sie nicht nur das Meer zwischen den Hebriden und der Hauptinsel überquert, sondern auch einen Großteil Schottlands. Nun befanden sie sich im Herzen von Eastern Scotland, nur eine kurze Autofahrt von Aberdeen entfernt.
    Ungläubig starrte sie den adarianischen Vampir an. Dreihundertfünfzig Meilen in fünf Minuten? Wozu war er sonst noch imstande? Und warum war sie unversehrt? Hätte ihr diese befremdliche Art zu reisen nicht zumindest die Haare ausreißen oder ihren Körper erfrieren lassen müssen?
    Lachend warf Abraxos seinen Kopf in den Nacken, und das klang trotz ihrer Angst einfach wunderbar. »Fabelhaft, nicht wahr, meine Kleine?«
    Juliette blinzelte verdutzt. »L … lesen Sie meine Gedanken?«
    »Natürlich«, gab er leichthin zu und hob die breiten Schultern. Er trug ein marineblaues Thermohemd, das seine Augenfarbe betonte, schwarze Jeans und einen schwarzen Ledergürtel. Wie Eleanor erklärt hatte, war er stets ein

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